Boris Kaminski im Interview„Mitunter reicht ein böser Blick“

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Boris Kaminski, Trainer der Baskets Rheinland.

Der Trainer des Damen-Erstligisten spricht über seinen Coaching-Stil, den Umgang mit Ungerechtigkeiten und die Liebe zum Basketball. 

Boris Kaminski ist im Leverkusener Basketball noch recht unbekannt. Kaminski ist Headcoach der Baskets Rheinland, dem Aufsteiger in die 1. Basketball-Bundesliga der Damen. Außerhalb Leverkusens ist der gebürtige Recklinghausener jedoch bestens bekannt.

Herr Kaminski, wie lange sind Sie schon als Trainer aktiv?

Ich habe mit 17 Jahren angefangen, damals mit einer Mädchenmannschaft. Mit einem professionelleren Background dann ab 1999, als ich in Köln war. Dort habe ich Jungen- und Mädchenmannschaften, Schul-AGs, Oberliga-Herren und -Damen und Regionalliga-Damen trainiert.

Im Laufe der Jahre haben Sie ja auch Herren in der Pro A und Pro B trainiert und waren zuletzt Co-Trainer beim Damen-Erstligisten Rheinland Lions, danach Co-Trainer bei BBZ Opladen. Gibt es eigentlich noch irgendetwas, das Sie als Coach überraschen kann?

Ich glaube, dass ich als Trainer alles gesehen und erlebt habe, sodass mich wohl emotional kaum noch etwas aus der Fassung bringen kann
Boris Kaminski, Trainer der Baskets Rheinland

Ich glaube, dass ich als Trainer alles gesehen und erlebt habe, sodass mich wohl emotional kaum noch etwas aus der Fassung bringen kann. Das habe ich auch der Mannschaft so gesagt.

Was gibt es an Gemeinsamkeiten zwischen dem Coach und dem Privatmenschen Kaminski?

Ich genieße es, wenn etwas Spaß macht und eine harmonische Stimmung vorherrscht. Ich mag es nicht, wenn Spielerinnen oder generell Menschen ungerecht behandelt werden. Oder wenn sich, auf der anderen Seite, Spielerinnen oder Menschen schlecht benehmen.

Wie gehen Sie dann vor?

Das ist immer situationsbedingt. Mitunter reicht schon ein böser Blick.

Wie reagieren Sie, wenn Spielerinnen Fehler machen oder auf dem Feld nicht so agieren, wie es besprochen wurde?

Ich bin kein Coach, der Spielerinnen anschreit, weil ich nicht glaube, dass jemand, den man anschreit oder rundmacht, besser wird
Boris Kaminksi

Ich bin kein Coach, der Spielerinnen anschreit, weil ich nicht glaube, dass jemand, den man anschreit oder rundmacht, besser wird. Wenn wir beispielsweise eine Übung im Training nicht so gut oder mit der von mir erwünschten Intensität durchführen, dann kommt von mir eher etwas in der Richtung „Ich ärgere mich gerade sehr, dass wir das nicht besser hinbekommen, weil ich weiß, dass wir das können.“ Und das kann dann auch schon mal lauter sein. Was aber gar nicht geht, ist zum Beispiel das „Vor dem Kopf die Hände zusammenschlagen“, wenn jemand einen Fehler gemacht hat. Das führt zu nichts, sondern sorgt eher dafür, dass derjenige an Selbstvertrauen einbüßt.

Was ist Ihnen wichtig als Mensch und als Coach?

Authentizität. Ich möchte nicht mit meinen Gefühlen hinter dem Berg halten. Das kann sich auch mal in ein Fluchen auswirken. Aber auch da versuche ich, es positiv auszudrücken.

So wie beim eben von Ihnen angeführten Appell  „Das können wir besser.“

Richtig.

Wie kommunizieren Sie mit den Schiedsrichtern? Es gibt ja Trainerkollegen, die wollen, mit einem bewusst provozierten Technischen Foul, die Linie der Unparteiischen beeinflussen, sie wachrütteln.

Das ist nicht mein Weg. Meines Erachtens erreicht man mit dem gewollten „T“ oftmals nur, dass bei den Referees mehr Druck aufgebaut wird. Ich gehe auch mit Schiedsrichtern ins Gespräch, versuche aber, das eher mit einem Lächeln und einer Bemerkung wie „Das kann man so sehen, aber ich habe es anders gesehen“, hinzubekommen. Eine gute Kommunikation ist sehr wichtig.

In der vergangenen Saison waren Sie zuerst Co-Trainer beim Erstligisten Rheinland Lions, dann sind sie nach dessen Insolvenz Co-Trainer beim BBZ Opladen geworden. Nun gehen Sie bei den Baskets Rheinland, die mit der Erstliga-Mannschaft aus dem BBZ hervorgegangen sind, als Headcoach an den Start? Wie lange hat es gedauert, bis Sie sicher waren, diesen Job zu übernehmen?

Es war ein schleichender Prozess. Ich habe mit meiner Frau gesprochen, die gesagt hat: „Wenn Du das willst, dann mach es.“ Sie ist auch mal bei den Spielen dabei. Dann haben wir uns mit ein paar Leuten zusammengesetzt und überlegt: Was brauchen wir? Wer bringt was mit? Das Ergebnis war, dass Grit Schneider, die letztjährige Trainerin, nun als Sportdirektorin ihr großes Netzwerk einbringen kann. Dazu bringen Patrick Reusch als Co-Trainer und ich unsere Coaching-Fähigkeiten mit. Insgesamt hat dieser Prozess zwei bis drei Wochen gedauert.

Hätten Sie früher ein anderes Zeitfenster gewählt, um zu einer Entscheidung zu kommen?

Ich habe immer noch Bock auf Basketball. Ich liebe die Leute, die Challenges, die Hallen.
Boris Kaminksi

Vor zehn Jahren hätte ich direkt Ja gesagt und mich gefreut. Heute frage ich mich aber auch: Was ist, wenn es nicht so gut geht; wenn es nicht passt oder nicht funktioniert? Das ist auch ein Grund, warum wir uns erst mal auf eine Zusammenarbeit für ein Jahr verständigt haben.

Sie haben ja noch einen Hauptjob. Wie bekommen Sie das neben dem Coaching und Ihrer Familie unter einen Hut?

Das ist insofern sehr gut geregelt, da Patrick Reusch einen überragenden Job macht. Er übernimmt alle Vormittagseinheiten. Wir tauschen uns nach den Einheiten intensiv aus. Alle Inhalte und ihre zeitlichen Abläufe sind schon im Sommer geklärt worden.

Es gibt Coaches, die brauchen viel Zeit, um ein Spiel zu verarbeiten. Manche schlafen in der Nacht nach einer Partie schlecht. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Damals, als ich durch das Coachen mein einziges Einkommen erzielte, habe ich immer zwei bis drei Tage gebraucht. Ich habe mir zu dieser Zeit sehr viel Druck auferlegt. Mittlerweile geht das deutlich schneller.

Welchen Ausgleich habe Sie zum Coachen?

Ich spiele sehr gerne Tennis, bin beim TC Grün-Weiß Großrotter Hof gemeldet. Wir standen zuletzt mit unserer Mannschaft im Bezirkspokalfinale.

Was würden Sie sich selbst fragen, wenn Sie an meiner Stelle wären?

Warum ich das alles überhaupt noch mache.

Also: Warum machen Sie das alles noch?

Weil ich immer noch Bock auf Basketball habe. Ich liebe die Leute, die Challenges, die Hallen. Ich mag die Arbeit, auch wenn man immer wieder flexibel arbeiten muss, da Spielerinnen plötzlich nicht anwesend sind und man die vorher erstellten Pläne über den Haufen werfen muss. Es macht mir einfach weiterhin großen Spaß.

Zur Person

Boris Kaminski, geboren am 26. September 1977 in Recklinghausen. Als Spieler beim GV Walttrop (ab 1992) und bei der DSHS Köln (2000 bis 2004) aktiv. Als Coach zwischen 2000 und 2004 bei der DSHS Köln tätig, dann 2004 bei der DJK Köln-Nord (Regionalliga Damen), 2005 bis 2008 beim GV Waltrop (Regionalliga Herren), 2008/2009 beim FC Schalke 04 (Pro A Herren), 2009 bis 2012 bei den Hertener Löwen (Pro B Herren), 2012 bis 2016 bei den Dragons Rhöndorf (Pro B und Pro A Herren), 2017 Co-Trainer A2-Nationalmannschaft, 2021 bis 2023 Co-Trainer bei den Rheinland Lions (1. Bundesliga Damen), 2023 Co-Trainer bei BBZ Opladen (2. Bundesliga Damen), 2023 Headcoach Baskets Rheinland

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