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Kommentar zum TrainerwechselSchalkes letzte Chance, das Ruder herum zu reißen

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Schalkes „Jahrhundert-Trainer“ Huub Stevens übernimmt bereits zum zweiten Mal nach 2019 als Interimslösung die Königsblauen.

Gelsenkirchen – Wenn die alte Liebe ruft, steht Schalkes „Jahrhundert-Trainer“ parat. Angeblich hatte Huub Stevens gerade noch Friedhelm Funkel als Option für den Trainerposten bei Schalke 04 ins Gespräch gebracht, doch der lehnte (vorerst) dankend ab und möchte Trainer-Rentner bleiben. Nun macht es der gleichaltrige, 67-jährige Niederländer selbst und tritt für zwei Spiele die Nachfolge des entlassenen Manuel Baum an, heißt es jedenfalls.

Der Trainer-Haudegen, der dem Aufsichtsrat des Traditionsklubs angehört, kann wohl nicht anders. Stevens wird den vielen Möchtegern-Stars klare Ansagen machen.

Die Trennung von Baum war nach zehn Spielen ohne Sieg alternativlos. Der hoch verschuldete Verein muss alles versuchen, um den Abstieg noch irgendwie zu verhindern. Doch alleine die Anstellung und nun erfolgte Entlassung von Baum ist ein Beleg für die katastrophale Personalplanung der Königsblauen.

Es ist offensichtlich, dass die Mannschaft in jeder Hinsicht falsch zusammengestellt ist. Ihre Einzelspieler sind von ihrer Qualität zwar nicht so schlecht, wie es die Ergebnisse ausdrücken. Doch die Mannschaft präsentiert sich überhaupt nicht als Einheit, hat keine Struktur, keine wirkliche Hierarchie, keine Führungsspieler, dafür aber einige Spieler mit Söldner-Verhalten.

Sportvorstand Jochen Schneider, seit März 2019 im Amt im Amt, schaffte es in drei Transferperioden nicht, eine bessere Mannschaft zusammenzustellen als die aktuelle. Mit dem früher oft sehr erfolgreichen, aber bei Schalke glücklosen Technischen Direktor Michael Reschke hatte er offenbar bereits längere Zeit Differenzen, die Trennung erfolgte Ende November.

Schneider lag bei Wagner und Baum daneben

Und erst recht auf der Trainerposition hatte Schneider kein gutes Händchen und lag gleich bei zwei Trainern falsch. Was bei seinem Wunschtrainer David Wagner vielversprechend begann, endete im Chaos. Die Verpflichtung von Manuel Baum, der es mit einem pädagogischen Ansatz versuchte, wurde bereits mit Skepsis zur Kenntnis genommen und entpuppte sich ebenfalls als Reinfall. Immerhin machte der Sportvorstand bei Baum nicht mehr den Fehler wie bei Wagner und hielt viel zu lange am Trainer fest.

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Zwar fehlen Schalke nach 28 sieglosen Bundesligaspielen in Folge nur noch drei Partien zum 55 Jahre alten Negativ-Rekord von Tasmania Berlin. Doch noch sind die Königsblauen in der Tabelle nicht abgeschlagen, Schalke hat noch eine Chance – seine letzte.

Die muss der Klub mit Stevens und einem dann mutigen Nachfolger allerdings nutzen. Zwar wäre dies dann der dritte unter Vertrag stehende Trainer, da auch noch Wagner und Baum Kontrakte bis 2022 besitzen. Doch das ist fast nichts zu dem Szenario, das Schalke mehr denn je droht: Mit über 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten in der 2. Bundesliga zu landen, das wäre für den Traditionsklub eine existenzgefährdende Katastrophe.