TheaterGestorben wird zur Rockmusik

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Wiesdorf – War das nun Musiktheater? Musical? Gar eine Rockoper? Man konnte es nicht so genau sagen, was es mit diesem Stück, „Scuderi“, auf sich hatte. Klar war nur: Gil Mehmerts Version der Novelle „Das Fräulein von Scuderi“ war anders als alles, was die literarische Vorlage E.T.A. Hoffmanns ausmacht. Sie hinterließ neben begeisterten auch ratlos dreinblickende Besucher im Erholungshaus.

Der Text, der dem Spiel des Jugendtheaters Schauburg (München) zugrunde liegt, ist ob seiner Entstehung in Zeiten der Romantik eigentlich ein wunderbares Beispiel für die Kombination aus Kriminalerzählung und Schauerstück. Maßgeblich dafür ist die düstere Szenerie und die daraus resultierende Atmosphäre der Beklemmung. Und genau hier liegt das Problem an Mehmerts Konzept: Er macht aus „Scuderi“ einfach ein zu rasantes Action-Stück, das Züge von Slapstick offenbart. Es regiert: die Komödie.

Groteske Posen

Die musikalische Unterlegung - Live-Rock der „Bananafishbones“ - verstärkt diesen Eindruck: Manchmal wirken die Posen der Musiker, die als Moderatoren und Darsteller Teil der Handlung sind, geradezu grotesk. Im Gewitter des Stroboskop-Lichtes wird gekämpft, zu verzerrten Akkorden wird gestorben. Zudem ist die Idee einer populärmusikalischen Vertonung literarischer Vorlagen nicht neu und gelang Bands wie den „Toten Hosen“ („Clockwork Orange“) oder „Slut“ (Dreigroschenoper) schon mitreißender. Dieser Gedanke bleibt stets im Hinterkopf.

Der Zuschauer wird am Ende in einer klassischen „Entweder-oder“-Situation zurückgelassen: Man sieht die Ideen, die hinter „Scuderi“ stecken und will sie gerne würdigen. Aber das Chaotische dieser Inszenierung ist schuld daran, dass aus „Scuderi“ ein Fall von Gefallen oder Nicht-Gefallen - ohne jeglichen Spielraum zwischen diesen Polen - wird. Immerhin: Das hier ist alles, nur ganz bestimmt kein Konsens-Stück für die Masse.

„Scuderi“ wird heute um 20 Uhr noch einmal im Erholungshaus gezeigt. Der Eintritt kostet 17 Euro.

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