Während Live-SchalteTV-Reporterin nach Serie-A-Spiel sexuell belästigt

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TV-Reporterin Greta Beccaglia

Empoli – Eine sexuelle Belästigung vor laufender TV-Kamera sorgt in Italien für Empörung. Nach einem Fußballspiel der Serie A wurde die Journalistin Greta Beccaglia während ihrer Live-Schalte vor dem Stadion von Empoli von einem Mann am Po begrapscht. Der Vorfall warf ein Schlaglicht auf die Behandlung von Frauen – just an dem Wochenende, als auf italienischen Fußballplätzen und in den sozialen Medien Spieler, Trainer und auch Schiedsrichter mit roter Farbe im Gesicht auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen wollten.

Die Reporterin erstattete am Montagabend Anzeige gegen den Mann, der dank der TV-Aufnahmen und Überwachungskameras identifiziert wurde. „Leider wissen wir, dass Frauen immer wieder solche Übergriffe erleiden, und die werden nicht von Kameras aufgezeichnet“, sagte Beccaglia der Nachrichtenagentur Ansa. „Das darf nicht passieren.“

Auf den Filmaufnahmen ist zu sehen, wie der Mann sich beim Verlassen des Stadions von hinten der Journalistin nähert, in seine Hand spuckt – oder das zumindest andeutet -, der Frau dann an den Hintern fasst und weiter geht. „Das darfst du nicht!“, rief die Reporterin dem Mann nach einem kurzen Moment des Schocks hinterher. Beccaglias Sender Toscana TV teilte mit, dass das nicht der einzige Vorfall war. Die Reporterin wurde Augenblicke später von anderen Männern angegangen.

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Als ein Radiosender den vermeintlichen Täter am Montagabend erreichte und interviewte, sagte dieser, dass er einen Fehler begangen habe, dass es ihm leid tue und dass es eigentlich als Scherz gedacht war. Er sei frustriert gewesen wegen der 1:2-Niederlage seines AC Florenz, habe mit niemandem reden und nur zu seinem Auto gehen wollen. „Eine so schlimme Belästigung als Scherz darzustellen, bedeutet, dass er nicht verstanden hat, was hier passiert ist“, sagte Beccaglia dazu. „Das ist ein unmöglicher Kommentar und macht alles noch schlimmer.“

Kritik an Studio-Moderator

Die Reporterin sagte, dass sie unzählige Nachrichten erhalten und sehr viel Solidarität in den Stunden und Tagen nach dem Vorfall erfahren habe. Politische Parteien, Journalistenverbände und Klubs verurteilten den Fall scharf. Heftig in die Kritik geriet dabei auch der Studio-Moderator der Fußball-Sendung: Dieser hatte die Tat in der Live-Sendung zunächst mit dem Kommentar „Reg dich nicht auf“ abgetan.

Er sagte der Nachrichtenagentur Adnkronos, er wollte seine Kollegin damit unterstützen, damit diese sich nicht auf die Provokation einlasse und noch Schlimmeres passiere. „Ich wollte den Vorfall nicht bagatellisieren.“ Dennoch teilte der Sender mit, dass der Moderator vorerst nicht mehr eingesetzt werde. In Anlehnung an den Kommentar schrieb der frühere Ministerpräsident Giuseppe Conte bei Twitter: „Wir sollten klarstellen, dass „wir uns alle aufregen müssen“.“ (dpa)

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