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Vom Kaiserhof in den Klingelpütz:Strichjungen belasten Varieté-Star Paul O'Montis

Lesezeit 3 Minuten
Die Collage zeigt eine Anzeige für die Kabarettfestspiele im Kaiserhof, eine Original-Autogrammkarte des Künstlers Paul O'Montis und eine Aufnahme der Salomonsgasse aus den 1930er Jahren

Paul O'Montis war der Star bei den Kabarettfestspielen 1933 im Kaiserhof in der Salomonsgasse (r.)

Die neue Folge von „True Crime Köln“ erinnert Paul O'Montis, einen schillernden Popstar, der 1940 im KZ  starb. 

Die Kabarettfestspiele im Kölner Kaiserhof waren noch nicht zuende, als der Star der Show im Dezember 1933 verhaftet wurde: Paul O‘Montis, ein schillernder Varietékünstler der Weimarer Republik und einer der ersten echten Pop-Musiker Deutschlands, musste in den Klingelpütz. Ein Kölner Gericht verurteilte den Sänger, der mit großem Erfolg zahlreiche Schallplatten aufgenommen hatte, wegen eines Verstoßes gegen den Paragrafen 175 und wegen Kuppelei zu einem Jahr und neun Monate Gefängnis. Zwei Strichjungen hatten ihn belastet.

Die neue Folge hören:

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Die neue Folge von „True Crime Köln“ erinnert an einen fast vergessenen Künstler und reist zurück in die „Roaring Twenties“, als auch in Köln in unzähligen Theatern und Tanzlokalen zur Musik von Salonorchestern und kleineren Ensembles gefeiert wurde. Die Folge begibt sich aber auch auf ein komplexes Terrain. Paul O' Montis wurde später wegen seiner Homosexualität zum Opfer der NS-Diktatur im KZ Sachsenhausen, nachdem er 1939 im Exil in Prag verhaftet worden war. Doch die Festnahme sechs Jahre zuvor in Köln hatte erst einmal nichts mit dem NS-Unrechtsstaat zu tun. Der berüchtigte Paragraf 175 existierte lange vor der Machtübernahme der Nazis und galt nach dem Krieg zunächst auch in der Bundesrepublik. Hinzu kommt: Die Strichjungen waren minderjährig, einer von ihnen war erst 15 Jahre alt. Das würde bis heute bestraft.

Schlager von Paul O'Montis im Musikhaus K7A in der Kölner Südstadt

Zu Gast im Podcast-Studio des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sind der O’Montis-Biograf Ralf Jörg Raber („Beliebt bei älteren Damen und jüngeren Herren“, erschienen im Verlag Metropol) und die Schauspielerin Hildegard Meier. Beide singen Chansons von Paul O‘Montis: Raber im Salonorchester Ruhrioso, Meier in ihrem neuen Programm. Die Premiere von „Die verrückte Hilde – Paul O‘Montis und die Frau im Dunkeln“ ist am Freitag 5. Mai im Musikhaus „K7A“ in der Kyllstraße in der Kölner Südstadt. Es folgen drei weitere Aufführungen am gleichen Ort. Meier präsentiert dort einige der bis heute wunderschönen Schlager von Paul O'Montis, ohne seine Ecken und Kanten zu verschweigen.

In der neuen Folge von „True Crime Köln“ berichten Meier und Raber im Gespräch mit Helmut Frangenberg über das Leben und Wirken des Künstlers, die Umstände seiner Kölner Verhaftung und über sein Leben im Exil, nachdem er nach dem Verbüßen seiner Haftstrafe ins Ausland gegangen war. Zu einer Flucht ins weit entfernte Ausland konnte sich der Sänger nicht entschließen, weil er weiter auftreten wollte und dazu ein deutschsprachiges Publikum brauchte, das ihn verstand. Das wurde schließlich zu seinem Verhängnis. Sein Biograf Raber ist trotzdem davon überzeugt, dass O'Montis im Exil seine „innere wie äußere Freiheit“ gefunden habe, obwohl er seine Heimat verloren hatte und weiterhin mit Diskriminierung wie Verfolgung rechnen musste.

„True Crime Köln“ kann man überall hören, wo es Podacsts gibt, und über die Hompage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Hildegard Meier ist mit ihrem Programm „Die verrückte Hilde - Paul O'Montis und die Frau im Dunkeln“ am 5., 7., 12. und 14. Mai, jeweils um 20 Uhr im Musikhaus K7A in der Kyllstraße 7a in der Kölner Südstadt zu sehen. Tickets kosten 19 Euro (ermäßigt 15 Euro). 

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