Granit Xhaka hat bei Bayer 04 Leverkusen einen Vertrag bis 2028. Ob der 32-Jährige bleibt, steht aber noch nicht endgültig fest.
Kapitän oder AbflugXhaka und Bayer 04 - Versöhnung nach Verstimmung?

Bayers Torwart und Kapitän Lukas Hradecky (r.) mit Granit Xhaka.
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Es gibt diese Szene in der TV-Dokumentation über die historische erste Meisterschaft von Bayer 04 Leverkusen 2024, in der Xabi Alonso auf Granit Xhaka angesprochen wird. Die Augen des spanischen Trainers werden groß und er sagt in englischer Sprache – begleitet von intensiver Gestik: „Granit is key.“ Granit ist der Schlüssel.
Xhaka und Leverkusen – das ist das Paradebeispiel für einen Königstransfer. Der Schweizer kam im Sommer zuvor vom FC Arsenal und war fortan der Herrscher im zentralen Mittelfeld der Leverkusener Doublesieger-Mannschaft. Doch einen Sommer später steht die Zukunft des 32-Jährigen plötzlich in den Sternen. Xhaka hat in Leverkusen zwar noch einen Vertrag bis 2028, doch ein Wechsel in dem ab Dienstag geöffneten Transferfenster scheint noch nicht vom Tisch.
Die Gemengelage rund um den Führungsspieler ist derzeit etwas angespannt. Besonders Vater Ragip Xhaka spielt dabei wohl eine größere Rolle. Der gebürtige Jugoslawe soll im Hintergrund versuchen, Angebote für seinen Sohn einzuholen. Selbst Berater Jose Noguera soll dabei zuletzt nicht in alle Vorgänge eingeweiht gewesen sein. Ein mögliches Ziel für Xhaka war der AC Mailand. Der dortige Sportdirektor, Ex-Bundesligastürmer Igli Tare, konnte sich einen Transfer Xhakas zu Milan sehr gut vorstellen. Der Plan war, den Schweizer zusammen mit Luka Modric, der von Real Madrid kommen soll, das künftige Mittelfeld der Rossoneri organisieren zu lassen.
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Igli Tare trifft sich mit den Xhakas
Es kam zum Kontakt zwischen Tare und den Xhakas. Italienische Medien berichteten sogar bereits von mündlichen Einigungen über einen Dreijahresvertrag. Schließlich hatte dann aber ein Anruf von Tare in Leverkusen gereicht, um zu erkennen, dass dieser Deal nicht zustandekommen wird. Wie der „Kicker“ berichtete, hätte das Gesamtvolumen des Transfers mit Gehalt, Ablöse und Bonuszahlungen mehr als 40 Millionen Euro betragen. Viel zu viel für Milan. Leverkusen ist auch nicht gewillt, Xhaka ziehen zu lassen. Und wenn doch, dann nur für einen hohen Preis jenseits der 15-Millionen-Euro-Marke.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte Xhaka zum Ende der vergangenen Saison gemischte Signale an die Verantwortungsträger gesendet, was seine Zukunft bei der Werkself angeht. Alonso weg, Jonathan Tah weg, Florian Wirtz weg – es ergaben sich einige Fragezeichen bei Xhaka, die vor Urlaubsantritt auch nicht in Ausrufezeichen verwandelt werden konnten.
Auch wenn Xhaka und sein Berater stets betonten, nicht auf der Flucht zu sein, heizte Xhaka Ende Mai dann selbst die Gerüchteküche um einen Abschied von Bayer an. Bei der Verabschiedung seines Bruders Taulant Xhaka (34) vom FC Basel nahm Granit im St. Jakob-Park emotionsgeladen das Stadion-Mikrofon in die Hand und deutete eine Rückkehr nach Basel, wo seine Karriere zwischen 2003 und 2012 Anlauf nahm, an: „Ich kann euch eines sagen: Ein Xhaka geht, aber bald ist der andere auch wieder hier.“ Das kam bei Bayer 04 nicht besonders gut an. Der Mittelfeldspieler distanzierte sich dann intern auch wieder davon.
Dass sich Erik ten Hag hingegen nicht direkt nach seiner Ernennung zum neuen Cheftrainer bei Xhaka gemeldet hatte, kam überhaupt nicht gut beim Spieler an. Macht man das mit einem Schlüsselspieler? Mittlerweile sollen sich die Wogen aber wieder etwas geglättet haben. Ten Hag und Xhaka haben mittlerweile gesprochen, der Schweizer Rekordnationalspieler wird zum Trainingsauftakt mit dem Trainingslager in Brasilien in zwei Wochen erwartet.
In dieser Zeit in Rio de Janeiro soll dann auch entschieden werden, wie es mit Bayer 04 und Xhaka weitergeht. Es scheint sogar möglich, dass Xhaka in der kommenden Spielzeit die Kapitänsbinde von Torhüter Lukas Hradecky übernehmen wird. Allerdings sind sich die Verantwortlichen auch einig: Sie wollen Xhaka nur dann halten, wenn er auch zu 100 Prozent mit Herz und Kopf an einen neuen Titelanlauf mit Bayer 04 in geänderter personeller Konstellation glaubt. Andernfalls ist auch eine Trennung weiterhin denkbar.
Klar ist, dass Leverkusen in den vergangenen beiden Spielzeiten vor allem von zwei Spielern abhängig war: Florian Wirtz und Granit Xhaka. Spielte einer von beiden nicht, war der negative Effekt auf dem Rasen klar zu erkennen. Nach den Abgängen von Tah, Wirtz und Frimpong würde der Abschied von Xhaka den Kaderumbruch – besonders im Hinblick auf die Hierarchie – noch einmal deutlich vergrößern. Der Wunsch in der Führungsetage ist deshalb eindeutig, dass Xhaka, ten Hag und der gesamte Klub in der kommenden Spielzeit an einem Strang ziehen.