Donald Trump und der US-SportDer Präsident im Abseits

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War einst ein guter Baseball-Spieler: Donald Trump

  • Im Wahlkampf muss Donald Trump fast gänzlich ohne Unterstützung von prominenten Sportlern auskommen.
  • Die meisten Top-Athleten sind liberal und damit oftmals erklärte Gegner des Republikaners.
  • Was Trump bleiben sind langjährige Freunde wie Boxer Mike Tyson oder UFC-Boss Dana White.

Köln – Beim Anblick von Donald Trump mag man es kaum glauben: Er war einst ein durchaus talentierter Sportler. Im Baseball hätte Trump vielleicht Karriere machen können, bevor er Immobilien-Mogul, Reality-TV-Star und schließlich US-Präsident wurde. Als First Baseman sorgte der Teenager Donald Trump in der New York Military Academy für Furore. Er wurde sogar in die „Hall of Fame“ des Internats aufgenommen und soll als 14-Jähriger das Interesse der Profiteams Philadelphia Phillies und Boston Red Sox geweckt haben. Doch auf Geheiß seines Vaters entschied sich Trump gegen den Sport – und für den Einstieg ins Familiengeschäft, das ihn schließlich bis ins Weiße Haus brachte.

Deutsche Sportler quasi unpolitisch

Den Kontakt zu Persönlichkeiten des Sports hat Trump aber nie verloren. Zu gern umgibt er sich mit großen Namen, um etwas von ihrem Glanz abzubekommen. Doch erfolgreiche Sportler zu finden, die sich zusammen mit dem Präsidenten zeigen möchten, gestaltete sich im Verlauf seiner auf Angst, Wut und Spaltung ausgelegten Amtszeit immer schwieriger. Denn anders als in der gänzlich unpolitischen deutschen Sportwelt, beziehen viele der US-Stars regelmäßig und eindeutig Stellung. Und die allermeisten sind dem liberalen Lager zuzuordnen und erklärte Gegner des US-Präsidenten.

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Für viel Aufmerksamkeit und einen heftigen Streit zwischen den politischen Lagern sorgte Footballer Colin Kaepernick im August 2016. Der damalige Quarterback der San Francisco 49ers kniete sich während der US-Hymne vor einem NFL-Spiel auf den Rasen. Kaepernick protestierte gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze in den Vereinigten Staaten – und machte sich über Nacht zum Feindbild der US-Konservativen, die in dem Kniefall eine Beleidigung der Nation sahen. Obwohl Kaepernick letztlich keinen neuen Vertrag erhielt, fand sein Protest Nachahmer in diversen Sportarten. Schwer zu verkraften für den US-Präsidenten und seine America-First-Agenda: 2017 forderte Trump die NFL dazu auf, kniende Profis zu entlassen und nannte Kaepernick in einer Rede vor seinen Anhängern einen „Hurensohn“.

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Basketball-Superstar LeBron James

Die fremdenfeindliche Politik des Präsidenten sowie die Gewalttaten der Polizei gegen die Afroamerikaner George Floyd und Jacob Blake führten 2020 zu einer neuen und noch größeren Welle der Anti-Rassismus-Proteste im US-Sport – nachdem viele Verbände ihren Athleten die Geste zwischenzeitlich untersagt hatten, was Trump als großen Erfolg für sich verbuchte. Wortführer beim Wiederaufflammen der Proteste war LeBron James, der wohl beste Basketballer der Welt und Superstar der Los Angeles Lakers. Diesmal hatten ganze Teams während der Hymne gekniet oder Spiele gleich ganz boykottiert. „Ich denke, dass es erbärmlich ist“, sagte Trump beim TV-Sender Fox, er habe den Fernseher ausgeschaltet, als er die knienden Sportler gesehen habe. James entgegnete: „Ich glaube nicht, dass die Basketball-Community traurig ist, ihn als Zuschauer zu verlieren.“ Mit der Tradition, nach einer Meisterschaft in der NBA oder NFL das Weiße Haus zu besuchen, hatten während Trumps Präsidentschaft bereits viele Athleten gebrochen.

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US-Fußballstar Megan Rapinoe

So auch Megan Rapinoe, zweimalige Weltmeisterin, Olympiasiegerin und Weltfußballerin des Jahres 2019. Vor dem WM-Titel 2019 in Frankreich hatte sie Trump als Rassisten sowie Sexisten  bezeichnet und klargestellt, dass sie auf keinen Fall ins „fucking White House“ gehen werde. Inzwischen hat sich Rapinoe von einer Fußballerin zu einer politischen Figur und einer Hoffnungsträgerin der LGBTQ-Gemeinde entwickelt. Und somit ebenfalls zum Feindbild für Trump und weite Teile der Konservativen.

Sportler, die Trump unterstützen, müssten sich „outen“

Befürworter Trumps sind selten in der liberalen Sportwelt, denn einem „Outing“ würde wohl eine Art Isolation im Kosmos der Athleten folgen. Ausnahmen bilden persönliche Freunde Trumps, die er meist schon vor seiner Zeit im Weißen Haus kannte. Ein solches Aushängeschild war einst Football-Ikone Tom Brady. 2002 war der Quarterback noch Juror bei der von Trump veranstalteten „Miss USA“-Wahl, sie spielten jahrelang zusammen Golf. 2016 trug Brady eine Baseballcap mit dem Slogan „Make America Great Again“. Doch nach Trumps Wahlsieg und seinem düsteren Regierungsstil suchte Brady die Distanz. Nach dem Super-Bowl-Triumph der New England Patriots 2017 sagte Brady seine Teilnahme am Besuch im Weißen Haus aus familiären Gründen ab. Trump soll davon an Bord der Air Force One erfahren haben, die „Washington Post“ berichtete von „chaotischen Szenen“.

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UFC-Präsident Dana White

Geblieben sind Trump Freunde wie Mike Tyson und Dennis Rodman, beides einst gewaltige Stars ihrer Profession. Schwergewichtsboxer Tyson und Trump kennen sich bereits seit den 80ern, als Tyson regelmäßig seine Kämpfe in den Kasinos des Milliardärs promotete. „Wir sind derselbe Typ Mensch. Wir brauchen Macht – überall. Wir sind Feuer“, sagte der Boxer über Trump. Tysons Haftstrafe wegen einer Vergewaltigung sowie diverse Drogen-Exzesse taten der Freundschaft der Männer bis heute keinen Abbruch. Auch Basketball-Legende Rodman, Teil von Michael Jordans legendärem Chicago-Bulls-Teams in den 90ern, ist ein Anhänger Trumps. So teilen sie ein Faible für Nordkoreas Diktator Kim Jong Un, den Rodman gar als „Freund fürs Leben“ bezeichnete. Ob Rodman aber auch Trump wählt, ist unklar – zuletzt machte der Exzentriker Werbung für US-Rapper Kanye West und dessen Präsidentschafts-Phantasien.

Hierzulande nicht ganz so bekannt, aber dafür deutlich mächtiger sind Trumps Unterstützer auf oberster Ebene in der Sport-Welt. Als einen „unglaublich loyalen Freund“ bezeichnete Dana White den US-Präsidenten kürzlich. Der 51-jährige Multimillionär ist Chef der Ultimate Fighting Championship (UFC), der populärsten US-Kampfsport-Organisation. Auch Vince McMahon, Mehrheitseigner des Wrestling-Imperiums WWE, gilt als enger Freund des Präsidenten. Bei der WWE hatte Trump vor einigen Jahren regelmäßige Auftritte in Wrestling-Shows. Es ist ein Geben und Nehmen. McMahons Frau Linda wurde von Trump 2017 zur Leiterin der US-Bundesbehörde für den Mittelstand ernannt. Und nach der ersten Corona-Welle im Frühling waren die UFC und die WWE unter den ersten Organisationen, die wieder Veranstaltungen abhalten durften.

Donald Trump, der Golf-Betrüger

Selbst sportlich aktiv wird Trump mittlerweile nur noch auf dem Golfplatz – dafür regelmäßig. Angeblich 283 Tage seit seinem Amtsantritt. Sein Handicap soll bei 3 liegen. Ehrlichkeit genießt aber auch auf dem Grün nicht Trumps oberste Priorität. Im Buch „Commander in Cheat – how Golf explains Trump“ erklärt Sportjournalist Rick Reilly detailliert, wie der Präsident mit Hilfe seiner Caddies relativ plump beim Spiel betrügt und verschlagene Bälle durch frisch platzierte ersetzt.

„Er wollte einfach in allem der Erste sein. Und er wollte, dass Leute um ihn herum das auch wissen“, sagte ein früherer Ausbilder der New York Military Academy einst über Trump.

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