Vier verschiedene Positionen in den vergangenen vier HalbzeitenJan Thielmann als Allzweckwaffe des 1. FC Köln

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IMAGO/Hartenfelser

Jan Thielmann beim Auswärtsspiel in Darmstadt

Jan Thielmann ist nach überstandener Knieverletzung sofort wieder wichtig für den 1. FC Köln, ganz egal auf welcher Position er gefragt ist.

Der Sieg in Darmstadt bedeutete für den 1. FC Köln eine große Erleichterung. Es war der erste Auswärtssieg der Saison und generell erst der zweite Sieg überhaupt in dieser Spielzeit. Zudem spielte der FC das erste Mal seit dem Rheinderby gegen Borussia Mönchengladbach Anfang April zu Null. „Der Sieg in Darmstadt war enorm wichtig, auch für die Köpfe. Mal wieder das Gefühl eines Dreiers zu haben, das hat gutgetan. Dann noch gegen einen direkten Konkurrenten“, beschrieb Jan Thielmann die Stimmung nach dem Spiel.

Thielmann spielt überall

Der FC hatte den laufstarken, aggressiven U21-Nationalspieler monatelang in der Offensive vermisst. Unmittelbar vor der U21-EM hatte er sich schwer verletzt, erst Ende Oktober konnte Thielmann sein Comeback geben. Jetzt ist er Steffen Baumgarts Mann für alle Fälle. Stürmer in der Doppelspitze, rechter Schienenspieler in der Fünferkette, Rechtsaußen und Rechtsverteidiger in der Viererkette – das waren die vier Positionen, auf denen Thielmann in den vergangenen beiden Bundesligaspielen spielen durfte.

Nach drei Kurzeinsätzen in Kaiserslautern, gegen Augsburg und in Bochum, die er jeweils auf der rechten Offensivseite absolvierte, stand der 21-Jährige bei der 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern München erstmals wieder in der Startelf. Bei Baumgarts Dreierketten-Experiment bildete Thielmann mit Davie Selke die Doppelspitze. Zur Halbzeit baute Baumgart um, Thielmann wurde in die Abwehrkette zurückgezogen, die nun aus fünf Spielern bestand, und spielte dort als rechter Außenverteidiger. Köln agierte nun gegen einen Rekordmeister mit 69 Prozent Ballbesitz noch defensiver als ohnehin schon.

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Eine Woche später beim 1:0-Sieg in Darmstadt stand Thielmann erneut in der Startelf. Dieses Mal auf seiner angestammten rechten Offensivseite mit einem Rechtsverteidiger hinter sich, der in Person von Luca Kilian eher auf Defensivaufgaben fokussiert war. Weil es solche Prüfungen gegen schwache Darmstädter nicht wirklich gab, stellte Steffen Baumgart in der Halbzeitpause erneut um. Der Trainer brachte Max Finkgräfe für Kilian und stellte diesen auf die linke Offensivseite. Linton Maina, der auf dieser Position in der ersten Hälfte gespielt hatte, wechselte die Seite, Thielmann rückte nach hinten in die Viererkette. Diese Rolle interpretierte er etwas offensiver als der gelernte Innenverteidiger Kilian und schaltete sich häufiger in Angriffe mit ein. „Wie man in Darmstadt gesehen hat, standen die Außenverteidiger ein Stück höher. Der Offensivdrang bleibt natürlich. Ich muss nur schauen, dass es nicht zu viel wird, weil sonst die rechte Seite offen ist“, sagte Thielmann.

„Da spielen, wo der Trainer mich aufstellt“

Dass der gelernte Offensivspieler auch in defensiverer Rolle agieren kann, dürfte nicht überraschen. Mit seinem Einsatz und seinem Kampfgeist war er im offensiven Gegenpressing bereits aufgefallen, und Aktionen wie sein Sprint gegen Dortmund vor zwei Jahren mit Grätsche und anschließendem Jubel über die verhinderte Torchance ließen eine Leidenschaft fürs Verteidigen vermuten.

Thielmann selbst hat mit seiner Rolle als Spieler, der fast alle Jobs auf dem Platz erledigen kann, kein Problem: „Ob es der Rechtsverteidiger ist, die rechte Acht oder auch der Stürmer, das ist mir ganz egal. Ich werde immer alles geben, was ich habe: 100 Prozent.“

Thielmanns Vielseitigkeit hat bisweilen kuriose Folgen. Beim Spiel gegen die Bayern etwa begann Thielmann im Sturm, während die beiden Mittelstürmer Steffen Tigges und Sargis Adamyan entweder auf der Bank saßen oder gar nicht im Kader standen. Zur zweiten Halbzeit dann besetzte Thielmann die rechte Abwehrseite, weil Rasmus Carstensen auf die linke Seite ausweichen musste. Die Außenverteidiger Leart Pacarada und Benno Schmitz blieben zu diesem Zeitpunkt noch draußen. In Darmstadt fehlten dann mit Carstensen und Schmitz gleich beide etatmäßigen Rechtsverteidiger, so dass zunächst ein gelernter Innenverteidiger diese Rolle übernehmen musste, ehe in der zweiten Hälfte der eigentlich für die U21-Mannschaft eingeplante Finkgräfe eingewechselt wurde, um Thielmanns Platz in der Offensive zu übernehmen und diesen in die Defensive verschieben zu können.

Und was sind Baumgarts Pläne für das kommende und so wichtige Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr) gegen den FSV Mainz 05? Noch lässt sich der Coach da nicht in die Karten schauen. Ob Baumgart dann den Schützen des Goldenen Tores in Darmstadt überhaupt bringen kann, steht aber noch nicht fest. Denn Stürmer Selke konnte auch am Donnerstag wegen eines Magen-Darm-Infekts nicht am Training teilnehmen. Die Zeit wird knapp.

Thielmann mischte am Donnerstag jedenfalls munter im Franz-Kremer-Stadion mit. Die richtige Einstellung für den Abstiegskampf bringt dieser in jedem Fall mit: „Wenn wir am Sonntag wieder dreckig 1:0 gewinnen, dann ist mir das auch recht. Mainz ist ein laufstarker Gegner, wir sind sehr laufstark. Es wird ein intensives Spiel“. Ob dann ein Außenverteidiger mit derartiger Intensität und Offensivdrang die richtige Wahl ist? Eine interessante Option dürfte Thielmann für seinen Trainer aber in jedem Fall sein. Zumal Baumgart den 21-Jährigen überaus schätzt.

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