St.-Angela-GymnasiumLegionäre als „Untermieter“

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In der 2005 eingeweihten Kapelle des St.-Angela-Gymnasiums Bad Münstereifel werden Schulmessen gefeiert. Weil der Pfarrverband keine Geistlichen abstellen kann, sind jetzt die „Legionäre Christi“ eingesprungen. (Bild: Görgen)

In der 2005 eingeweihten Kapelle des St.-Angela-Gymnasiums Bad Münstereifel werden Schulmessen gefeiert. Weil der Pfarrverband keine Geistlichen abstellen kann, sind jetzt die „Legionäre Christi“ eingesprungen. (Bild: Görgen)

Bad Münstereifel – Das St.-Angela-Gymnasium in Bad Münstereifel hat einen „Untermieter“. Seit einigen Wochen schon werden Schüler der Apostolischen Schule, die man unschwer an ihrem adretten Aussehen und der Schuluniform erkennen kann, nachmittags, wenn die Angelaner längst zu Hause sind, in den Fachräumen des Gymnasiums unterrichtet. Auf den ersten Blick ein ganz normaler Vorgang. Aber hinter den Kulissen rumort es gewaltig, unter anderem im Kollegium und in der Elternschaft. Denn die „Legionäre Christi“ werden in Kirchenkreisen eher den konservativen Zirkeln zugerechnet, und etliche Katholiken haben mit dem stetig wachsenden Orden so ihre Probleme.

Das Generalvikariat des Erzbistums hat jedenfalls dafür gesorgt, dass die momentan 17 Schüler der Apostolischen Schule auch in den Genuss von Fachunterricht in Biologie, Chemie und Physik kommen. Weil die Legionäre entsprechende Fachräume nicht anbieten können, erlaubte Köln eine Mitnutzung des erzbischöflichen St.-Angela-Gymnasiums.

Noch im Aufbau

„Wir sind sehr froh darüber, dass wir die Fachräumen von St. Angela nutzen dürfen“, erklärte Vincenz Heereman, einer der „Legionäre Christi“. Längerfristig sei natürlich geplant, entsprechende Einrichtungen auch in der Apostolischen Schule zu schaffen, aber momentan fehle dazu einfach das Geld. „Wir befinden uns ja noch im Aufbau“, so Heereman.

Neugründungen von Schulen werden angesichts sinkender Schülerzahlen momentan ohnehin skeptisch aufgenommen. Ganz besonders, wenn es sich um eine Einrichtung wie die Apostolische Schule in Bad Münstereifel handelt, deren erklärtes Ziel es ist, Jungen auf den Beruf des Priesters vorzubereiten. Wie bereits berichtet, hat die Schule im letzten Jahr mit Genehmigung der Bezirksregierung ihre Tätigkeit aufgenommen.

Nun verfügen die Legionäre Christi in der Otterbach in Bad Münstereifel zwar über ausreichend Räumlichkeiten, um ein Internat zu betreiben. Schließlich war in besagtem Komplex früher ein Mädchen-Pensionat untergebracht. Aber es gibt keine wie auch immer geartete schulische Infrastruktur, die eine Einrichtung, die Schüler bis zum Abitur begleitet, zwingend benötigt. Da ist es gut, wenn man an höherer Stelle einen Fürsprecher hat wie den Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner.

Theo Spillutini, der Direktor des St.-Angela-Gymnasiums, ist zwar nicht rundum glücklich damit, dass er den „Legionären“ seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen muss, wie ihn das Generalvikariat angewiesen hat. Aber andererseits: „Solange unser Unterricht dadurch nicht beeinträchtigt wird, gibt es für uns keine Probleme.“ Allerdings ist dies nicht der einzige Berührungspunkt zwischen dem Gymnasium und den „Legionären“. Denn seit Anfang der Woche zelebrieren Priester der Ordensgemeinschaft auch Schulgottesdienste in der Kapelle von St. Angela.

Personalengpässe

Was Schulleiter Spillutini sogar begrüßt. „Durch den Weggang unseres Schulpfarrers Johannes Wirthmüller haben wir große Schwierigkeiten, für unsere Messen Geistliche zu bekommen.“ Früher wurden die für alle Klassen bis zur Oberstufe verpflichtenden Gottesdienste in der Konviktkapelle abgehalten, in die zwischen 300 und 400 Leute hineinpassten. In der neuen, 2005 eingeweihten Kapelle direkt am Gymnasium finden nur rund 100 Schüler Platz, weshalb entsprechend mehr Messen organisiert werden müssen, damit die Kinder und Jugendlichen wenigstens alle 14 Tage einmal das Wort Gottes zu hören kriegen.

Der Direktor ist zwar zuversichtlich, dass der Schule trotz akuten Priestermangels wieder ein Schulpfarrer zugeteilt wird - aber das kann noch dauern. Deshalb hatte er sich auch an den örtlichen Pfarrer Thomas Bahne gewandt, um aus dessen Pfarrverband Geistliche für die Schulmessen zu bekommen. Aber Bahne sieht sich außerstande, weitere Gottesdienste personell abzudecken. Denn im Sommer wird seine Personaldecke noch um einiges dünner, so dass selbst die bisherigen Messen in den zum Pfarrverband zählenden Kirchengemeinden ausgedünnt werden müssen.

Dass die „Legionäre Christi“ am St.-Angela-Gymnasium jetzt in die Lücke gesprungen sind, wollte Bahne nicht kommentieren. Er hat die Ordensgemeinschaft bislang auf Distanz gehalten. Nein, es gebe keine wie auch immer geartete Zusammenarbeit, erklärte der Pfarrer.

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