Kommentar zur Bayer-KriseWarum eine Trennung von Bosz jetzt wenig Sinn ergibt

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Bayer-Trainer Peter Bosz 

Leverkusen – Ganz nüchtern betrachtet könnte man an der Krise von Bayer 04 Leverkusen mit einem Schulterzucken vorübergehen. Aus im Achtelfinale des DFB-Pokals. Na und? Aus vor dem Achtelfinales der Europa League? Na und? Beide Wettbewerbe hat Bayer 04 seit mehr als einem Vierteljahrhundert nicht gewonnen. Man wäre auch unter besten Umständen irgendwann sicher ausgeschieden. Dazu kommt Platz fünf in der Liga mit fünf Punkten Rückstand auf Platz vier. Na und? In den letzten zehn Jahren war der Organisation sechsmal der Einzug in die Königsklasse gelungen und viermal nicht. Mal so, mal so. Leverkusen halt.

Hier allerdings erhebt sich Widerspruch. Und zwar vom Werksklub selbst, der nicht müde wird, seine Ansprüche präzise zu formulieren: Top vier in der Liga. Um Titel mitspielen. In den Pokal-Wettbewerben weit kommen. International sichtbar sein. Daraus ergibt sich zurecht die Erwartungshaltung von außen. Gemessen an diesen Zielen gibt die Mannschaft seit Wochen ein erschreckendes Bild ab. Erst gingen Spiele trotz guter Leistung verloren, dann ging die gute Leistung verloren. Und jetzt fehlt es sogar an elementaren Dingen des Spiels wie einem tauglichen Torhüter.

Trainer Peter Bosz hat im Stakkato von Englischen Wochen, schweren Verletzungen, Corona-Fällen und Fehleinschätzungen viel von seiner Souveränität eingebüßt. Zuletzt war in den Darbietungen des Teams nicht einmal mehr der in der Vorrunde gepriesene Offensiv-Fußball zu erkennen. Dass seine Arbeit jetzt in den Fokus der Kritik gerät, ist im Hochleistungswettbewerb Profi-Fußball ganz normal.

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Welche Konsequenzen sich daraus ergeben, muss Bayer 04 Leverkusen entscheiden. Eine Trennung von Bosz zum aktuellen Zeitpunkt ergäbe wenig Sinn. Zu sehr trägt der Kader, die Art des Fußballs und die Entwicklung des Projekts seine Handschrift. Top-Trainer für solche Aufgaben sind zudem nicht verfügbar. Allerdings wird sich Bayer 04 irgendwann entscheiden müssen, welcher Klub man sein will. Einer, der achselzuckend durch seine Krise geht und darauf hofft, dass es irgendwann schon wieder besser wird. Oder einer, der sich mit Entschuldigungen nicht zufrieden gibt und seine Ziele konsequent verfolgt, wie es zum Beispiel RB Leipzig mit einem vergleichbaren finanziellen Aufwand tut. Diese Entscheidung, so hat es den Anschein, ist noch nicht gefallen.

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