3:0 gegen FC BayernWie es Bayer 04 gelang, den Rekordmeister zu dominieren

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Leverkusens Borja Iglesias, Florian Wirtz und Nathan Tella (l-r) feiern nach dem Spiel.

Leverkusens Borja Iglesias, Florian Wirtz und Nathan Tella (l-r) feiern nach dem Spiel.

Bayer 04 Leverkusen gewinnt mit 3:0 gegen den FC Bayern. Das sagen die Trainer zum Spiel.

Das Wichtigste zuerst

Bayer Leverkusen hat einen riesigen Schritt Richtung erster Meisterschaft in der Klubgeschichte gemacht. Das 3:0 gegen den Tabellenzweiten FC Bayern München bedeutet, dass die Werkself die Fußball-Bundesliga nun mit fünf Punkten Vorsprung anführt. Sie blieb somit auch im 31. Pflichtspiel in dieser Saison ungeschlagen. Während die Hausherren eine leidenschaftliche und spielerisch starke Vorstellungen lieferten, enttäuschten die Gäste auf ganzer Linie.

Das Spiel

Beide Trainer hatten angekündigt, sich nicht nach dem Gegner richten zu wollen - taten es dann aber doch. Bei Bayer 04 überraschte die erste Elf. Xabi Alonso entschied sich für Nathan Tella und Amine Adli anstelle von Jonas Hofmann und Patrik Schick. Die größte personelle Überraschung: Jeremie Frimpong saß auch nur auf der Bank. Dafür durfte Bayern-Leihgabe Josip Stanisic ran. Es sollte sich als kluger Schachzug erweisen. Die Bayern spielten - völlig ungewohnt - mit Dreierkette und spiegelten so das Leverkusener 3-4-2-1. Was nicht funktionierte.

Vor Anpfiff kam es auch bei dieser Partie zum Protest gegen den Einstieg von Investoren bei der DFL. Vor der Nordkurve hing ein Banner: "Die DFL hat hier nichts zu Kamelle(n)". Leverkusener und Bayern-Fans warfen dann Kamelle aller Art auf den Rasen und verzögerten so den Anpfiff um acht Minuten.

Danach kamen die Gäste besser aus den Startlöchern. Die ersten zehn Minuten gehörten den Gästen, die hoch pressten. Die Werkself spielte in dieser Phase vermeintlich mehr lange, hohe Bälle als in der gesamten Spielzeit zuvor. Doch nach und nach befreite sich die Alonso-Elf immer mehr und kam zu ersten Abschlüssen. Und dann musste wieder das überstrapazierte "ausgerechnet" herhalten: Ausgerechnet Stanisic erzielte die 1:0-Führung, als er am langen Pfosten lauerte und Robert Andrich den Ball knallhart an allen Bayern-Verteidigern vorbei genau dorthin brachte. Die Münchner Leihgabe verzichtete auf Jubelgesten.

Ab diesem Zeitpunkt hatte Bayer 04 das Spiel unter Kontrolle, hätte durch Tella, Jonathan Tah oder Adli auch höher in Führung gehen können. Die Bayern hatte nur zwei Abschlüsse durch Leon Goretzka und Leroy Sane, die jedoch nicht mal aufs Tor kamen.

Nach der Halbzeit spielte das frühe Tor von Alejandro Grimaldo nach Doppelpass mit Nathan Tella in Bayers Karten. Danach überließ Leverkusen dem Rekordmeister den Ball, verteidigte aber sehr aktiv und setzte auf Konter. Die Bayern fanden aber gar keine Lösungen und erspielten sich nicht eine einzige hochkarätige Chance. In der Nachspielzeit nutzte Jeremie Frimpong den letzten Angriff der Partie für den Schlusspunkt zum 3:0.

Das war gut

Bayer 04 nahm die Herausforderung an, auch ohne viel Ballbesitz das Spiel zu dominieren. Die Alonso-Elf verteidigten mit großer Leidenschaft und spielten sich vor allem im Konter reichlich Chancen heraus und erzielten in den richtigen Momenten die Tore. Es war eine herausragende Mannschaftsleistung.

Das war schlecht

Die Chancenverwertung hätte noch besser sein können, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Ansonsten lieferte die Werkself eine tadellose Leistung - vor allem in der Defensive.

Mann des Spiels

Josip Stanisic. Es hätten sicher auch andere Leverkusener an diesem Tag diesen Titel verdient, aber dass ausgerechnet die Bayern-Leihgabe den wichtigen Treffer zum 1:0 gemacht hat, ist einfach die Geschichte der Partie.

Moment des Spiels

Mitte der ersten Hälfte ging Granit Xhaka zu Boden, musste behandelt werden. „Ich hatte ein bisschen Sorge“, sagte Xabi Alonso später, „aber er ist ein Kämpfer, es war ein Leadership-Moment“. Xhaka, einer der wichtigsten Bayer-Akteure biss auf die Zähne, machte weiter - bis zum Ende. Wie es ihm geht? Alonso: „Wir werden sehen“.

Das sagen die Trainer

Xabi Alonso (Bayer 04 Leverkusen): „Es war eine sehr disziplinierte Leistung. Das erste Tor war sehr wichtig. Wir hatten nicht so oft den Ball wie sonst, waren aber dominant ohne Ball. Wir waren sehr kompakt, das ist nicht einfach gegen die Bayern. Der Sieg war sehr wichtig, aber es sind nur drei Punkte.“

Thomas Tuchel (FC Bayern München): „Glückwunsch zum Sieg. Er ist ein bisschen zu hoch. Wir haben gut angefangen und hohe Balleroberungen, dann aber auch leider leichte Ballverluste gehabt. Der Start war sehr gut, sehr dominant, dann haben sich einfache Fehler eingeschlichen. Beim 0:1 schlafen wir, das Tor darf man mit einer Fünferkette nicht bekommen. Wir waren nicht in der Lage, uns Torchancen herauszuspielen - auch nicht später mit fünf, sechs Offensivspielern auf dem Platz. Der Sieg geht in Ordnung, das müssen wir akzeptieren. Leverkusen hat die Chance genutzt, eine Lücke zu reißen.“

Das sagen wir

Rein faktisch ist es ein wichtiger Sieg für die Tabelle. Fünf Punkte Vorsprung und nun das bessere Torverhältnis sprechen jetzt klar für Bayer 04 im Meisterschaftskampf. Zudem war das 3:0 natürlich auch mental ein Wirkungstreffer für die Bayern. Für Leverkusen ist außerdem wichtig, zu sehen, dass sie ein Spiel auch ohne Ballbesitz dominieren können und somit nun eigentlich alle Facetten des Fußballspiels erfolgreich abdecken.

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