Rund um KölnNach dem Sieg muss Politt Koffer packen

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Zwei Freunde im Zielbereich von Rund um Köln: Sieger Nils Politt mit André Greipel, dem sportlichen Leiter.

Köln – Nach dem Erfolg, der Freude, der Übergabe eines Pokals, der den Dom in Gold abbildet, nach dem Winken in die Menge, die ihn feierte, ging es für Nils Politt noch darum, wie er denn nun nach Hause kommt. Die gut zehn Kilometer ins heimische Alstädten-Burbach, einem Stadtteil von Hürth, hätte er natürlich passenderweise mit seinem neuen, erstmals bei Rund um Köln eingesetzten Rennrad absolvieren können, doch „das machen wir nicht. Ich reise mit dem Auto heim“, sagte Politt.

Ein paar Kölsch hat er sich gegönnt, als durstlöschenden Lohn für seinen Coup, dann war es aber gut und die spontane Siegesparty auch schon wieder vorbei. Denn für Politt ging es am Montag schon weiter. Also stand nach der Heimkehr das Kofferpacken auf dem Stundenplan.

Nils Politt: Ankunft auf Mallorca

Am Montag landete Politt gegen 14.30 Uhr auf dem Flughafen von Palma de Mallorca: „Tour-de-France-Vorbereitung“, berichtet er, Training für den nächsten großen Termin, für den er von seinem Team Bora-hansgrohe eingeplant ist.  Ein Radsportlerdasein ist schnelllebig. Zumal auch Politts Teamkollegen, die ihn in Köln vorbildlich zum Sieg chauffierten, „alle gleich wieder aufbrechen müssen. Zum Teil ab zum Flughafen“, wie Politt noch am Sonntag erzählte.

Am Abend in Köln vor Ort aber waren noch Rolf Aldag, Sportdirektor von Politts Team, und Torsten Schmidt, der sportliche Leiter der Mannschaft. Für beide ist klar, dass der Sieg für Politt ein lebenslang bleibendes, ihn immer begleitendes Erlebnis sein wird: „Der Nils kann sich sicher sein, dass er die nächsten 50 Jahre immer in den Vip-Bereich des Rennens eingeladen wird“, sagt Aldag. Während Schmidt betont, „dass die Radsportwelt das schon mitbekommen hat, dass ein gebürtiger Kölner sein Heimrennen gewonnen hat. Das ist ein Meilenstein in der Karriere von Nils.“

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Nils Politt kurz nach seinem Erfolg bei Rund um Köln.

Schmidt, der  schon längere Zeit in diesem Jahr mit Nils Politt unterwegs ist, hat festgestellt, dass der Rheinländer in seinem Team bei schlechter Stimmung oder Langweile „Liedchen mit Trömmelchen und Ähnliches trällert, ganz laut. Er ist nicht nur deshalb ein Gewinn für das Team.“  Aldag und Schmidt zeigten sich zudem angetan von der Art und Weise, wie ihr Team das schwere Rennen über fast die gesamte Distanz von gut 200 Kilometern kontrollierte.

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Als sich früh eine gut 25-köpfige Spitzengruppe formierte, war Bora-hansgrohe mit gleich sechs Fahrern dabei. Das ermöglichte immer neue Angriffe, von denen einer saß. 55 Kilometer vor dem Ziel rissen  Politt, sein niederländischer Teamkollege Danny van Poppel und der Kölner Nikias Arndt (DSM) aus und fuhren fortan zusammen dem Feld voraus. Ehe es Politt gelang, fünf Kilometer vor dem Ziel die entscheidende Attacke zu setzen.

„Die haben mich müde gefahren, ich war komplett fertig und konnte nichts mehr zusetzen“, sagte Arndt. Und: „Ich gönne Nils diesen Sieg hier sehr.“ Zu Markus Frisch jedoch, dem  Geschäftsführer der Marathon GmbH, dem neuen Veranstalter des Rennens, sagte Arndt: „Markus, im nächsten Jahr will ich aber hier gewinnen.“

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Nils Politt gewann am Sonntag in Köln.

Die Atmosphäre, der Ablauf, die Organisation – all das hat Arndt zugesagt, und nicht nur ihm. „Die Resonanz auf unseren Einsatz war sehr groß, aus dem Kreis der Fahrer war sie positiv, was sie auch ansonsten überwiegend war“, sagt Frisch. Dass zu Frischs Premiere auch „noch Nils Politt gewann, also jemand, der hier ein Heimspiel hatte, ist total super, auch wenn es wie eine Hollywood-Geschichte klingt“.

Rund um Köln: Analyse der Veranstalter folgt

Frisch kündigte an, in vielen Gesprächen die aktuelle Auflage analysieren zu wollen, um auch Neuerungen und Verbesserungen zu diskutieren. Beibehalten wird er aber  die Finanzierung der TV-Übertragung, „weil sich das in unseren Augen sehr positiv auf das Rennen ausgewirkt hat“.  Um die 3200 Jedermänner hatten sich zudem für das Rennen angemeldet.  Frisch hofft auf eine Steigerung 2023: „Denn dann wäre die Finanzierung  noch besser abgesichert.“

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