Trinkgelage mit grausamem Ende: Mann getötet und mit Säge enthauptet

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Victoria Schulz, die Witwe des Mordopfers.

Victoria Schulz, die Witwe des Mordopfers.

Münster (dpa/lnw) - Zunächst sind literweise Bier geflossen, später literweise Blut. Vor großen Medienaufgebot hat am Mittwoch vor dem Landgericht Münster der Prozess um einen der nach Angaben der Anklagebehörde bisher grausamsten Morde im Münsterland begonnen. Zwei der drei Angeklagten im Alter von 27, 29 und 35 Jahren sollen einen 35-jährigen Nachbarn misshandelt, getötet und mit einer Eisensäge enthauptet haben. Ob das Opfer zum Zeitpunkt der Enthauptung noch lebte, muss erst ein Gutachten im Verlauf des Verfahrens klären. Möglicherweise sei dem Mann bei lebendigem Leibe der Kopf abgesägt worden, sagte Oberstaatsanwalt Hans-Ernst Prümers bei der Verlesung der Anklage. Der Fall hatte bereits im Februar bundesweit für Aufsehen gesorgt, als das bei seiner Verhaftung geständige Trio auf Geheiß des Oberlandesgerichtes Hamm aus der Untersuchungshaft entlassen wurde. Das Gericht begründete die von Protesten aus ganz Deutschland begleitete Entscheidung mit den zögerlichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Münster. Erst einen Tag vor Prozessbeginn stellte die Generalstaatsanwaltschaft in Hamm fest, dass sich die Münsteraner Ermittler keiner Verschleppung schuldig gemacht hatten. Alle drei Angeklagten und das Opfer hatten vor der Tat am 20. Juli vergangenen Jahres in verschiedenen Wohnungen eines Hochhauses in Ahlen (Kreis Warendorf) gelebt. Der 27- und der 35-Jährige sind wegen Mordes, der 29-Jährige ist der Beihilfe angeklagt. Während er und der 27-Jährige sich vor Gericht zur Aussage bereit erklärten, lehnte der 35-Jährige am Mittwoch Angaben zur Sache ab. Er gilt als Haupttäter, da er sich an dem späteren Opfer für eine Beleidigung seiner Frau habe rächen wollen, massiv auf ihn eingeschlagen, ihn zur Einnahme von Tabletten gezwungen und später gemeinsam mit seinem Komplizen mit einem Schal gedrosselt haben soll. Das Absägen des Kopfes gehe allein auf sein Konto, ergaben seine frühere polizeiliche Vernehmung sowie die Aussagen der Mitangeklagten. "Ich weiß nicht, warum ich dabei mitgemacht habe", sagte der 27-Jährige auf Vorhalt des Richters, er habe ohne Motiv einem Menschen das Leben genommen. Der in Ahlen geborene Türke räumte ein, das Opfer mit seinem Schal erdrosselt zu haben. Dabei habe er zunächst allein und schließlich gemeinsam mit dem 35-Jährigen an dem Schal gezogen. "Jeder von uns an einer Seite." Ob der Mann daran bereits gestorben war, bevor sein Kopf abgesägt wurde, blieb unklar. Nach der Tat hatte das Trio der Anklage zufolge den Leichnam in einem Fahrradanhänger und den Kopf in einem gelben Abfallsack zu einem Spielplatz gebracht - und den Kopf im Sandkasten vergraben. Die Witwe des Opfers, die zum Zeitpunkt seines Todes mit zwei Kindern von ihm getrennt lebte, trat vor Gericht als Nebenklägerin auf. Sie hatte den enthaupteten Leichnam ihres Mannes vor allem anhand seiner Tätowierungen identifiziert. Der Körper war kurz nach der Tat, der Kopf aber erst einige Tage später entdeckt worden. Alle drei Angeklagten waren zur Tatzeit ohne feste Arbeit und lebten von Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe. Der 29-jährige wohnte mit dem 27-Jährigen zusammen. Er habe erheblich unter dessen Einfluss gestanden und sei von beiden Mitangeklagten mehrfach geschlagen und ausgenutzt worden, sagte der verängstigte Mann zögernd vor Gericht aus. Vor allem die beiden Hauptbeschuldigten, beides Väter, hatten regelmäßig getrunken und waren zudem mehrfach straffällig geworden. Zur Tatzeit lastete auf beiden eine Bewährungsstrafe. Daher geht die Staatsanwaltschaft von Verdeckung einer Straftat als Mordmotiv aus. Für den Prozess sind elf Verhandlungtstage angesetzt.

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