Luka Doncic ist zu starkErste EM-Niederlage für Deutsche Basketballer

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Basketball 060922

Sloweniens Goran Dragic (r) und Deutschlands Dennis Schröder kämpfen um den Ball.

Köln – Auch am vierten Vorrundenspieltag der Europameisterschaft kreierten die Zuschauer in der ausverkauften Lanxess-Arena wieder eine stimmungsvolle Atmosphäre. Mit den Taschenlampen ihrer Handys ließen sie am Dienstagabend das Licht über die abgedunkelten Tribünen tanzen und begrüßten die Teams aus Deutschland und Slowenien mit Applaus und lautstarkem Jubel.

Es war wieder alles vorbereitet für ein Basketball-Fest, wie es in Köln-Deutz in den vergangenen Tagen schon mehrfach zu sehen gewesen war, als die DBB-Auswahl zunächst Frankreich mit 76:63 bezwang, ehe sie Bosnien und Herzegowina mit 92:82 besiegte und das atemberaubende 109:107 nach zweimaliger Verlängerung gegen Litauen folgen ließ.

Basketball: Erste Niederlage bedeutet noch kein EM-Aus

Doch diesmal gab es ein Problem. Das Ergebnis ließ sich nicht mit der Euphorie des Publikums in Einklang bringen. Die Profis von Bundestrainer Gordon Herbert unterlagen der Mannschaft um Superstar Luka Doncic mit 80:88 (36:44). Trotz der ersten Niederlage bei diesem Turnier darf Deutschland weiter auf Platz eins in der Vorrundengruppe B hoffen.

Voraussetzung ist ein eigener Sieg in der Partie gegen Ungarn am Mittwoch (20.30 Uhr, live und kostenlos bei Magenta TV) sowie eine Niederlage Sloweniens gegen Frankreich. In diesem Fall hätten sowohl Deutschland als auch Frankreich vier Siege und eine Niederlage auf dem Konto, der bei Punktgleichheit entscheidende direkte Vergleich spräche aber für Deutschland. Sollte sich Slowenien gegen Frankreich durchsetzen und Deutschland gegen Ungarn siegen, wäre Slowenien wegen des gewonnenen Duells mit Deutschland Erster.

Luka Doncic erzielt 36 Punkte

Litauen wahrte dagegen mit dem 87:64 am Dienstag die Chance auf den Einzug ins Achtelfinale und kämpft am Mittwoch gegen Bosnien und Herzegowina, das Frankreich 68:81 unterlag, um Platz vier. Der Sieger schafft den Einzug in die Runde der besten 16  in Berlin.

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Noch ehe die Partie am Dienstagabend richtig begonnen hatte, erlebte Slowenien seine erste Schrecksekunde: Center Mike Tobey landete nach dem Eröffnungssprungball unglücklich, knickte mit dem Fuß um humpelte vom Spielfeld. Schon wenig später signalisierte er seinen Mitspielern und den Fans mit ausgestrecktem Daumen, dass bald weitergehen würde. Und tatsächlich kehrte er nach fünf Minuten zurück in die Partie.

Seine slowenischen Teamkollegen präsentierten sich in der Zwischenzeit konzentriert und aggressiv in der Verteidigung – ganz anders als beim letzten Aufeinandertreffen vor neun Tagen beim WM-Qualifikationsspiel in München, als Deutschland mit dem 90:71 seine Länderspielbilanz gegen Slowenien souverän auf sechs Erfolge bei zehn Niederlagen aufgebessert hatte.

EM: Slowenien spielt aggresiv

Die Spieler um Kapitän Dennis Schröder waren offensichtlich beeindruckt von der Aggressivität des Gegners. Sie hatten nach sieben Minuten lediglich 18,2 Prozent ihrer Würfe verwandelt und insbesondere Schröder hatte mit nur einem Treffer bei sechs Versuchen seine Mühe. Möglicherweise resultierte die schwache Quote auch aus den fehlenden Kräften – der Thriller gegen Litauen am Sonntagnachmittag war physisch und psychisch an die Substanz gegangen.

Darüber hinaus blieb der am Sonntag mit 32 Punkten gegen Litauen überragende Franz Wagner in der ersten Halbzeit komplett ohne Punkte, was einer der Gründe dafür war, dass Deutschland mit 17:31 (14.) in Rückstand geriet. Ein anderer hieß Luka Doncic: 36 Punkte erzielte der 23-Jährige von den Dallas Mavericks für sein Team, darüber hinaus steuerte er zehn Rebounds und vier Assists bei.

Doch die DBB-Auswahl erbrachte auch diesmal den Beweis ihrer kämpferischen Qualitäten. Schritt für Schritt arbeitete sie sich ins Match und verkürzte den Rückstand zumeist durch Punkte von Topscorer Schröder (19), Andreas Obst oder Maodo Lô auf 55:61 (30.).

Titelverteidiger Slowenien eine Nummer zu groß

Doch der Titelverteidiger erwies sich dank seiner Abgeklärtheit sowie der individuellen Klasse von Luka Doncic und Goran Dragic als eine Nummer zu groß. Immer wenn das Match zu kippen drohte, fand einer der  NBA-Stars mit  Punkten oder klugen Pässen eine Lösung.

So auch sechs Minuten vor Schluss, als Andreas Obst  Deutschland mit einem Dreier noch einmal auf 64:69 heranbrachte, aber Doncic das  Publikum umgehend wieder   verstummen ließ.   Die  deutsche Mannschaft versuchte bis zum Schluss alles, doch trotz ihres couragierten Einsatzes  reichte es diesmal nicht. Es blieb aber die beruhigende Gewissheit, trotz einer keineswegs starken Dreierquote von 32 Prozent mit dem Titelverteidiger mitgehalten zu haben.

Deutschland: Lo (13), Giffey (3), Weiler-Babb, Wohlfarth-Bottermann (3), Wagner (8), Theis (8), Schröder (19), Voigtmann (4), Thiemann (8), Sengfelder, Hollatz, Obst (14). – Zuschauer: 18 017.

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