Planung begann in KölnRohes Fleisch als Kind: Wie St. Brown NFL-Profi wurde

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Amon-Ra St. Brown Touchdown

Amon-Ra St. Brown feiert seinen Touchdown

Lake Forest/Kalifornien – Wie man arbeitet und was sich gehört, das muss Amon-Ra St. Brown niemand mehr beibringen. Der 21-Jährige mit einer Leverkusener Mutter und einem amerikanischem Vater hat eine emotionale Achterbahnfahrt hinter sich. Beim NFL-Draft im April und Mai dieses Jahres war der angehende Football- Profi zunächst leer ausgegangen.

Entgegen der Prognosen hatte ihn keines der NFL-Teams in der ersten Runde der Talentverteilung angerufen. Die Gäste waren da, die Party fiel aus. Nach einer Nacht mit viel Wut („Ich war angepisst“) kam der Anruf von den Detroit Lions schließlich am Samstagmorgen. St. Brown saß im Kreis seiner großen Familie beim Frühstück.

Feuchte Augen, Schulterklopfer, lange Umarmungen folgen. Via Videocall gibt es die ersten Interviews. Und dann? Räumt St. Brown auf. Sammelt draußen geplatzte Luftballons ein und stopft Geschenkband in eine Tüte. Amon-Ra St. Brown ist sich nicht zu schade. Nicht fürs Saubermachen im Haus der Eltern seiner Freundin, die mit weit geöffneten Schiebetüren und viel Durchzug genug Platz für 40 oder 50 Gäste auch in Corona- Zeiten anboten. Und auch nicht für die Drecksarbeit auf dem Football-Feld. „Was immer ich machen muss, das werde ich machen“, sagt St. Brown damals und verspricht allen Fans seines neuen Teams: „Die können sich auf einen Spieler freuen, der sehr hart arbeitet.“

Fast drei Monate musste Amon-Ra St. Brown nach Beginn der neuen Saison dann auch noch warten: Auf den ersten Sieg in der NFL und seinen ersten Touchdown in der National Football League. Am Sonntag kam dann alles zusammen - mit einer Dramaturgie, die sich auch die US-Unterhaltungsindustrie ausgedacht haben könnte.

St. Brown Autogramm

Schrieb nach dem Sieg Autogramme: Amon-Ra St. Brown

Die Geschichte der sportverrückten Familie St. Brown ist schon öfter erzählt worden. Sie begann 1989 bei der Fitnessmesse Fibo in Köln, zu der der US-Bodybuilder John Brown mit konkreten Absichten gereist war. Der Mister Universum der Jahre 1981 und 1982 war, wie der „Spiegel“ schreibt „auf Brautschau“. Er verliebte sich in die Leverkusenerin Miriam Steyer auch, wie er es dem US-Magazin „Sports Illustrated“ einst in irritierender Offenheit erzählte, zum Zweck der „selektiven Fortpflanzung“. Seine Nachkommen sollten hervorragende Sportler werden. Und so erzog er sie auch. John Brown überließ nichts dem Zufall. Im Kindergartenalter begann für seine Söhne das Krafttraining. Ernährt wurden sie auch mit rohem Fleisch und Proteinshakes.

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Den Familiennamen Brown änderte der exzentrische Vater in „St. Brown“, damit nichts an das Sklavenschicksal der Vorfahren erinnerte. Und er gab den Söhnen ungewöhnliche Namen. Amon- Ra ist wie sein älterer Bruder Osiris nach einer ägyptischen Gottheit benannt. Der als Football- Profi bei den Green Bay Packers bereits etablierte Equanimeous trägt den Namen eines Romanhelden. Alle drei machten in der Highschool und auf den Colleges auf sich aufmerksam.

Osiris musste seine Karriere wegen Verletzungen beenden, bevor sie begonnen hatte. Aber das größte Talent von allen besitzt Amon-Ra, der 2015 mit der deutschen U-19-NationalmannschaftVize- Europameister der Footballer wurde. (dpa, ksta)

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