Der Spanier hat das zweite große Finale mit dem Bayer-04-Nachwuchs verloren. Doch nach dem 4:5 gegen Köln gibt er sich kämpferisch.
NachwuchsfußballLeverkusen-Trainer Sergi Runge bleibt der Ungekrönte

Wieder nur Silber um den Hals: Bayer-04-Trainer Sergi Runge
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Als der Abpfiff am Sonntagmittag ein fulminantes Meisterschaftsfinale beendete, blieb Sergi Runge erneut nur die Rolle des Beobachters. Der Coach der Leverkusener A-Junioren schaute zu, wie die Kölner nach dem 5:4 (4:2) tanzten, sangen und schließlich die Meisterschale in den Himmel über der Bay-Arena streckten. Zum zweiten Mal in Folge hatte er ein Bayer-04-Nachwuchsteam über spektakuläre Matches ins Endspiel der Deutschen Meisterschaft geführt und wieder endete der Tag für Runge und seine Spieler in der zweiten Reihe.

Tiefe Trauer bei den Leverkusener Talenten
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Der Mann im Vordergrund wäre der Spanier aber wohl auch als Gewinner nur ungern gewesen. Selbst nach dem vorangegangenen dramatischen 4:3 n.V.-Halbfinalerfolg seiner Elf gegen den FC Bayern München überließ es der 31-Jährige seinen Spielern, sich lautstark von den Fans feiern zu lassen. Seine Gedanken galten bereits dem nächsten Schritt, der nächsten Herausforderung.
Vom FC Barcelona zu Bayer 04 Leverkusen
Runge bleibt sich treu. In der Stunde des Sieges und der Niederlage. Er klopft sich nach Erfolgen nicht selbst auf die Schulter und jammert nach Rückschlägen nicht über die Umstände. Er ist immer kontrolliert, immer Analyst, immer voller Ehrgeiz. Selbst Ende 2023, nach einem ganzen Kalenderjahr ohne Niederlage mit den Leverkusener B-Junioren, vermied er Lobeshymnen in eigener Sache. „Es wäre arrogant und falsch zu sagen, dass der Erfolg der Mannschaft in erster Linie mein Verdienst ist. Unser Erfolg geht auf die Arbeit im gesamten Verein zurück und natürlich ist es abhängig von der Qualität der Jungs“, sagte er. Er sei schlicht ein junger Trainer, der Woche für Woche dazulerne.
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Das war höflich. Und bestes Understatement. Denn Runge hat bislang in Leverkusen mit großem Erfolg gearbeitet, Talente entwickelt und nie darauf gewartet, dass ihm das Wissen in den Schoß fiel. Er geht auf neue Erkenntnisse und damit auch auf den Erfolg zu. Das tat er von Anfang mit einem Plan. Nicht mit einer fixen Idee. „Ich bin kein Mensch für langfristige Ziele und Träumereien“, sagte er einmal. Er verfolgt den Weg der kleinen Schritte. Diese führten ihn im März 2022 aus der namhaften Nachwuchsschmiede des FC Barcelona nach Leverkusen, der zweiten Auslandsstation nach einem Engagement beim costa-ricanischen Spitzenklub Liga Deportiva Alajuelense. Bei Bayer 04 bot sich die Chance, in Ruhe, unter professionellen Bedingungen zu arbeiten. Dass er bereits im Alter von drei Jahren mit dem Deutschunterricht begonnen und zehn Jahre die Schweizer Schule in seiner Geburtsstadt Barcelona besucht hatte, erleichterte ihm diesen Weg.

Kölns Kian Hekmat (M.) gegen Leverkusens Montrell Culbreath
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Viel Lob von Simon Rolfes
„Er ist ein akribischer Trainer, ein absoluter Fachmann“, sagt Simon Rolfes, Bayer-Geschäftsführer Sport über den Coach. Und Co-Trainer Adrian Grümer stößt ins selbe Horn: „Sergi kennt jeden Spieler bis ins letzte Detail und bemüht sich intensiv darum, die Jungs besser zu machen.“ Wissen saugt Runge dort auf, wo es zu finden ist. Als er am Anfang seiner Leverkusener Zeit den Jahreswechsel mit Freunden in London verbrachte, schaute er sich an drei Tagen drei Premier-League-Spiele an. Irgendwann wäre er sicherlich gerne mal Erstliga-Trainer, hat er seinerzeit erklärt. „Aber ich bin jung und geduldig und bereit, hart dafür zu arbeiten.“
Mit seinen 31 Jahren ist er nach dem Finale gegen Köln genauso wenig am Ziel angekommen wie gescheitert. Das weiß er. „Die Niederlage in der letzten Saison hat uns stärker und hungrig gemacht. Das wird nun das gleiche sein“, gab er sich auf dem Weg in die Kabine der Bay-Arena kämpferisch. Und er schob noch drei Sätze hinterher: „Hätten wir gewonnen, wäre das auch nicht das Ende gewesen. Es geht immer weiter. Es kommt immer der nächste Schritt.“ Für die Leverkusener A-Junioren, zu denen viele Spieler des jüngeren Jahrgangs zählen, kann dies für 2026 eigentlich nur eines bedeuten: Es geht ganz nach vorne, in die erste Reihe. Ob Runge diese Rolle liegt oder nicht.