FC gewinnt Playoff-DuellBaumgart „erleichtert“ – Kölns Traum von Europa ist Realität

Lesezeit 4 Minuten
Jubel FC Fehervar neu

Europa erreicht: Jubel beim 1. FC Köln nach dem Weiterkommen gegen den FC Fehervar.

Székesfehérvár – Auf der Anzeigetafel der MOL-Arena von Székesfehérvár stand am Donnerstagabend ein Ergebnis, das darauf hinzudeuten schien, als sei der Plan des 1. FC Köln mit kühler Präzision ausgespielt worden: 3:0 (1:0) hatten die Kölner den FC Fehérvár besiegt, mit Kingsley Schindlers Treffer in der Nachspielzeit war das 1:2 aus dem Hinspiel endgültig und sicher wettgemacht.

Doch trotz früher Treffer zu Beginn beider Halbzeiten durch Hübers (10.) und Skhiri (46.) hatte der FC gegen einen spielerisch wie körperlich unterlegenen Gegner kaum Ruhe in die Partie gebracht. Steffen Baumgart war kurz vor Schluss sogar mit der Roten Karte bedacht worden – der Kölner Trainer hatte sich über eine Einwurf-Entscheidung über die Maßen echauffiert.

Das könnte Sie auch interessieren:

Baumgart wird das erste Spiel der Gruppenphase damit verpassen. Das bestätigte die UEFA am Freitag. Zwar werden Gelbe Karten und damit verbundene Sperren aus Gründen der Chancengleichheit nach den Playoffs gelöscht, Platzverweise nach Artikel 52.01 der Spielordnung aber nicht.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Und dennoch: Der FC darf den Traum von Europa leben. „Der FC Köln ist wieder da“, skandierten die 3000 mitgereisten FC-Fans nach dem Schlusspfiff einer unnötig hitzigen Partie. Die Auslosung der Gruppenphase findet am Freitag (14.30 Uhr) statt.

Friedlicher Fanmarsch, Bengalos auf der Tribüne

Die Stadt Székesfehérvár hatte einen zwar lauten, aber entspannten Donnerstag erlebt. Bei großer Hitze hatten sich die Kölner Fans in der Innenstadt versammelt und waren anschließend zu einer Brachfläche außerhalb der Stadt gezogen, wo sie ihre Tickets erhalten und anschließend in Bussen zum Stadion chauffiert worden waren. Angesichts einer gewaltigen Polizeipräsenz und großem Sicherheitsaufgebot am Stadion hielt sich das Geschehen in streng vorgegebenen Bahnen. Bis zum Anpfiff geschah allerdings kaum Aufsehenerregendes.

Neuer Inhalt

FC-Fans erreichen das Stadion des FC Fehervar in Ungarn

Das alles änderte sich um 19 Uhr, nicht nur wegen des Feuerwerks, das die FC-Fans auf der Tribüne abbrannten. Nach der 1:2-Hinspielpleite in Müngersdorf brauchte der FC zunächst ein Tor, um die Chancen auf die Gruppenphase am Leben zu halten. Steffen Baumgart stellte im Vergleich zum 1:1 bei Eintracht Frankfurt am vergangenen Sonntag tüchtig um. Kristian Pedersen, Eric Martel und Linton Maina ersetzten Kapitän Jonas Hector, Mathias Olesen und Sargis Adamyan, die den Anpfiff auf der Bank erlebten. Hector hatte in den vergangenen Tagen Wadenprobleme gehabt und nach seiner Verletzung in der Sommerpause auf einen Einsatz in der Startelf verzichtet.

Taktisch bedeutete das eine Formation mit zwei defensiven Mittelfeldspielern und Florian Dietz als einziger Spitze. Florian Kainz war der auffälligste Spieler der Anfangsphase. Schon nach fünf Minuten versuchte der Österreicher einen ersten Abschluss, schoss aber über das Tor. Wenig später spielte er eine feine Verlagerung auf den rechten Flügel, wo Benno Schmitz eine Ecke holte, die wiederum Kainz ins Zentrum schlug. Timo Hübers traf zum 1:0 (10.), es war die frühe Führung, die Köln gebraucht hatte.

Tor FC Hübers

Jubel beim FC nach dem 1:0

Denn nun konnte der FC die Partie ein wenig beruhigen und den Gegner bei noch immer tropischen Temperaturen über den Platz bewegen. Mit einsetzender Müdigkeit traten die Defizite der Ungarn immer mehr zutage. Köln hatte die vollständige Kontrolle, spielte jedoch vorsichtig. Offenbar eine Lehre aus dem Hinspiel.

Entscheidung nach dominanter erster Halbzeit

Nach einer dominant geführten ersten Hälfte leitete der FC bald die Entscheidung ein: Kurz nach dem Wiederanpfiff schlug Kainz eine Ecke, Pedersen verlängerte am Fünfereck zu Skhiri, der den Ball frei in die Maschen jagte und die Kölner Fans in Ekstase versetzte.

Skhiri jubelt

Skhiri jubelt mit den Fans über das 2:0

Der Traum wurde nun real, wenngleich Baumgarts Mannschaft wachsam bleiben musste. Nach einer knappen Stunde sah Kilian Gelb für ein Foul an Heister, der FC verlor die Bälle in der Offensive zu früh und sorgte damit für Unruhe in den eigenen Reihen. In der 61. Minute musste Schwäbe eine fantastische Fußabwehr gegen Zivzivadze zeigen, Palko Dardai war Skhiri zuvor davongelaufen.

Die Partie blieb wilder als gedacht. Baumgart musste auf die Tribüne, doch der eingewechselte Kingsley Schindler besorgte die Entscheidung. Der FC reist nach Europa.

„Ich bin sehr erleichtert, dass wir es geschafft haben. Über 180 Minuten war es auch verdient. Die Spieler sollen feiern“, sagte Sport-Geschäftsführer Christian Keller. „Man redet oft vom Stolz. Die Jungs haben alles rausgehauen – mit Geduld und viel Spucke. Der ganze Verein hat was geschafft“, sagte Baumgart. Der Platzverweis tue ihm „natürlich leid“, sagte der Coach: „Ich war nicht ganz einverstanden mit dem Einwurf gegen uns. Das habe ich etwas zu lautstark zum Ausdruck gebracht“, sagte der 50-Jährige. Der Schiedsrichter habe sich „wahrscheinlich bedroht gefühlt.“ Folgen hat dies indes keine.

KStA abonnieren