Kommentar zu Fußball-StadienPolitik verspielt mit willkürlichen Fan-Limits Vertrauen

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FC Fans Stadion fast Geisterspiele

Einzelne Fans im Rhein-Energie-Stadion: FC-Anhänger verfolgen ein Spiel des 1. FC Köln. (Archivbild)

Man sollte meinen, dass die Politik mittlerweile erkannt haben müsste, wie rasant sich Schnellschüsse in der Corona-Krise zu Rohrkrepierern entwickeln. Im Pandemie-Management der letzten Monate hat sich gezeigt, dass Regeln dann auf breite Akzeptanz stoßen, wenn sie einheitlich und logisch nachvollziehbar sind. Im Umgang mit Zuschauern bei Fußball-Bundesligaspielen in den großen NRW-Arenen – von Dortmund über Köln bis Mönchengladbach – macht die Landesregierung jedoch das genaue Gegenteil.

Fußball-Vereine empfinden Regeln zurecht als unfair

Die laut Corona-Schutzverordnung festgelegten maximal 750 Zuschauer in Sportarenen sind eine willkürlich gezogene Grenze, die angesichts der unterschiedlichen Hallen- und Stadiengrößen des Landes wirklichkeitsfremd wirkt.

In den Dortmunder Signal-Iduna-Park passen 80.000 Zuschauer, ins Kölner Rhein-Energie-Stadion 50.000. Für die dort spielenden Bundesligavereine Borussia und 1.FC sind die erlaubten 750 Zuschauer nichts anderes als ein Quasi-Lockdown nahe am wirtschaftlichen Totalschaden. Zu Recht empfinden beide Klubs die Regel als völlig unverhältnismäßig.

Schon seit Monaten gibt es in den großen Freiluft-Stadien bewährte Hygienekonzepte. Ein substanzielles Infektionsgeschehen konnte auch bei einer Zwei-Drittel- bis Vollauslastung bei Bundesligaspielen nicht nachgewiesen werden.

Plätze an Prozentsatz der Stadionkapazität anpassen

Es ist richtig, angesichts der sich rasant verbreitenden Omikron-Variante zusätzliche Sicherungen einzuziehen. Bundesligaspiele, die beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, sind aber unangemessen und belegen nur, dass man es sich hier sehr einfach gemacht hat.

Die Alternative könnte sein, Zuschauer nach einem festen Prozentsatz der jeweiligen Stadionkapazität zuzulassen. Bei einem Anteil von zehn Prozent wären das zum Beispiel 8000 Zuschauer in Dortmund und 5000 Zuschauer in Köln. Mit einer solchen Regelung, auf die sich im besten Fall dann auch alle Bundesländer und Vereine verständigen müssten, wäre allen und allem gedient: Dem Infektionsschutz, den in der Pandemie um ihr wirtschaftliches Überleben ringenden Klubs und den Fans – so wäre eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung erreichbar.

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Die NRW-Landesregierung sollte die Corona-Schutzverordnung in diesem Punkt schnellstmöglich anpassen, um sich nicht weiter dem Vorwurf der Symbolpolitik auszusetzen. Niemand verlangt, alle Vorsicht über Bord zu werfen. Aber die Verantwortlichen müssen bessere, flexiblere und passgenauere Lösungen anbieten. Willkürliche Obergrenzen sind jedoch das genaue Gegenteil und zerstören ohnehin brüchig gewordenes Vertrauen.

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