Viktoria-Trainer Pavel Dotchev im Inteview„Manche Klubs verlieren schnell die Nerven“

Lesezeit 3 Minuten
PDotchev (1)

Viktoria-Trainer Pavel Dotchev

  • Der Deutsch-Bulgare ist mit 247 Partien Rekordtrainer der Dritten Liga.
  • Der Coach wirft einen Blick auf die Entwicklung der Spielklasse.
  • Im Interview macht sich der 54-Jährige Gedanken über die Auswirkungen der Corona-Krise.

Herr Dotchev, inzwischen haben Sie 247 Spiele als Drittliga-Trainer absolviert. Erfüllt Sie dieser Rekord mit Stolz? Definitiv, denn ich weiß diese Zahl durchaus zu schätzen. Ich freue mich wirklich unheimlich, dass mir das gelungen ist.

Haben Sie die Befürchtung, dass dieser Rekord von einem Ihrer Kollegen demnächst gebrochen werden könnte?

Ach, damit hätte ich überhaupt kein Problem. Ich würde es ausnahmslos jedem Trainer gönnen, wenn er mich irgendwann einmal ein- und überholen sollte. Und natürlich würde ich ihm dann auch gratulieren. Das ist doch klar.

Sie sind ein Kind der Dritten Liga, haben 2008 als Trainer des SC Paderborn begonnen. Wie hat sich die Spielklasse seitdem entwickelt? Ich finde schon, dass sich die Liga von Jahr zu Jahr stärker geworden ist. Die Spieler werden immer besser, die Mannschaften ebenso. Abgesehen davon gibt es außer Bayern II kaum noch Amateurteams, sondern fast nur noch Traditionsvereine. Die Unterschiede zwischen Zweiter und Dritter Liga sind kaum spürbar, deshalb würde ich unsere Liga auch als „Mini-2. Liga“ bezeichnen.

Pavel Dotchev (54), geboren in Sofia, verbrachte einen Großteil seiner Spielerlaufbahn in Deutschland, unter anderem beim Hamburger SV und beim SC Paderborn, bei dem er auch Trainer war. Weitere Stationen waren u.a. SV Sandhausen, Preußen Münster und Erzgebirge Aue, ehe er zur Saison 2019/20 das Traineramt beim Drittligisten FC Viktoria Köln übernahm.

In einem Testspiel  trennte sich der FC Viktoria  1:1 vom holländischen Erstligisten PSV Eindhoven. Nach dem 0:1-Pausenrückstand traf Neuzugang Marcel Risse per direkt verwandeltem Freistoß (47.) zum Ausgleich. (ol)

Zwölf Trainer, die letztes Jahr mit ihren Teams an den Start gingen, wurden im Laufe der Saison ausgetauscht. Was sagt das über die Liga? Ein wesentlicher Grund für die Fluktuation ist der große Druck, der auf den Vereinen lastet. Viele wollen die Klasse am liebsten so schnell wie möglich verlassen und aufsteigen, natürlich aus finanziellen Gründen. Da setzt der ein oder andere mal schnell alles auf eine Karte und verliert dann die Nerven. Das ist für mich schon ein bedenklicher Trend, denn in Stresssituationen trifft man oft die falschen Entscheidungen. Auf der anderen Seite betreiben wir einen riesigen Aufwand. Warum zum Beispiel durften wir nach dem Re-Start nur 18 Spieler im Kader haben und nicht 20, wie alle Zweit- und Bundesligisten? Diese Frage soll mir mal jemand beantworten.

DotchevMike

Viktoria-Trainer Pavel Dotchev (l.) mit Kapitän Mike Wunderlich

Viktoria Köln hat die Nerven behalten und trotz 13 sieglosen Spielen vor der Winterpause an Ihnen festgehalten. Zahlt sich Kontinuität aus? Ich bin sehr dankbar, dass mich die Verantwortlichen im Klub in dieser schwierigen Zeit stets unterstützt haben. Diese Ruhe und Sachlichkeit hat sich bewährt.

Wie lange geben Sie sich die Dritte Liga noch? Was würde Sie noch reizen?

Ich liebe den Fußball, also liebe ich auch meine Arbeit. Aber natürlich habe ich den Wunsch, noch höherklassig zu arbeiten – am liebsten mit der Viktoria.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ist die Liga stärker oder schwächer als zuletzt und wer sind die Aufstiegsfavoriten? Das ist eine schwierige Frage. Viele Mannschaften möchten wieder aufsteigen, mir fallen da auf Anhieb an die zehn Klubs ein. In der Konsequenz wird die Liga also zweigeteilt sein, für die einen geht es um den Aufstieg, die anderen müssen sich auf Abstiegskampf einstellen.

Glauben Sie, die Machtverhältnisse werden sich angesichts Corona verändern? Einige Vereine sind in finanzielle Schieflage geraten. Vielleicht ein Stückchen. Es gibt sicher Klubs, die finanziell über ihre Verhältnisse gelebt haben und künftig etwas weniger investieren können. Dieser Umstand wird die Liga aber nicht nachhaltig umwälzen.

KStA abonnieren