Die 21-jährige Nationalspielerin blickt auf eine emotionale und intensive EM mit dem DFB-Team zurück.
FrauenfußballCarlotta Wamser von Bayer 04 Leverkusen – die Geschichte eines rasanten Aufstiegs

Carlotta Wamser (rechts) im EM-Halbfinale gegen Spaniens Salma Paralluelo.
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Ibiza soll zum Ort für Ruhe und Entspannung werden. Das ist jedenfalls der Plan von Carlotta Wamser für die kommenden Tage. Kein Wunder, hinter der 21-jährigen Fußballerin von Bayer 04 liegen kräftezehrende, intensive Wochen, in denen sie eine besondere Geschichte geschrieben hat.
Es ist die Geschichte eines rasanten Aufstiegs, mit dem sie sich selbst überrascht hat. Anfang des Jahres verfolgte Wamser die Frauen-Nationalmannschaft noch am Fernseher, Ende Mai durfte sie dann erstmals einen Kurzeinsatz für die Elf von DFB-Coach Christian Wück bestreiten. Und schließlich trat sie als Backup der gesetzten Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn die Reise zur EM in der Schweiz an.
Carlotta Wamser von Bayer 04 Leverkusen überzeugte bei der EM mit Courage und Dynamik
Dort nahm sie unverhofft die nächste Stufe auf dem Weg nach oben: Wück beförderte Wamser zur Stammspielerin, weil sich Gwinn eine Verletzung zugezogen hatte. Wamser nutzte ihre Chance, stieß mit der DFB-Auswahl bis ins Halbfinale vor und versetzte die Fußballnation in Euphorie. „Ich habe nicht damit gerechnet, so ins kalte Wasser geworfen zu werden, das kam sehr plötzlich. Ich habe versucht, einfach mein Bestes zu geben und die Mannschaft so gut wie möglich zu unterstützen“, sagt sie.
Nun wirklich eine Europameisterschaft gespielt und im Halbfinale auf dem Platz gestanden zu haben, sei noch gar nicht ganz bei ihr angekommen. „Das kann ich wohl erst in ein paar Tagen so richtig sacken lassen. Für mich persönlich war es eine unglaublich emotionale und intensive Erfahrung“, so die Verteidigerin, die in den Partien mit Courage, Dynamik und starken Pässen aufgefallen war.
Das war eine der krassesten Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe. Die Stadien waren bei jedem Spiel voll, die Stimmung war einfach unglaublich
Die Euphorie um das deutsche Team habe sie wahrgenommen. „Was im Internet abging und was alles an Nachrichten ankam, das war wirklich sehr besonders“, schaut sie zurück. Noch überwältigender seien aber die Eindrücke vor Ort gewesen. „Das war wirklich eine der krassesten Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe. Die Stadien waren bei jedem Spiel voll, die Stimmung war einfach unglaublich. Du kommst raus auf den Platz – und da sind Tausende Menschen, die dich anfeuern. Das war jedes Mal Gänsehaut pur“, erklärt die gebürtige Herforderin.
Dabei hat sie schon einiges erlebt. 2019 gewann sie mit der U-17-Nationalmannschaft den EM-Titel. Wamser wurde in das All-Star-Team des Turniers gewählt. Mit gerade einmal 17 Jahren debütierte sie im Dress der SGS Essen in der Bundesliga. Sie avancierte auf Anhieb zur besten Torschützin ihrer Mannschaft und wurde von den SGS-Fans zur Spielerin der Saison gekürt.
2022 klopfte dann einer der großen Klubs an. Wamser wechselte zu Eintracht Frankfurt, wo es ihr jedoch nicht gelang, sich als Stammkraft zu etablieren. Per Leihe ging es Anfang 2024 zum 1. FC Köln und schließlich vor einem Jahr wieder zurück an den Main. In der abgelaufenen Serie verbuchte sie dann zwar 20 Liga-Einsätze, aber nur fünf in der Startelf. Die Aussicht auf eine andere Rolle sprach für den Wechsel nach Leverkusen. Zudem gefalle ihr der aggressive und offensive Fußball, der unter Bayer-Coach Roberto Pätzold gespielt werde, betonte sie unlängst.
„Ich freue mich schon sehr auf den Start mit meiner neuen Mannschaft und habe viel Lust darauf, gemeinsam mit den Mädels viel erreichen zu können“, blickt Wamser voraus. Mit dem Halbfinal-Aus in der Verlängerung gegen Spanien hat sie ihren Frieden gemacht. „Spanien war extrem stark und hat verdient gewonnen, auch wenn wir unsere Chancen hatten“, sagt sie. Der Stolz auf das Erreichte sei auf jeden Fall groß.