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Viktoria-Trainer nach SandhausenWarum wechselt Olaf Janßen aus Köln in die Provinz?

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Übernimmt den SV Sandhausen: OIaf Janßen

Übernimmt den SV Sandhausen: OIaf Janßen

Der 58-Jährige ist künftig für den Neuaufbau eines Regionalligisten verantwortlich.

Überraschung war die vorherrschende Emotion am Mittwoch rund um den Höhenberger Sportpark. Beim FC Viktoria Köln ist es seit vergangenem Sommer beschlossene Sache, dass Trainer Olaf Janßen den Klub nach der Saison 2024/25 verlässt. Seitdem wurde gerätselt, wohin es den gebürtigen Krefelder als Nächstes verschlägt. Die laufende Spielzeit schien den 58-Jährigen attraktiv für höhere Aufgaben zu machen – immerhin hatte Janßen die klamme Viktoria mit meist sehenswertem Fußball, einer großen Portion Ruhe und sympathischen Auftritten zu einem unverhofften Höhenflug verholfen, der die Kölner zeitweise von der 2. Bundesliga träumen ließen. Umso überraschender war nun Janßens Wahl des neuen Postens – selbst für sein direktes Viktoria-Umfeld: kein Zweitligist, kein ambitionierter Drittligist. Den Trainer zieht es in die künftig viertklassige Provinz zum Südwest-Regionalligisten SV Sandhausen.

Olaf Janßen muss „Fundamente gießen“

„Gefühlt hat mir jeder geschrieben, dass ich doch überall hätte hingehen können“, sagte Janßen dieser Zeitung am Mittwochnachmittag. „Aber ich habe mein ganzes Leben lang Dinge getan, auf die ich Lust hatte und wo ich meine Qualität einbringen kann.“ Und dieses Gefühl verspüre er „vollumfänglich“ in Sandhausen. „Es wird eine Riesen-Aufgabe, da steht kein Spieler unter Vertrag. Es müssen erst einmal die Fundamente gegossen werden: Mitarbeiter, Profis“, berichtete Janßen. „Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr reizt es mich.“

Am Hardtwald soll Janßen nach der Grundlagenarbeit das wiederholen, was ihm in den vergangenen Jahren bei der Viktoria gelungen war: Den Nachwuchsbereich eng mit den Profis verzahnen, so dass es Jugendspieler leichter haben, in der ersten Mannschaft Fuß zu fassen. „Unser klar definiertes Ziel ist eine langfristige Zusammenarbeit, bei der wir Talente entwickeln und auf junge Spieler gepaart mit einer erfahrenen Achse aus Führungsspielern setzen. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit Olaf Janßen zu unserer verloren gegangenen DNA zurückfinden werden“, erklärte der allmächtige SVS-Präsident Jürgen Machmeier seine Vision von einer Viktoria 2.0.

Beim SV Sandhausen sieht Olaf Janßen Potenzial

Eine 0:3-Heimniederlage am 36. Spieltag hatte den Abstieg Sandhausens besiegelt – nach 17 Jahren im Profifußball. Zwischen 2012 und 2023 hatte der Klub in der 2. Bundesliga gespielt, unter Trainer Uwe Koschinat zeitweise im gesicherten Mittelfeld. Nun folgte der zweite Abstieg in drei Jahren und der Neuaufbau in der Regionalliga Südwest, in der eine direkte Drittliga-Rückkehr kein Selbstläufer sein dürfte. Teams wie die Kickers Offenbach, Stuttgarter Kickers oder SC Freiburg II hoffen ebenfalls auf den Aufstieg.

Die Liga-Zugehörigkeit habe bei seiner Entscheidung keine „Riesen-Rolle“ gespielt, betonte Janßen. „Sonst würde ich kaum dorthin gehen.“ Natürlich müsse der Verein über eine „gewisse wirtschaftliche Kraft“ sowie „Potenzial“ verfügen, so der Trainer. Das sieht Janßen auch durch elf Jahre 2. Bundesliga in Sandhausen als gegeben. „Man kann etwas aufbauen“, glaubt der 58-Jährige. In der SVS-Mitteilung sprach Janßen davon, sich „gegen andere Optionen entschieden“ zu haben. Details wollte er nicht verraten, doch offenbar hatten ihn seit seiner öffentlichen Ankündigung am Jahresbeginn, die Viktoria im Sommer zu verlassen, immer wieder Klubs kontaktiert. Doch niemand war aus Janßens Sicht so überzeugend wie der SV Sandhausen. Er sei erleichtert, dass nun Klarheit herrsche, so der Trainer.

Zum Saisonabschluss tritt Viktoria Köln in Sandhausen an

Wie es der Zufall will, ist die Viktoria nach dem Heimspiel am Sonntagabend gegen Hannover 96 II (19.30 Uhr) zum Drittliga-Abschluss am 17. Mai (13.30 Uhr) zu Gast in Sandhausen. „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich in meinem letzten Drittliga-Spiel für Viktoria auf meinen neuen Klub treffe? Wahrscheinlich nicht mal bei einem Prozent“, sagte Janßen mit einem Lachen. „Der Fußball schreibt manchmal verrückte Geschichten.“ Wie eben den Wechsel des Kölner Erfolgscoachs in die Provinz.