KommentarVon der Notlösung zum Eckpfeiler – Rudi Völlers kuriose DFB-Reise

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26.03.2024, Hessen, Frankfurt/Main: Fußball: Länderspiele, Deutschland - Niederlande, Deutsche Bank Park. Deutschlands Rudi Völler, Direktor der A-Nationalmannschaft der Männer, steht im Stadion. Foto: Christian Charisius/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

DFB-Sportdirektor Rudi Völler

Der DFB-Sportdirektor hat seinen Vertrag bis 2026 verlängert und dem Verband damit einen Gefallen getan. Der Cappuccino muss warten.

Ende Mai 2022 konnte sich Rudi Völler über einen perfekten Abschied von Bayer 04 Leverkusens Kommandobrücke freuen: Nach einem 2:1-Heimsieg gegen Freiburg stand der damalige Sport-Geschäftsführer in der Bay-Arena auf dem Zaun vor der Nordkurve und ließ sich an seinem letzten Arbeitstag feiern. Völler freute sich „auf freie Wochenenden“. Ein Job beim DFB? Nein. „Wenn du das machst, musst du diplomatisch sein“, sagte er damals im Interview mit dieser Zeitung.

Rund acht Monate und ein WM-Debakel später saß Völler mit vier anderen Fußball-Alphatieren in einer von DFB-Präsident Bernd Neuendorf ins Leben gerufenen Taskforce, die den deutschen Fußball vor der Heim-EM aus dem Tal der Trauer heben sollte. Gesucht wurde ein Nachfolger des allmächtigen Direktors Oliver Bierhoff. Taskforce-Mitglied Hans-Joachim Watzke wurde fündig – auf dem Stuhl neben sich: „Rudi, das wäre doch was für dich.“ Gesagt, getan. Nach kurzer Bedenkzeit war Völler neuer DFB-Sportdirektor. Seine Frau Sabrina müsse auf ihren gemeinsamen, regelmäßigen Cappuccino am Colosseum in Rom „nun eben noch anderthalb Jahre warten“, sagte Völler.

Rudi Völler: Vom Ruheständler zum Interims-Bundestrainer

Es folgte der Niedergang der DFB-Elf unter Hansi Flick und der Rauswurf des Bundestrainers. Ex-Ruheständler Völler kehrte auf die Trainerbank zurück – und gewann 2:1 gegen Frankreich. Später wurde Völler-Favorit Julian Nagelsmann auf Deutschlands wichtigstem Trainerposten installiert. Nach holprigem Start war es unter anderem Völler, der der ausufernden Neigung zu Experimenten entgegentrat, gemeinsam mit Nagelsmann das Leistungsprinzip aufleben ließ, so den Grundstein für die beiden jüngsten Triumphe gegen Frankreich und die Niederlande legte und die erloschene EM-Euphorie neu entfachte.

Aus der Notlösung und dem vermeintlichen Gute-Laune-Onkel Völler ist längst ein Eckpfeiler für die Heim-EM geworden. Denn abseits der Mannschaft ist weder der Politiker Neuendorf, noch Funktionär Watzke oder Jung-Trainer Nagelsmann eine Identifikationsfigur – Weltmeister Völler hingegen durch und durch. Nun sogar bis nach der WM 2026. Eine gute Nachricht für den DFB, der jede volksnahe Hilfe gebrauchen kann. Eine schlechte Nachricht ist es für Sabrina Völler, die zwei weitere Jahre auf den Cappuccino in Rom warten muss.

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