Kommentar zur Schwimm-WMSun Yang, ein Superstar, der nicht verlieren durfte

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Sun Yang beschimpft Duncan Scott

Sun Yang (r.) beschimpfte Duncan Scott nach der Siegerehrung.

Im Wasser entgleiten einem die Dinge schon mal, wenn man nicht aufpasst. Bei der WM im Schwimmen konnte man nun sogar dabei zuschauen. Mit Sun Yang durfte ein wegen Dopings vorbestrafter Athlet – sofern man ihn so nennen mag – starten, dessen Blutprobe jüngst mit einem Hammer zerstört wurde. In einem Bericht des Weltverbands Fina war jetzt nachzulesen, dass Suns Mama Ming Yang einen Wachmann dazu angestiftet hat. Das Blut war vergossen, die Kontrolleure brüskiert.

Die Fina aber sprach Sun umgehend frei. Eine WM in Asien ohne den Superstar des Kontinents – undenkbar. Zu hell scheint sein Licht in Fernost, um das manche Funktionäre wie die Motten schwirren. Wie sie ihr Aushängeschild hofierten, spürte dann zuerst Mack Horton, der über 400 Meter Freistil nur Sun vor sich hatte. Die Goldmedaille wird er womöglich noch bekommen, wenn Sun im Herbst für immer gesperrt wird. Aber das Gefühl, Erster geworden zu sein, hat Sun ihm genommen, weshalb der Australier nicht neben ihn aufs Podium wollte, was die Herren mit den blauen Krawatten aber erboste und so lange die Regelbücher wälzen ließ, bis sie einen Paragrafen fanden, mit dem sie Horton rügen konnten.

Sun Yang siegt nach Disqualifikation

Als hätte die Jury ihre moralische Verdorbenheit noch einmal vor Zeugen unter Beweis stellen wollen, sorgte sie sodann für das zweite Gold Suns über 200 Meter Freistil. Sie hatte auf dem Startblock einen Wackler des späteren Siegers Danas Rapsys ausgemacht, der zwar so minimal war, dass er weder Rapsys einen Vorteil verschaffte, noch andere irritierte. Der aber in den Augen der Jury ein Fehlstart gewesen sein musste. Und es gewann – na sowas: ein Superstar, der nicht verlieren durfte. Wenn bei Dopingkontrollen auch nur halb so genau hingeschaut würde!

Bei der Siegerehrung beschimpfte Sun dann noch Bronzegewinner Duncan Scott, weil der nicht so tief sinken wollte, dem Chinesen die Hand zu reichen. Aber die hohen Herren verstehen bei derlei Zeremoniell ja keinen Spaß und verwarnten den Briten. Und weil das so viel Spaß machte, disqualifizierten sie gar die Brustschwimmerin Lilly King, weil sie bei einer Wende die Wand nur einhändig berührt haben soll. Tags zuvor hatte King die Fina wegen Sun kritisiert. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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In Suns drittem Finale waren aber selbst die mächtigsten Männer machtlos: Der Chinese wurde Sechster über 800 Meter. Bei der Siegerehrung für Gregorio Paltrinieri klatschten die Fans zur Hymne Italiens und für einen Moment schien es, als hätten sie die bösen Geister vertrieben. Bis sich ausgerechnet eine Landsfrau Hortons als gedopt herausstellte und viele vermuten ließ, dass auch bei anderen Australiern so manches dunkle Geheimnisse mitschwimmt. Und vielleicht ja nicht nur da.  

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