Kommentar zur Fifa-WahlGianni Infantino, der Größenwahnsinnige

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Der mächtigste Mann im Weltfußball, dazu vielleicht der skrupelloseste: Gianni Infantino

  • Fifa-Präsident Gianni Infantino wurde in Paris mittels Akklamation wiedergewählt, einen Gegenkandidaten gab es nicht.
  • Der Schweizer wird nun die Ökonomisierung des Fußballs weiter vorantreiben - ohne Rücksicht auf Verluste.
  • Die Kontrollorgane der Fifa hat Infantino längst rasiert, eine richtige Opposition gibt es auch nicht mehr. Der Fifa-Boss kann machen, was er will.

Köln – Die Fifa ist unter Präsident Gianni Infantino so reich wie nie. 3,9 Milliarden Euro beträgt das Vermögen des Fußball-Weltverbandes, 50 Prozent mehr als noch 2015, kurz vor Beginn der ersten Amtszeit des Schweizers. Infantino ist ein Meister im Geldmachen. Bislang wurde vor allem die Weltmeisterschaft gemolken. Doch Infantino genügt das nicht. Da es bei der Fifa keine nennenswerte Opposition mehr gibt, wird der 49-Jährige in seiner zweiten Amtszeit die konsequente Ökonomisierung des Fußballs weiter vorantreiben: Die zuletzt an der geopolitischen Situation im Mittleren Osten gescheiterte Aufstockung der WM. Eine globale Nationenliga. Eine aufgepumpte Klub-WM. Und das Verhökern von Fifa-Rechten für 25 Milliarden Euro an Investoren, die niemand kennt. Alles ohne Rücksicht auf Verluste.

Schon vor seiner Wiederwahl hatten Infantino seine von den Fifa-Einnahmen wohlgenährten Schäfchen gehuldigt. „Gianni ist ein Geschenk für den Fußball“, sagte der nigerianische Verbandspräsident Amaju Pinnick. Auf dem Kongress wurde Infantino – wie es sich für einen wahren Herrscher gehört – mittels Applaus im Amt bestätigt. Dafür waren zuvor extra die Statuten geändert worden. In einer schier endlosen Selbstbeweihräucherung sprach Präsident Infantino davon, aus der „toxischen, fast kriminellen“ Organisation Fifa einen Verband gemacht zu haben, „wie er sein sollte“. Dank Infantino rede „niemand mehr von Skandalen“.

Kontrollorgane der Fifa rasiert

Vielleicht liegt das auch daran, dass Infantino 2017 die Kontrollorgane im Verband rasierte und unliebsame Mitglieder des Ethikkomitees – das einst seinen Vorgänger Sepp Blatter und Ex-Uefa-Boss Michel Platini zu Fall gebracht hatte – durch Gefolgsleute ersetzte. Der Schweizer kann nun machen, was er will und geht dabei nicht minder skrupellos als Landsmann Blatter vor.  Getragen wird Infantino, scheinbar basisdemokratisch, von einem Fundament der kleinen Landesverbände. Viele Funktionäre haben mit Sport wenig zu tun, freuen sich aber umso mehr über Zuwendungen der Fifa. Die Verbände aus Surinam, den Cayman Islands oder Guam erhalten jeweils 5,3 Millionen Euro jährlich und werden dafür jeden noch so größenwahnsinnigen Plan des Präsidenten abnicken.

Mit viel mehr Rückgrat konnte allerdings auch der DFB nicht glänzen, als auch Interimspräsident Koch („Wir wollen ein kritischer Begleiter sein“) in Paris für Infantino applaudierte.

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