LeverkusenFür die Werkself ist nach dem Sieg über Schalke alles möglich

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Die Bayer-Profis bejubeln das erste Tor gegen Schalke

  • Mitten in der Bundesliga-Aufholjagd freuen sich alle auf Juventus Turin
  • Auf Platz sechs vor Bayern München ist die Spitze ganz nah

Leverkusen – Die Tabelle der Fußball-Bundesliga lügt nie und ist doch ein trügerischer Ort – ein wenig wie das Orakel von Delphi. Die Prophezeiung: „Im Dezember werdet ihr stehen vor dem FC Bayern München!“ hätte niemanden bei Bayer 04 Leverkusen zu dem Schluss verleitet, dass damit der sechste Tabellenplatz hätte gemeint sein können. Der sechste Tabellenplatz, einst ein Anzeichen von beginnendem Zurückfallen hinter die eigenen Ziele, ist im Dezember 2019 aber ein Sprungbrett der unbegrenzten Möglichkeiten. Nach dem hart erkämpften 2:1-Sieg über den FC Schalke 04 steht der Werksklub genau da. Mit einem Punkt vor dem FC Bayern, nur durch die Tore getrennt vom Vierten FC Schalke und sechs Punkte hinter Platz eins. „Die Bundesliga ist wieder ein bisschen spannender geworden“, sagte Geschäftsführer Rudi Völler schmunzelnd.

"Die drei Punkte heute waren sehr wichtig"

Lange Zeit bewegte sich Bayer 04 unter dem Radar. Fünf Heimspiele in Folge ohne Sieg hatten ihre Folgen auf dem Punktekonto hinterlassen. Ohne den sensationellen Sieg beim FC Bayern in der Woche zuvor wäre die Spitzengruppe schon außer Sichtweite geraten. „Die drei Punkte heute waren sehr wichtig“, sagte Trainer Peter Bosz, „ich bin sehr zufrieden.“ In einem vor Intensität dampfenden Spiel zeigte Bayer 04 in Bestbesetzung alle Gesichter, die dieser Kader annehmen kann. Eine Halbzeit lang war dies das Antlitz eines modernen, schnellen, aggressiven, technischen hochstehenden Fußballspiels, vor dem auch eine gute Bundesliga-Mannschaft kapitulieren muss. Schalke 04 wurde für ein Kollektiv-Versagen beim Verteidigen eines Eckstoßes in der 15. Minute durch ein Kopfballtor von Lucas Alario bestraft.

Danach brannte die Werkself eine halbe Stunde Überlegenheit ab, die zu weiteren Toren hätte führen müssen. Bellarabi und Havertz scheiterten jedoch aus aussichtsreicher Position, Alario traf aus Abseitsposition und ein halbes Dutzend Konterchancen wurden nicht konsequent zu Ende gespielt. Schalke kam nur einmal gefährlich durch Benito Raman vors Tor. „Da waren wir einigermaßen gut bedient“, gab Schalkes Trainer David Wagner zu. In der zweiten Halbzeit allerdings unterbrachen die Gäste den Spielfluss der Werkself durch noch mehr Kompaktheit und jubelten in der 51. Minute über den vermeintlichen Ausgleich von Rahman auf Pass von Oczipka. Der Video-Schiedsrichter bestätigte die Entscheidung und David Wagner ärgerte sich darüber, dass es im elektronischen Zeitalter kein „Im Zweifel für den Stürmer“ mehr gibt.

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„In der zweiten Halbzeit waren wir fußballerisch nicht mehr so gut“, sagte der Kollege Peter Bosz, „aber da haben wir gezeigt, dass wir auch beißen können.“ Mit dem grimmigen Gesicht der Willensstärke verteidigte Bayer 04 bis zur 81. Minute die knappe Führung, ehe mit dem 2:0 vermeintlich die Vorentscheidung gelang. Doch mitten in den Jubel hinein erzielte Raman nach einem Fehlpass von Baumgartlinger den Anschlusstreffer. Dies war das Gesicht der Leichtfertigkeit. „Das hat mich geärgert“, sagt Bosz. Aber mit dem Abpfiff hatte er seiner Mannschaft schon wieder vergeben.

„Jetzt haben wir gegen Juventus am Mittwoch ein Bonusspiel“, sagte Rudi Völler. Zum Abschluss der Gruppenphase hat Leverkusen die Chance, mit einem Sieg über Turin ins Achtelfinale einzuziehen, wenn Atlético Madrid gegen die bereits ausgeschiedenen Russen von Lokomotive Moskau nicht gewinnt. Über die Wahrscheinlichkeit wollte der Niederländer nur das sagen: „Wenn es eine Chance gibt, dann hat man auch eine Chance.“ Die Sicherheit, Gruppenplatz drei und die Teilnahme an der Europa League im neuen Jahr in der Tasche zu haben, macht Bayer 04 gelassen. Und das Wissen, Spiele wie in Wolfsburg, München und jetzt gegen Schalke auch dann zu gewinnen, wenn der schöne Fußball ausbleibt, ebenso.

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