Nach Beschimpfungen gegen die Kölner HaieKapitän Moritz Müller platzt der Kragen

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Kapitän Moritz Müller im Spiel für die Kölner Haie

Kapitän Moritz Müller im Spiel für die Kölner Haie

Nach dem Aus des KEC in den Pre-Playoffs verfasst der 38-Jährige ein emotionales Statement. Ob Trainer Uwe Krupp gehen muss, ist indes noch nicht geklärt.

Haie-Kapitän Moritz Müller ist am Morgen nach dem Debakel des KEC der Kragen geplatzt. In den sozialen Netzwerken verfasste der 37-Jährige, der auch Kapitän der Eishockey-Nationalmannschaft ist, ein emotionales Statement, unter anderem schrieb er: „Die Enttäuschung sitzt bei allen nach gestern tief. Der Frust entlädt sich auf den handelnden Personen, teilweise in unverschämter und respektloser Art.“

Aus in den Pre-Playoffs

Und: „Ich hätte es mir leicht machen und die besten Jahre woanders verbringen können. Doch ich bin gerne geblieben, weil ich hier zu Hause bin, der Verein mir am Herzen liegt und ich noch nie in einem Spiel nicht 100 Prozent gegeben habe. Jetzt muss ich mir sportliche Bewertungen anhören von Menschen, die selbst keinen Purzelbaum können.“

Müller, der seit 2003 durchgehend Profi des KEC ist, scheiterte am Donnerstag mit seinen Teamkollegen in der Lanxess-Arena mit einem 2:4 in Spiel drei gegen den ERC Ingolstadt in den Pre-Playoffs der DEL. Die Serie endete 1:2 aus Sicht der Haie. Auf Nachfrage dieser Zeitung konkretisierte Müller, welche Art der Kommentare seitdem bei ihm angekommen sind. Zum Beispiel schrieb ein User: „Du bist nicht würdig, den Hai auf der Brust zu tragen.“ Oder: „Verpiss dich, du bist keiner, der eine Männermannschaft führen kann.“

Es sind Kränkungen, die Müller treffen, er fühlt sich ungerecht behandelt. Und das ist verständlich. In den drei Partien gegen den ERC, auch zuvor in den Spielen der  DEL-Hauptrunde, die der KEC auf dem enttäuschenden achten Rang beendete, gehörte Müller stets zu den stabilsten Profis der Kölner. In den Playoffs waren er und sein Defensivpartner Patrick Sieloff die verlässlichsten Verteidiger der Haie.

Negativer Trend setzt sich fort

Es waren andere, die durch Fehler und Nachlässigkeiten auffielen, allen voran der US-Profi Nick Bailen (34), der in der vorigen Saison noch DEL-Verteidiger des Jahres war. Und nun, ausgestattet mit einem Dreijahres-Vertrag, so spielte, als sei er in Gedanken woanders. Überhaupt gab es einige KEC-Profis, die in der entscheidenden Phase der Saison sich nicht verbesserten, sondern verschlechterten.

Oder anders ausgedrückt: Spieler, die sich zuletzt positiv hervortaten, sind an einer Hand abzuzählen. Frederik Storm fiel durch kämpferischen Einsatz auch, auch David McIntyre, der seine Karriere beenden wird. Aber selbst hochgelobte Stürmer wie Justin Schütz vernachlässigten die Defensivarbeit. Und so schieden die Haie verdient aus.

Verdient auch, weil ERC-Coach Mark French nach dem Kölner 5:1-Erfolg am Sonntag beim Auftakt zu Serie taktisch zu reagieren wusste – und sein Team so einstellte, dass die Haie-Profis seinen Spielern fortan meist hinterherliefen. KEC-Trainer Uwe Krupp fand darauf keine Antwort. Überhaupt wirkte auch er so mutlos, als glaube er selbst nicht mehr an den Erfolg seines Teams. „Wir sind alle total enttäuscht. Ich muss aber anerkennen, wie die Jungs gekämpft haben, wie sie marschiert sind.“, sagte der 58-Jährige und fügte hinzu, er glaube sagen zu können, „dass wir uns teuer verkauft haben.“

Auch Krupp hat höhere Ansprüche

Gemessen am Anspruch der Haie, die mit einer nach Krupps Wünschen verstärkten Mannschaft die Spitze angreifen wollten, war die Saison aber ein Desaster. Im vierten Jahr mit Krupp machte die Mannschaft keinen Schritt nach vorn, sondern mindestens zwei zurück. In den letzten beiden Jahren war sie immerhin bis ins Playoff-Viertelfinale gekommen. Es ist bekannt, dass es der Traum des gebürtigen Kölners Krupp ist, mit den Haien Meister zu werden. Sein Vertrag läuft noch ein Jahr. Doch nach dem Absturz, den er zu verantworten hat, wird er vermutlich seinen Job verlieren.

Geschäftsführer Philipp Walter sagte: „Diese Saison ist eine Enttäuschung, da muss man nicht drumherum reden. Wir werden die Emotionen sacken lassen und dann sachlich und klar über alles sprechen.“ Zum Coach sagte er nichts. Zu hören ist aber, dass sich Walter bereits in der zweiten Februarhälfte nach einem anderen Trainer umgehört hatte, damals wohl aber keinen geeigneten Mann fand, den er als Feuerwehrmann hätte an die Bande stellen können.

Moritz Müller, der im November 38 Jahre alt wird, will, wie er sagte, seinen noch ein Jahr laufenden Vertrag erfüllen und danach Schluss machen. Möglicherweise wird er künftig aber auf die Kapitänsbinde verzichten. Er stellte jedenfalls fest: „Ich klammere mich an kein Amt.“ Er müsse niemanden noch „etwas beweisen“.

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