Bundesliga-KolumneIm Pott brennt noch Licht

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dpatopbilder - 11.03.2023, Nordrhein-Westfalen, Gelsenkirchen: Fußball: Bundesliga, FC Schalke 04 - Borussia Dortmund, 24. Spieltag, Veltins Arena. Marius Bülter von Schalke springt nach seinem Treffer zum 1:1 über eine Stange, an der eine bewegliche TV-Kamera befestigt ist. Foto: Bernd Thissen/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++

Autsch: Marius Bülter vom FC Schalke 04 fällt nach seinem Ausgleichstreffer gegen Borussia Dortmund über eine TV-Kamera-Halterung.

Der 24. Spieltag der Fußball-Bundesliga ist im Kasten. Die Erkenntnis: Die Kohlenpott-Klubs im Tabellenkeller haben keinen Bock auf Zweite Liga.

Alle Augen richteten sich an diesem 24. Spieltag der Fußball-Bundesliga vor allem auf ein Spiel: das Revierderby am Samstagabend. Hielt es, was es versprach?

Ja! In der 100. Auflage des Duells zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund sahen die gut aufgelegten Zuschauer in der natürlich ausverkauften Gelsenkirchener Arena all das, was man in solch einer Partie sehen möchte: einen teils gut aufspielenden Favoriten, einen mit viel Herz kämpfenden Außenseiter, vier Tore und reichlich Emotionen.

Waren denn dann wirklich alle zufrieden?

Natürlich nicht. Während sich die Schalker als gefühlter Sieger feiern ließen, herrscht beim BVB mit Abpfiff üble Katerstimmung vor. Logisch, denn die Dortmunder verpassten es durch das 2:2, den Bayern wieder richtig auf die Pelle zu rücken. Coach Edin Terzic reagierte im Sky-Interview dann auch etwas dünnhäutig auf kritische Nachfragen, zudem bereitet Jungstar Jude Bellingham ein paar Sorgen. Die sportlich dürftigeren Leistungen in den vergangenen Wochen erklärte Sportdirektor Sebastian Kehl unter anderem damit, dass sich der "älteste 19-Jährige" (Terzic) seit Wochen mit Knieproblemen herumplagt. Ein kleiner Tipp: Auskurieren ist auch im modernen Profigeschäft - vor allem für einen 19-Jährigen - durchaus noch eine Möglichkeit.

Gab es vom Derby sonst noch etwas zu erzählen?

Selbstverständlich. Bei der Jubiläumsauflage sorgte Marius Bülter für den Schmunzler der Partie. Als er kurz nach der Halbzeit zum 1:1 einschob, wurde sein Jubellauf jäh gestoppt. Eine TV-Kamera-Halterung stand Bülter im Weg. Der sonst so wendige Stürmer hatte keine Chance und stürzte wie ein erschöpftes Galopppferd über das Hindernis. Erleichternd: Bülter rappelte sich flugs wieder auf und feierte dann doch noch gebührend seinen Ausgleichstreffer vor der ausflippenden Nordkurve.

Apropos Nordkurve. Die gibt es ja auch in Gladbach. Die sich in zwei wöchentlichem Abstand darauf befindlichen Anhänger mussten am Samstag ins ungeliebte Leipzig reisen. Wie lief das denn?

Nun ja, sportlich mal so gar nicht. Es gab mit 0:3 auf die Mütze. Immerhin konnten die Gladbacher Fans aber dem Unmut über den Wechsel ihres einstigen Heilsbringers Max Eberl zum Dosenkonstrukt mit einigen Spruchbändern freien Lauf lassen. Geschmackvolles dabei? Leider nicht. Eberl selbst ließ vor der Partie bei Sky aufhorchen: "Das passiert von Menschen, die andere ins Fadenkreuz nehmen, mit Eisenstangen durch die Städte laufen und Feuer zünden. Da braucht es keine weiteren Kommentare dazu." In den anschließenden 90 Minuten war Eberl dann weit weniger emotional. An der Seite des explosiv jubelnden Oliver Mintzlaff blieb der Geschäftsführer-Kollege sehr ruhig, war sogar teils nur stoischer Beobachter. Erkennbare Reaktionen von Eberl zum Spielgeschehen? Fehlanzeige. Der Ex-Borusse wollte wohl keine weitere Angriffsfläche bieten.

Ein anderer Gladbacher bot dafür reichlich Angriffsfläche. Was war geschehen?

Die tragische Figur des Spieltages war sicherlich Alassane Plea. Nach 53 Minuten lief der Franzose an, um aus elf Metern das 1:0 für Borussia zu erzielen. Doch Leipzig-Keeper Janis Blaswich verhinderte die Gästeführung. Damit nicht genug: Vier Minuten später erzielte Leipzig das 1:0 und Plea sorgte dann dafür, dass es für die Gladbacher auch sicher kein Zurückkommen mehr in die Partie gab. Denn der Angreifer setzte zu einer Grätsche im eigenen Strafraum an (Kategorie dämlich). Emil Forsberg zeigte Plea, wie man einen Elfmeter verwandelt. Sekunden später erlöste Coach Daniel Farke seinen Angreifer und wechselte ihn aus.

Drei Tore gelangen neben Leipzig auch dem FC Augsburg. Doch die konnten sich nicht ganz so darüber freuen. Warum?

Ganz einfach: Weil der Gegner FC Bayern München hieß und die Elf von Trainer Julian Nagelsmann fünf Mal einnetzte. Und so sieht dann doch wieder alles danach aus, als würden der Rekordmeister in seinem proppenvollen Trophäenschrank noch ein Plätzchen für eine weitere Schale freimachen müssen. Eben auch, weil Schalke dem ärgsten Bayern-Konkurrenten aus Dortmund den Dreier nicht gönnte.

Und wer feierte neben Schalke noch?

Der Pott-Nachbar. Das 2:0 des VfL Bochum beim 1. FC Köln am Freitag hat ebenfalls gezeigt: Im Pott, da brennt noch Licht! Der Abstiegskampf wird diese Liga also ganz sicher noch eine Weile beschäftigen. Gut so!

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