Bundesliga-RekordWie Yann Sommer die Bayern verzweifeln ließ

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YSommer

Köln – Der vierte Bundesliga-Spieltag ist Geschichte, und die Bayern haben erstmals nicht gewonnen. Warum? Darauf gibt es zwei Antworten mit einer inhaltlichen Verbindung. Erstens: Sie haben ihre Torchancen nicht genutzt. Zweitens: Yann Sommer hat sehr gut gespielt. Der Torhüter von Borussia Mönchengladbach hat die Rekordzahl von 19 Schüssen des Rekordmeisters abgewehrt. Der bisherige Bundesliga-Rekord lag bei 14.  Deshalb endete das Spiel des FC Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach 1:1. Womöglich gibt es aber noch eine dritte Antwort: Gladbach ist der neue Bayern-Fluch. Die Übermannschaft der Liga hat jetzt viermal in Folge nicht gegen das Team vom Niederrhein gewonnen. Mit Fußballfakten alleine ist das nicht hinreichend zu erklären.

Versuchen wir es dennoch. Wie konnte Mönchengladbach mit dem Plan, alle Mann am eigenen Strafraum zu versammeln, ein Tor erzielen? Mit dem bewährten Plan, der den Namen trägt: „Und vorne hilft der liebe Gott“. Der erschien in der 43. Minute in Gestalt des Verteidigers Dayot Upamecano, der an einem plumpen Befreiungsschlag von Christoph Kramer einfach vorbei drosch. Den durchrutschenden Ball erlief sich sein französischer Landsmann Marcus Thuram, startete ein schönes Solo und vollendete gekonnt an Torhüter Manuel Neuer vorbei. Dieses 1:0 war der Beweis dafür, mit was für einem Sport es jeder zu tun hat, der sich dem Fußball zuwendet. Die Bayern mussten sogar noch froh sein, dass ihnen gegen verzweifelt verteidigende Gladbacher in der 82. Minute wenigstens der Ausgleich durch den auffälligen Leroy Sané auf Vorbereitung des eingewechselten Jamal Musiala gelang. So wurde diese Kuriositätenshow mit 33:5 Torschüssen für die Bayern der ganz dicken Pointe beraubt, die ein Sieg der Gladbacher gewesen wäre.

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Wird die nach drei Spieltagen beerdigte Meisterschaftsfrage in der Bundesliga jetzt doch noch spannend? Da alle in der Vorwoche noch krass versagenden potenziellen Herausforderer des Dauermeisters gewonnen haben, kann man die Tabelle jedenfalls mit einer gewissen Fantasie lesen. Borussia Dortmund hat den Zusammenbruch gegen Werder Bremen jedenfalls gut abgeschüttelt und das Auswärtsspiel bei Hertha BSC knapp, aber entschlossen 1:0 gewonnen.

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Bemerkenswert war die Kölner Komponente in diesem Spiel. Salih Özcan, zuvor angeschlagen, bereitete das Tor in der 32. Minute mit einer perfekten Flanke auf den Kopf von Anthony Modeste vor. Dafür hat der BVB gut fünf Millionen Euro an den FC überwiesen: Dass der Franzose in solchen Momenten seinen Schädel hinhält und ein Tor erzielt, das außer ihm der Liga kaum jemand erzielen kann. Daraufhin ist Modeste zu seinem Trainer gerannt, hat ihn umarmt, dann vermutlich entdeckt, dass es nicht Steffen Baumgart ist, sondern Edin Terzic und auf ein Tänzchen verzichtet. Weil den Kollegen trotz bester Gelegenheiten kein weiteres Tor gelang, wurde dies das wertvollste Dortmunder Tor dieser Saison, weil der späte Zusammenbruch beim 2:3 gegen Bremen erst einmal vergessen werden kann und neun Punkte aus vier Spielen keine schlimme Sache sind.

RB Leipzig hat zum ersten Mal in dieser Saison ein Spiel gewonnen. Wird die Laune dort jetzt besser? Ein wenig, aber weder der Gegner VfL Wolfsburg, noch der Mangel an Konsequenz erlauben es, von einem Durchbruch zu sprechen. Der von der Kaderqualität vielleicht ernsthafteste Bayern-Herausforderer bekam von Wolfsburg durch ein Handspiel von Lacroix einen frühen Elfmeter geschenkt und machte erst kurz vor Schluss mit dem 2:0 den Punkt hinter diese Aufgabe. Beides erledigte Top-Spieler Christopher Nkunku. Dazwischen lag wieder ein Festival der verschwendeten Chancen. „Wir haben gut gespielt, wie in den Wochen zuvor, aber heute stimmt das Ergebnis“, sagte der schon leise kritisierte Trainer Domenico Tedesco. Glücklich wird man in der Klubzentrale aber erst sein, wenn der Name unter den ersten Vier in der Tabelle auftaucht.

Schalke 04 hat gegen Union Berlin 1:6 verloren. Was war denn da los? Ganz einfach: Union hat sechsmal aufs Tor geschossen. Diese Partie war der Gegenentwurf zum Münchner Treiben gegen Mönchengladbach. Mann des Tages war der Niederländer Sheraldo Becker, der den in die Premier League abgewanderten Taiwo Awoniyi als Mittelstürmer glänzend ersetzt. Seine Tore zum 2:1 und 4:1 waren spielentscheidend. Mit vier Treffern führt der Niederländer die Torschützenliste der Bundesliga an. Die Neuzugänge Morten Thorsby (kam von Sampdoria Genua) und Janik Haberer (SC Freiburg) trafen zum 1:0 und 3:1. Edelreservist Sven Michel machte die Sache mit den letzten beiden Toren deutlich. Dass der FC Schalke in der ersten Halbzeit weit über 60 Prozent Ballbesitz hatte, lange Zeit wie das bessere Team aussah und nach den Fehlschüssen der Vorwoche diesmal sogar einen Elfmeter verwandelte (1:1 durch Bülter), war belanglos mehr. „Es war absolut schmerzhaft und ernüchternd für uns“, trauerte Trainer Frank Kramer. Die meisten Menschen in der mit 62271 Zuschauer ausverkauften Veltins-Arena trauerten mit. Zwei Punkte und Platz 16 zeigen nach vier Spielen, wo die Reise hingeht.

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