3:3 gegen die SchweizDeutschlands wilder Abend in Köln-Müngersdorf

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Kai Havertz (links) trifft nach einer guten Balleroberung zum zwischenzeitlichen 2:2 für Deutschland.

Köln – Auch der letzte Versuch des Jubilars brachte kein Tor mehr, nach einem Foul an Julian Draxler legte sich Toni Kroos den Ball zurecht, es lief bereits die Nachspielzeit in Kroos’ 100. Einsatz für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Doch der Freistoß brachte keinen Ertrag, es blieb beim 3:3 (1:2) der DFB-Elf in der Nations League gegen die Auswahl der Schweiz, die großen Anteil daran gehabt hatte, dass der Abend zwar einen wilden Verlauf, dafür aber beste Unterhaltung geliefert hatte. „Wir müssen klüger und erwachsener verteidigen, aber das waren gute Ansätze“, sagte Kai Havertz, mit einem Tor und einer Vorlage stärkster DFB-Spieler.

Durch Treffer von Gavranovic (5.) und Freuler (26.) war die Schweiz früh in Führung gegangen. Vor der Pause hatte Timo Werner den Anschluss erzielt, Havertz dann in der 55. Minute ausgeglichen. Gavranovic hatte die Schweizer 3:2 in Führung gebracht, nach einer Stunde war Gnabry dann mit einem Hackentor der Ausgleich gelungen.

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 Joachim Löw hatte Veränderungen in seiner Startelf vorgenommen, und zwar fundamentale. Die deutsche Mannschaft begann mit einer Vierer-Abwehrkette – und neuen Offensivkräften. Der in Kiew unglückliche Niklas Süle blieb draußen, außerdem erhielt Julian Draxler eine Pause. Neu waren Werner und Havertz.

Nach dem Remis gegen die Türkei mit den drei verspielten Führungen hatte Löw ungewohnt deutlich die Leistung seiner Verteidiger in Frage gestellt; ob die Mannschaft zu dritt oder zu viert in letzter Reihe stehe, sei unerheblich, wenn man derart verteidige. Seine Abwehr bestätigte ihren Trainer, als sie in der 5. Minute das 0:1 kassierte: Nach einem Eckball wollte die deutsche Elf rasch aufrücken, doch Robin Gosens bekam das nicht mit. Gavrinovic stand damit nicht im Abseits als er aus unmittelbarer Tornähe zur Schweizer Führung traf. Eine Minute zuvor hatte Neuer bereits gegen Shaqiri im kurzen Eck retten müssen.

Fehler von Toni Kroos

Das war nicht gut, und es wurde noch schlechter. Zwar hatte die DFB-Auswahl im Angriff durchaus ihre Momente; Gnabry, Werner und Havertz deuteten mehrfach an, was sie können. Doch kamen sie zunächst kaum zu Abschlüssen. Bei den Schweizern dagegen war fast jeder Ballbesitz eine Großchance, so in der 26. Minute, als Kroos im Mittelfeld den Ball verlor, die Gäste umschalteten und die Deutschen nicht: Remo Freuler traf nach zwei schnellen Pässen über den verzweifelt aus seinem Tor stürzenden Neuer hinweg zum 2:0.

Der Beweis war erbracht, dass man zu viert ebenso schlecht verteidigen kann wie zu dritt oder zu fünft, woraufhin Timo Werner bewies, dass man auch allein erfolgreich angreifen kann: Der Neu-Londoner schloss einen Alleingang mit links ab, der Ball hoppelte ins lange Eck, 1:2.

Schönes Solo von Kai Havertz

Zur Pause durfte die deutsche Mannschaft also hoffen, obgleich der Gegner eine kluge Leistung zeigte und auch deutlich mehr Qualität auf dem Platz hatte als die Ukraine am Samstag. Doch gegen das Potenzial der DFB-Offensive gab es kaum ein Mittel. In der 55. Minute lief Havertz in Schärs Passweg und traf nach schönem Alleingang zum 2:2. Der Schaden des 0:2 war ausgebessert, die Partie konnte neu beginnen. Doch die Schweizer schlugen gleich zurück: Zwei Minuten nach dem Ausgleich traf Gavranovic nach einer weiteren fürchterlichen deutschen Abwehrleistung zum 3:2. Doch das Versagen der eigenen Defensive konnte die deutsche Offensive nicht bremsen: Minuten nach dem erneuten Rückstand erzielte Gnabry nach Werners starker Vorlage das 3:3.

Keine Zuschauer in Köln

Aus Sicht eines Trainers war dieser Verlauf selbstverständlich ein Alptraum, drei Tore auf beiden Seiten sieht kein Spielplan vor. Doch für die Zuschauer auf den Tribünen wäre es gewiss ein fantastischer Abend gewesen – wenn denn welche dagewesen wären. Wegen der hohen Inzidenzzahl in Köln hatte die Partie jedoch ohne Publikum stattfinden müssen.

Die Schweiz spielte in der Schlussphase deutlich defensiver, Löw wechselte noch einmal kräftig durch, um dem Spiel einen Sieger zu geben. Doch es blieb beim Unentschieden an einem weiteren wilden Abend im stillen Müngersdorf.

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