2:1 gegen FC BayernSchiedsrichter entschuldigt sich nach Sieg für Bayer 04

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Exequiel Palacios (2.v.l) war Leverkusens Matchwinner beim Sieg gegen die Bayern.

Exequiel Palacios (2.v.l) war Leverkusens Matchwinner beim Sieg gegen die Bayern.

Bayer 04 Leverkusen besiegt den FC Bayern München. Es gab dabei reichlich Diskussionen um zwei Elfmeter.

Viele Fußball-Fans sehnen sich danach, endlich mal wieder einen Deutschen Meister zu sehen, der nicht FC Bayern München heißt. Bayer 04 Leverkusen ist aus dem Rennen in dieser Saison längst ausgestiegen, hat aber trotzdem wieder Spannung ins Titelrennen gebracht. Denn nach dem 2:1 (0:1) am Sonntagabend gehen die Bayern als Zweiter hinter Borussia Dortmund in die Länderspielpause.

Die Geschichte des Spiels schrieb vor allem Schiedsrichter Tobias Stieler. Der Unparteiische brachte das Kunststück fertig, zwei Mal auf Schwalbe von Amine Adli im Strafraum zu entscheiden, ihm Gelb zu zeigen, nur um dann jeweils vom Videoassistent korrigiert zu werden, Elfmeter zu geben und die Karte zu annullieren.

Stieler stellte sich nach der Partie. „Das war heute ein Paradebeispiel für perfekte Zusammenarbeit mit dem VAR“, sagte der Hamburger. „Er war mein Lebensretter und auch der für das Spiel. Ich habe zwei Mal auf dem Feld danebengelegen, zwei Mal danke an den Keller in Köln für die Richtigstellung. Meine Schiri-Seele weint etwas, aber die Fußballseele kann zufrieden sein.“ Von der Begegnung mit Adli berichtet er: „Wir haben uns geherzt. Er hat mir das Trikot versprochen. Mal sehen, ob es ankommt."

Bayer hatte sich den Sieg aber auch durch einen sehr leidenschaftlichen Auftritt verdient. Coach Xabi Alonso, der vor der Partie alles gegeben hatte, um auf seine Bayern-Vergangenheit nicht näher einzugehen, entschied sich im Duell mit seiner alten Liebe für einen interessanten Schachzug: Für den ansonsten gesetzten Jonathan Tah rückte Robert Andrich in die Zentrale der Dreierkette. Es sollte sich als gute Entscheidung herausstellen.

Joshua Kimmich mit 1:0 für FC Bayern

Dass es mit Bayer 04 seit einigen Wochen bergauf geht, war der Mannschaft dann auch von der ersten Sekunde an anzusehen. Mit viel Konzentration, Engagement und Mut verrichtete sie ihr Tagwerk.

Doch der Rekordmeister ließ sich davon in keiner Weise beeindrucken, holte sich über Ballbesitzpassagen Sicherheit und war dann eiskalt, als er Bayer doch einmal in den eigenen Strafraum gedrängt hatte: Frimpong unterlief eine Flanke von Joao Cancelo, Leon Goretzka legte auf den im Rückraum sträflich alleinstehenden Joshua Kimmich ab – 1:0 München.

Schiedsrichter Stieler stand kurz darauf erstmals im Fokus, als Kimmich im Strafraum in Florian Wirtz hineinrutschte. Der Münchner war aber zuvor von Kerem Demirbay gefoult worden, der  Elfmeterpfiff blieb also zu Recht aus.

Nach dem Seitenwechsel übertrieb es Stieler dann aber mit seiner Abneigung zum Strafstoß. Als Adli im Zweikampf mit Benjamin Pavard zu Boden ging, zückte der Unparteiische sogar zunächst Gelb wegen einer vermeintlichen Schwalbe. Doch zum Glück war Videoassistent Sören Storks aufmerksam und half bei der Aufklärung. Weltmeister Exequiel Palacios nahm sich des Elfmeters an und verwandelte trocken zum Ausgleich.

Bayer 04 spielte weiter sowohl defensiv als auch offensiv beherzt. Ein Klassenunterschied war keineswegs zu erkennen. Dabei hatte die Startelf der Bayern (rund 600 Millionen Euro) im Vergleich zur Werkself (rund 275 Millionen) mehr als den doppelten Transferwert.

Stieler wieder vom VAR korrigiert

Rund eine Viertelstunde vor Abpfiff musste sich Stieler dann erneut bei Adli entschuldigen. Diesmal hatte Dayot Upamecano ihn von den Beinen geholt. Wieder kam Stieler vom Bildschirm zurück und musste Abbitte leisten, zeigte auf den Punkt und zog Gelb zurück. Und wieder knallte Palacios den Ball ins linke Eck. Der Rest war eine große Party in Rot und Schwarz, weil Lukas Hradecky in der Schlussphase überragend hielt.

Alonso war sichtlich stolz auf seine Mannschaft. „Für uns ist der Sieg unglaublich“, sagte der Spanier, „um gegen die derzeit beste Mannschaft Europas zu gewinnen, muss man fast alles perfekt machen. Es war ein verdienter Sieg für uns.“

Dem wollte auch der Gegner nicht widersprechen. „Die Elfmeter waren korrekt und waren ein Sinnbild des Spiels. Ich hatte eine gute Sicht und wusste, dass es keine Schwalben waren. Im Sinne der Fairness war es gut, dass der VAR eingegriffen hat“, gab Bayern-Coach Julian Nagelsmann ohne Umschweife zu. „Wir waren heute das schlechtere Team und haben uns selbst richtig unter Druck gesetzt für das Duell mit Dortmund nach der Länderspielpause. Das müssen wir gewinnen, wenn wir den Titel holen wollen.“

Denn: Natürlich wollen die Münchener auch den elften Titel in Serie – da ist ihr der Wunsch nach einem anderen Meister von vielen Fußball-Fans ganz egal.

Leverkusen: Hradecky - Kossounou, Andrich, Tapsoba - Frimpong (90.+5 Fosu-Mensah), Palacios, Demirbay, Hincapié - Diaby (90.+1 Tah), Wirtz (84. Hlozek), Adli (84. Bakker); Bayern München: Y. Sommer - Pavard (56. Stanisic), Upamecano, de Ligt - Joao Cancelo (46. Gnabry), Kimmich, Davies - L. Sané, Goretzka (76. Tel) - Müller (46. Musiala), Mané (46. Coman).

Schiedsrichter: Stieler (Hamburg); Zuschauer: 30 210 (ausverkauft); Tore: 0:1 Kimmich (22.), 1:1 Palacios (55./Foulelfmeter), 2:1 Palacios (73./Foulelfmeter).

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