2:1-Sieg gegen FreiburgTraumtor eines Genies – Florian Wirtz verzückt die BayArena

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Florian Wirtz trifft zum 1:0 für Bayer 04 Leverkusen gegen den SC Freiburg.

Florian Wirtz trifft zum 1:0 für Bayer 04 Leverkusen gegen den SC Freiburg.

Mit dem zwölften Sieg im 13. Pflichtspiel verteidigt Bayer 04 die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga.

Es gibt Fußballfans, die ins Stadion gehen, um ihre Mannschaft zu sehen und zu unterstützen. Und es gibt Fußballfans, die für besondere Spieler ins Stadion kommen. Bei Bayer Leverkusen werden derzeit beide Gruppen glücklich. Die Mannschaft spielt dominanten, technisch feinen und erfolgreichen Fußball. Und mit Florian Wirtz haben sie einen Ausnahmespieler in ihren Reihen, der auf bestem Weg ist, einer der ganz Großen seines Sports zu werden. Den Beweis lieferte er beim 2:1-Erfolg am Sonntag gegen den SC Freiburg. Sein Treffer zum 1:0 erinnerte ganz stark an die Qualitäten des argentinischen Fußballgenies Lionel Messi.

Mit dem zwölften Sieg im 13. Pflichtspiel verteidigte Bayer 04 die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga und vergrößerte den Abstand auf die Verfolger aus Stuttgart und Dortmund. Trainer Xabi Alonso feierte zudem einen Vereinsrekord. Vor ihm gelang es keinem Bayer-04-Trainer, acht Pflichtspiele in Serie zu gewinnen. Damit löste der Spanier Klaus Toppmöller (Saison 2001/2002) als Rekordhalter ab.

Bayer 04 Leverkusen: Alonso setzt auf Automatismen

Alonso setzte gegen die Breisgauer wieder auf die Startelf, die er schon in sieben Bundesligaspielen zuvor aufgeboten hatte. Und diese Sicherheit und Automatismen in der Mannschaft zeigten sich von den ersten Sekunden an.

Mit dem Anpfiff übernahmen die Hausherren das Kommando und gaben den Ball nur ganz selten her. Mitte der ersten Hälfte hatten die Leverkusener 80 Prozent Ballbesitz, zur Pause standen 9:0 Ecken zu Buche. Doch trotz dieser totalen Dominanz fand die Alonso-Elf keinen Weg, um zu klaren Abschlüssen zu kommen. Das lag einerseits an sehr gut gestaffelt stehenden Freiburgern, die es immer wieder schafften, trotz der schnellen Ballzirkulationen am Ende eine gelungene Abwehraktion zu zeigen. Andererseits trafen die Leverkusener beim letzten Pass oder Dribbling auch mehrfach die falsche Entscheidung.

Bis Florian Wirtz sich entschied, den Freiburger Riegel auf seine ganz eigene Art zu durchbrechen. Der Nationalspieler, der schon unter der Woche in der Europa League beim 5:1 gegen Karabach Agdam einen Gala-Auftritt mit vier Scorerpunkten hingelegt hatte, kam in halbrechter Position im Strafraum an den Ball. 14 enge Ballkontakte, mindestens ebenso viele geschmeidige Hüftbewegungen und einen trockenen Abschluss mit dem linken Fuß später lag Jonas Höfler am Boden und die Bay-Arena sich in einer Mischung aus Ekstase und Ungläubigkeit in den Armen. Ein Tor für die Feinschmecker des Fußballs, ein Treffer für die Jahresrückblicke und die Auswahl zum Tor des Monats.

Florian Wirtz verzückt das Stadion: „Ein Wahnsinnstreffer“

„Ein Wahnsinnstreffer“, befand Sportgeschäftsführer Simon Rolfes und holte zum großen Lob aus: „Das ist die Qualität, die er hat. Was mir gefällt: Er entwickelt jetzt auch wieder mehr den Zug zum Tor. Das macht er super. Wenn eine kleine Lücke frei ist, zieht er durch. Er hat wieder diese Aggressivität, ist in den Zweikämpfen wieder stabiler, er macht da gerade einen Riesenschritt nach vorne.“

Umjubelter Torschütze: Florian Wirtz wird von Jonas Hofmann gefeiert.

Umjubelter Torschütze: Florian Wirtz wird von Jonas Hofmann gefeiert.

Besonders wegen dieses Glanzstücks, aber nicht nur deswegen, kamen die Leverkusener Anhänger unter den 30 210 Zuschauern in der ausverkauften Arena mal wieder voll auf ihre Kosten. Es ist einfach ein Genuss, dieser Mannschaft bei der Ausübung ihres Berufs zuzuschauen. Auch nach dem Seitenwechsel beherrschten die Hausherren das Spielgeschehen nach Belieben. Als Wirtz wieder durch die Freiburger Hintermannschaft tänzelte und Jonas Hofmann unter Zuhilfenahme des Rückens von Freiburg-Keeper Noah Atubolu das 2:0 erzielte, war eigentlich alles klar.

Werkself muss gegen Freiburg bis zum Ende zittern

Freiburg, Fünfter der Vorsaison und damit auch Europa-League-Teilnehmer, wirkte am Ende, hatte im Prinzip nicht den Hauch einer Chance, etwas Zählbares aus dieser Partie mitzunehmen. Wäre da nicht die altbekannte Schwäche nach Standardsituationen bei der Werkself. Nach einem Freistoß von Vincenzo Grifo köpfte der eingewechselte Manuel Gulde aus dem Nichts den Anschlusstreffer zum 1:2 (70.). „Das ärgert uns. Da müssen wir einfach besser werden“, betonte Rolfes.

Bayer 04 wackelte jetzt kurz, Lukas Hradecky verhinderte gegen Kiliann Sildillia den Ausgleich. Doch nun zeigten die Leverkusener eine andere Art Klasse: Sie verteidigten mit Herz gegen nun immer selbstbewusster auftretende Gäste. Da die Konterchancen nicht konsequent zu Ende gespielt wurden, musste die Werkself plötzlich doch bis zum Ende zittern.

Lob von Alonso: „Die Aktion von Wirtz vor dem 1:0 war sensationell“

„Das ist wichtig. Bei allen Dominanzphasen gibt es in der Saison und in diesem Spiel Phasen, in denen man mal die Bälle herausschlagen muss. Das gehört dazu. Dann ist Teamgeist, Kampfgeist und Laufbereitschaft gefragt. Das haben wir zum richtigen Zeitpunkt in die Waagschale geworfen und dann auch verdient gewonnen“, erklärte Rolfes.

Und Alonso ergänzte: „Es gibt immer Druck vom Gegner, das ist normal. Wir haben heute gelitten, aber auch zusammen verteidigt. Das ist ein Schlüssel zum Erfolg. Die Aktion von Florian Wirtz vor dem 1:0 war sensationell.“

Für Leverkusen geht es nun am Mittwoch in der zweiten Runde des DFB-Pokals weiter bei Drittligist SV Sandhausen. Danach wartet in der Bundesliga am Samstag das Gastspiel bei der TSG Hoffenheim.

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