KommentarKai Havertz in der DFB-Elf – Weltstar in Wartestellung

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Kai Havertz (l.) wird für den auch in Nordirland schwachen Timo Werner eingewechselt.

  • Bei Bayer 04 Leverkusen entscheidet Kai Havertz Spiele im Alleingang, in der DFB-Elf ist er noch Ersatzmann.
  • Joachim Löw wird bereits ein falscher Umgang mit dem 20-Jährigen vorgeworfen.
  • Tatsächlich sollte der Bundestrainer dem Leverkusener zügig Einsätze von Beginn an ermöglichen.

Leverkusen – Auch Nordirlands Trainer war überrascht. „Wir hatten Sorgen wegen Kai Havertz und dachten, er würde beginnen“, sagte Michael O’Neill nach dem EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland, das am Montag dank insgesamt 20 starker Minuten der DFB-Elf mit 0:2 verloren ging.

Viele Beobachter und Experten hatten orakelt, dass Bundestrainer Joachim Löw dabei Kai Havertz in die Startelf beordern würde, Bayer 04 Leverkusens famosen 20-Jährigen, den künftigen 100-Millionen-Euro-Mann. Doch Löw tat das Unerwartete und verpasste Havertz wieder nur die Jokerrolle. Schnell wurden Vergleiche gezogen: Schlägt der Bundestrainer mit dem Wunderkind jenen fatalen Weg ein, den Löw 2018 bereits mit Leroy Sané beschritten hatte, als der Coach den Hochtalentierten nicht mit zur WM nahm und ein Fiasko in Russland erlebte? Eine erneute Ignoranz von gewaltigem Potenzial? Wohl kaum.

Havertz schwach gegen Holland und stark gegen Nordirland

Löw bat – wie bei so vielen Dingen – auch bei Havertz um Geduld. Serge Gnabry hätte ebenfalls eine Weile gebraucht, um in die Mannschaft zu finden. Anders als ein großer Teil der deutschen Fußball-Öffentlichkeit hat Havertz diese Geduld. Sonst würde er sich nicht noch ein Jahr Zeit in Leverkusen nehmen, bevor der Schritt zu einem internationalen Spitzenklub folgen wird. Startelf-Ansprüche für die DFB-Elf formulieren würde Havertz ohnehin nie. Er will, dass der Bundestrainer aus Leistungsgründen nicht an ihm vorbeikommt. Sein blasser Auftritt nach der Einwechslung gegen die Niederlande war dafür keine Eigenwerbung, die Szenen gegen Nordirland schon eher.

Der latent kritisierte Bundestrainer

Bis zum Kai Havertz im Bayer-04-Trikot, der Spiele an sich reißt und im Alleingang entscheidet, ist es allerdings noch ein Stück. Doch benötigt der 20-Jährige Einsätze von Beginn an, um eine ähnliche Rolle in der Nationalmannschaft zu erreichen. Joachim Löw sollte dieses Risiko, welches angesichts Havertz’ unbestrittenem Können kein wirkliches ist, bald eingehen. Der latent kritisierte Bundestrainer könnte selbst der größte Profiteur davon sein. Bis dahin bleibt Havertz ein Weltstar in Wartestellung.

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