Auch ein FC-Spieler äußert sichHabeck kritisiert DFB-Wechsel zu Nike – Lauterbach sieht „ein Stück Heimat vernichtet“

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Robert Habeck (Bündnis 90 / Die Grünen), Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, hat den Ausrüster-Wechsel beim DFB kritisiert. (Archivbild)

Robert Habeck (Bündnis 90 / Die Grünen), Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, hat den Ausrüster-Wechsel beim DFB kritisiert. (Archivbild)

Robert Habeck hätte sich mehr „Standortpatriotismus“ beim DFB gewünscht. Der Fußball-Bund verteidigt den Wechsel zu Nike.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat den zukünftigen Ausrüster-Wechsel beim Deutschen Fußball-Bund vom langjährigen Partner Adidas zu Nike kritisiert. „Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht“, sagte Habeck.

Der Deutsche Fußball-Bund hat seinen zukünftigen Ausrüster-Wechsel vom langjährigen Partner Adidas zu Nike trotz aufkommender Kritik unterdessen verteidigt. „Wir verstehen jede Emotionalität. Auch für uns als Verband ist es ein einschneidendes Ereignis, wenn feststeht, dass eine Partnerschaft, die von vielen besonderen Momenten geprägt war und ist, nach mehr als 70 Jahren zu Ende geht. Das lässt uns nicht kalt“, schrieb der DFB auf X, vormals Twitter.

DFB rechtfertigt Wechsel von Adidas zu Nike: „Das lässt uns nicht kalt“

Der DFB sei aber „zuallererst dem deutschen Fußball und dessen Entwicklung verpflichtet“, hieß es weiter und begründete die Entscheidung mit wirtschaftlichen Gesichtspunkten: „Der DFB hat ein Alleinstellungsmerkmal: Er ist ein Sport-Fachverband, der seine Mitgliedsverbände und die Basis im Amateurbereich finanziert und nicht von ihnen finanziert wird. Er steckt das Geld in den Fußball. Damit Fußball ein Volkssport bleibt.“

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Auch in den eigenen Reihen sorgte der Ausrüster-Wechsel jedoch für Überraschung. „Ich hatte davon nichts gehört, es gab überhaupt keine Anzeichen – gerade jetzt, wo das Trikot vorgestellt wurde“, sagte U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo am Donnerstag: „Es war sehr überraschend für alle, als diese Nachricht kam.“

Kölner Eric Martel: „Ich werde das tragen, was mir auf den Platz gelegt wird“

„Wir verbinden sehr viel mit Adidas, vor allem eine Historie“, sagt Di Salvo. Bei der EM 2024 wird die A-Nationalmannschaft ihr Basecamp noch bei Adidas in Herzogenaurach aufschlagen und in den gerade erst vorgestellten Trikots spielen. Ähnlich wie Di Salvo äußerte sich U21-Kapitän Eric Martel, der den Wechsel aber vor allem pragmatisch sieht. „Ich werde das tragen, was mir auf den Platz gelegt wird“, sagte der Stammspieler des 1. FC Köln.

Der Wechsel zu Nike wurde am Donnerstag unterdessen in den sozialen Netzwerken mitunter hitzig diskutiert. Neben Habeck meldeten sich auch andere Politiker zu Wort. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach bei X (vormals Twitter) von einer „Fehlentscheidung“, bei der „Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet“. Auch CSU-Politikerin Dorothee Bär sprach von einer „gnadenlosen Fehlentscheidung“. 

Nike lässt sich Ausrüster-Vertrag mit DFB angeblich viel kosten

Der US-Sportartikelhersteller Nike soll sich den neuen Ausrüster-Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund nach Informationen des „Handelsblatts“ ab 2027 mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen. Das soll aus Branchenkreisen bekannt geworden sein, wie das Blatt berichtet. Damit würde Nike die bisherige Vertragssumme des aktuellen Ausrüsters Adidas bei Weitem übertreffen.

Am Donnerstag hatte der DFB bekannt gegeben, dass ab 2027 der US-Sportartikelhersteller Nike alle deutschen Nationalteams ausrüsten wird. Damit endet dann eine mehr als 70-jährige Partnerschaft mit Adidas. Bei allen vier WM-Titeln und bei allen drei EM-Titeln der Männer sowie bei den beiden WM-Titeln und den acht EM-Trophäen der Frauen war Adidas der Ausrüster.

Die Zusammenarbeit mit Nike ist zunächst bis 2034 angelegt. Die Entscheidung gegen Adidas und pro Nike war offensichtlich auch von wirtschaftlichen Gesichtspunkten getrieben. (das/dpa/sid)

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