Nach Entlassung von Uwe KruppUdo Kießling und Co. distanzieren sich von den Kölner Haien

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Zwei Stars des Kölner EC: Udo Kießling (l.) und Uwe Krupp beim Jubiläumsspiel im November 2012

Zwei Stars des Kölner EC: Udo Kießling (l.) und Uwe Krupp beim Jubiläumsspiel im November 2012

Köln – Über den Skandal wächst kein Gras, Uwe Krupps überraschender Rauswurf als Trainer der Kölner Haie hat die Mitglieder der Traditionsmannschaft des Klubs so sehr erzürnt, dass sie sich am Mittwoch offiziell von der Haie GmbH, in der die DEL-Profis organisiert sind, distanzierten. Die Entlassung des in Köln geborenen Coaches, die am Freitag ausgesprochen wurde, sei „ein riesiger Fehler, die dem Eishockey in Köln Schaden zufügt“, teilte die Traditionsmannschaft mit, der so illustre ehemalige Haie wie Udo Kießling, Detlef Langemann und Werner Kühn angehören.

Die Legenden bescheinigen den Gesellschaftern um den Koblenzer Multimillionär Frank Gotthardt zudem, „in Gutsherrenart“ verfahren zu sein. Und: „Uwe Krupp ist eine der größten Persönlichkeiten des deutschen Eishockeys. Jemanden wie ihn sollte man langfristig an den KEC binden, in welcher Funktion auch immer, anstatt ihn vor die Tür zu setzen.“

Krupp weilt noch in Köln

Krupp selbst ist mit Freundin Claire und seinem achtmonatigen Sohn T.J. in Köln geblieben. Die Unterstützung und Solidaritäts-Bekundungen auch von Seiten der Haie-Fans, die er seit Freitag erfährt, machen ihn „einfach nur sprachlos“. Krupp: „Ich weiß tatsächlich nicht, was ich dazu sagen soll, es ist überwältigend.“ Der 49-Jährige ist noch damit beschäftigt, den Schock des plötzlichen Rauswurfs zu verdauen. Was er künftig tun wird, hat er noch nicht entschieden. Er will zunächst durchschnaufen und die Job-Möglichkeiten in Ruhe sondieren. „In den letzten drei Jahren hatte ich nie wirklich frei“, sagt er. „Der Job bei den Haien hat mich ausgefüllt.“

Eine Möglichkeit, über die spekuliert wird, ist seine Rückkehr zum Deutschen Eishockey-Bund (DEB). Bevor Krupp 2011 in Köln anfing, war er sechs Jahre lang als Eishockey-Bundestrainer erfolgreich. Und der Vertrag des aktuellen Auswahlcoachs Pat Cortina, der mit der Nationalmannschaft nicht von der Stelle kommt, läuft im Juni 2015 aus, 2017 findet eine WM in Köln und Paris statt. Zudem ist Krupp mit dem DEB-Präsidenten Franz Reindl befreundet, der Interesse bekundet: „Uwe Krupp ist der beste Trainer, den man bekommen kann“, sagt Reindl. Allerdings sei das Thema nicht akut, da Cortina noch im Amt sei. Es ist außerdem nicht klar, ob Krupp überhaupt in Deutschland bleiben wird. Eventuell möchte er sich wieder in Richtung Nordamerika orientieren, wo er von 1986 bis 2003 als Profi aktiv war. „Dort schlägt der Puls des Eishockeys“, sagt er. Möglicherweise wird er im Winter im Trainerstab eines NHL-Vereins hospitieren. Chicago oder Colorado – wer weiß?

810 Einsätze in der NHL

Krupp, in dessen Vita 810 NHL-Einsätze und zwei Stanley-Cup-Siege aufgeführt sind, hat einen guten Namen im nordamerikanischen Eishockey und viele Kontakte. Möglich ist aber auch, dass der Kölner ernsthaft über ein Engagement in der russischen Liga KHL nachdenkt, nach der NHL die zweitbeste Eishockey-Liga der Welt. Russische Vereine haben schon seit längerer Zeit ihre Fühler nach dem deutschen Trainer ausgestreckt.

Altbundestrainer Hans Zach (65), von 2002 bis 2006 Haie-Coach, ist immer noch entsetzt über die Vorgänge in Köln: „Uwe war mit den Haien erfolgreich. Er ist eine charismatische Erscheinung und war das Gesicht der DEL. Jetzt ist wieder ein deutscher Trainer weg. Sehr schade!“

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