Kommentar zu Friedhelm FunkelDie Bundesliga-Legende kann es einfach nicht lassen

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Friedhelm Funkel, neuer Trainer des 1. FC Kaiserslautern, ist auf dem Weg zum ersten Training am Betzenberg.

Da ist er wieder — diesmal auf dem Betzenberg: Friedhelm Funkel gut gelaunt vor seiner ersten Einheit als Trainer des 1. FC Kaiserslautern.

Friedhelm Funkel ist neuer Trainer des 1. FC Kaiserslautern und soll den Abstieg verhindern. Ein Kommentar als Würdigung für ein halbes Jahrhundert im Profifußball.

Geplant war, dass Friedhelm Funkel mit seiner Ehefrau Anja ein paar Tage das Leben und die Sonne auf Fuerteventura genießt. Das stundenlange Sonnenbad ist nichts für den 70-Jährigen, er bevorzugt es aktiver. Auf dem Tenniscourt des Robinson Clubs, abends auf der Dachterrasse mit dem einzigartigen Blick über die langen Strände und den Atlantik.

Doch daraus wird nun nichts mehr. Funkel muss mal wieder einen Profi-Verein retten. Diesmal den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern vor dem Abstieg. Aktiver für einen Mann im Renten-Alter geht es kaum. Betzenberg statt Kanaren: Funkel wird es verschmerzen können. Auch seine Frau, die selbst in der Fußball-Branche tätig ist, hat dafür Verständnis.

Funkel liebt auch mit 70 noch „dieses Kribbeln“

Ob die Rettung gelingt? Auf jeden Fall dürften sich die Chancen der Pfälzer nicht verschlechtert haben. Funkel kennt das Profi-Geschäft in Deutschland wie kaum ein anderer, hatte bereits elf Trainerstationen, hat sechs Bundesliga-Aufstiege geschafft (Rekord) und als so genannter „Feuerwehrmann“ schon einige Klubs vor dem Abstieg gerettet. Funkel bräuchte den Thrill, das Nervenspiel, längst nicht mehr. Doch der Job ist für ihn eine Berufung. Er kann von ihm nicht wirklich loslassen und braucht auch mit 70 noch „dieses Kribbeln“, wie er selbst sagt. Und den Umgang mit jungen Spielern. Der ist für ihn wie ein Jungbrunnen, hält ihn fit – auch geistig.

Sollte der Rheinländer dann doch irgendwann mal seine Karriere beenden, wird er nicht in die Annalen eingehen als Titel- und Trophäensammler. Doch er ist ein absolutes Kind der Bundesliga. Man muss sich das mal vergegenwärtigen: Funkel ist seit 1974, als er seinen Heimatklub VfR Neuss verlassen und zum damaligen Zweitligisten Bayer 05 Uerdingen in die Nachbarschaft gewechselt war, im Profifußball fest verankert. Seit einem halben Jahrhundert oder 1359 Spielen als Spieler und Trainer in der 1. und 2. Liga, im DFB-Pokal oder auf der internationalen Bühne.

Das ist eine sagenhafte Anzahl. Oft eilte ihm der Ruf voraus, ein grauer Typ, ein Langweiler zu sein. Von „Funkel-Fußball“, der für einen destruktiven Spielstil stehen soll, war die Rede. Doch wer ihn kennt, wer die Menschen kennt, die mit ihm zusammengearbeitet haben, der weiß vielmehr: Funkel ist authentisch, aufrichtig, bodenständig. Und auch absolut gesellig – und das nicht nur im Karneval oder beim Neusser Schützenfest.

Manifestierung einer Bundesliga-Legende

Vielleicht stand und steht der Bundesliga-Methusalem nicht mehr für großartige Innovationen, ist sicherlich ein Vertreter der alten Schule, der aber neuen Methoden auch aufgeschlossen ist. Der Erfolg mit oft kleineren Klubs und geringem Budget gibt ihm recht — „Funkel-Fußball“ hin oder her. Mit Bayern Meister zu werden, ist nicht immer die größte Leistung.

Der Rauswurf bei Fortuna Düsseldorf Anfang 2020 als „Trainer des Jahres“ hatte Funkel erschüttert, erzürnt, so wollte er nicht aufhören. Tat er auch nicht und rettete Nachbar Köln 2021 vor dem Bundesliga-Abstieg. Er hätte auch gerne für den FC in beratender Funktion weitergearbeitet und wurde im Dezember nach der Trennung von Steffen Baumgart öffentlich sogar wieder als Kölner Trainer gehandelt, doch die FC-Verantwortlichen hatten jeweils andere Pläne. Die aus Kaiserslautern sicherten sich seine Dienste. Und sollte Funkel die Pfälzer zum Klassenerhalt führen, dann hätte er seinen Status noch mal manifestiert: den als Bundesliga-Legende, die er bereits ist.

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