Leverkusen in GladbachTopspiel vor 13.000 Puppen

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Bayer 04 spielt am Samstag in Mönchengladbach.

Leverkusen – Um das Experiment Bundesliga-Fortsetzung in der Corona-Krise nicht zu gefährden, geht die Isolation für alle am Profibetrieb der Klubs Beteiligten in abgeschwächter Form weiter. Vor dem Auftakt am vergangenen Wochenende wurde Bayer 04 Leverkusen in einem Hotel in Wermelskirchen einkaserniert. Die Tage nach dem starken 4:1 gegen Werder Bremen durften Profis und Trainerteam dann wieder in ihren eigenen und großteils schmucken Häusern verbringen – unter schärferen Restriktionen, als sie für die Mehrheit der Bevölkerung gelten. Mit Freunden treffen, shoppen gehen oder in einem Restaurant essen – all das ist untersagt, um den Spielbetrieb keiner Gefahr auszusetzen.

Corona-Tests am Freitagmorgen

„Diese Woche war aber schon besser als letzte Woche. Ein Schritt in die richtige Richtung. Wir mussten uns an viele Dinge halten“, sagte Leverkusens Trainer Peter Bosz. Von Freitagvormittag bis zum Spiel am Samstag bei Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr/Sky) befindet sich die Werkself nun wieder in einer Hotel-Quarantäne. „Am Morgen wurden wir getestet, danach dürfen wir nicht mehr nach Hause. Nach dem Training ging es ins Teamhotel“, so Bosz.

Der Niederländer, der wiederholt sein Verständnis für die Maßnahmen deutlich machte, berichtete aber auch von deren negativen Auswirkungen. Neben den privaten gebe es auch einige berufliche. Denn Bosz’ Philosophie beinhaltet viele Gespräche mit seinen Spielern. Wie ein Dozent steht der Trainer regelmäßig vor den Profis und bringt ihnen die Feinheiten seines anspruchsvollen Systems näher. Aktuell ein schwieriges Unterfangen. „Der Spielablauf ist ganz anders, das ärgert mich ab und zu. Ich will immer mit meinen Spielern über Fußball reden. Das wird durch die Maßnahmen abgelenkt“, sagte Bosz. „Wenn man eine Besprechung hält und die Stühle sind im Raum verteilt, dann ist das komisch.“

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Trotz der Einschränkungen machte Bayer 04 am vergangenen Montag einen guten Job. „Ich war mit vielen Dingen zufrieden. Es gab viele Sprints, wir sind 124 Kilometer gelaufen, hatten eine hohe Intensität. Diese Werte waren auch vor der Corona-Krise gut“, sagte Bosz, ohne in zu große Jubelstürme zu verfallen. „In der ersten Halbzeit hatten wir noch viele Ballverluste.“

Gladbachs herausragende Offensive

Denn Champions-League-Aspirant Gladbach mit seiner herausragenden Offensive um Marcus Thuram und Allassane Pléa dürften die Leverkusener Fehler härter bestrafen als Bremen, der Zweitligist in spe. „Es wird ein Topspiel, wir können einen Schritt in Richtung Champions League machen“, sagte Bosz, dessen Team Gladbach mit einem Sieg in der Tabelle überholen würde. Auf die etwa 13000 im Borussia-Park installierten Pappfiguren mit Gesichtern zahlender Fans ist der Niederländer gespannt: „Es ist vielleicht besser vor Puppen zu spielen als vor niemandem.“

Bosz sieht bei Havertz noch Luft nach oben

Verzichten muss Bayer 04 weiter auf den am rechten Fuß verletzten Lars Bender. Wann der Kapitän wieder zur Verfügung steht, ist laut Bosz unklar. Sein  Vertreter Kevin Volland trainiert zwar wieder mit der Mannschaft, ist nach dem Auskurieren seines Syndesmose-Risses aber noch ein Stück von seiner Pflichtspiel-Form entfernt. Deshalb wird Kai Havertz die Werkself wieder als Kapitän aufs Feld führen. Bosz hatte den 20-Jährigen trotz seiner beiden Tore in Bremen kritisiert, zumindest milde. „Ich versuche immer, das Maximale aus den Spielern zu holen. Er kann es noch viel besser. Ich bin kritischer als die Journalisten, ich sehe noch Luft nach oben“, so der Coach. „Bei seiner Qualität darf man nicht zu schnell zufrieden sein.“

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