Über 180 Überfälle in acht JahrenDie Geschichte des Räuberhauptmanns „Fetzer“ Mathias Weber

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Die Holzschnitte zeigen die Enthauptung von Mathias Weber und ein Porträt des Räuberhauptmanns.Sie befinden sich auf einem Druck zum Termin der Hinrichtung.

Die Enthauptung von Mathias Weber (r.) war die letzte öffentliche Hinrichtung in Köln. Die Holzschnitte auf einem Druck zum Termin der Hinrichtung befinden sich in der Grafischen Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums

Er wurde gefürchtet, aber auch geachtet: Mit seinen Räuberbanden versetzte der „Fetzer“ das Rheinland in Angst und Schrecken. Die neue Folge von „True Crime Köln“ erzählt die Geschichte von Mathias Weber.

Mehr als 180 Einbrüche und Raubüberfälle sowie zwei Morde in acht Jahren – das sah das Gericht als erwiesen an, als es Mathias Weber zum Tode verurteilte. Am 19. Februar 1803 wurde der berüchtigte Räuberhauptmann, den man den „Fetzer“ nannte, zum Schafott geführt. Es war die letzte öffentliche Hinrichtung in Köln. Mit verschiedenen Räuberbanden hatte Weber das Rheinland unsicher gemacht und mit zum Teil spektakulären Überfällen für Aufsehen gesorgt. Das Bordell der „Düwels Drück“ in der Kölner Schwalbengasse war Zentrale und Anlaufpunkt. Hier wurden Pläne geschmiedet, Waffen verteilt und die Beute auf den Kopf gehauen.

Die Geschichte eines kurzen Verbrecher-Lebens spielt zur gleichen Zeit wie die des legendären Räuberhauptmanns „Schinderhannes“. Dass der Kölner Räuber ein bisschen im Schatten des bekannten Verbrechers aus dem Hunsrück stehe, sei eigentlich nicht richtig, sagt der Erfolgsautor Tilman Röhrig in der neuen Folge der Podcast-Reihe „True Crime Köln“. „Der Fetzer“ sei der wichtigere von beiden, nicht nur, weil sein Strafregister länger war.

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Der mittlerweile 78-jährige mehrfach ausgezeichnete Autor von Jugendbüchern und historischen Romanen ist zu Gast im Podcast-Studio des Kölner Stadt-Anzeiger. Die Lebensgeschichte des Mathias Weber war Röhrigs erster historischer Roman, für den er bereits in den 70er Jahren er tief in die Archive einstieg. Seitdem wurde der Roman immer wieder neu aufgelegt, zuletzt als „Die Ballade vom Fetzer“.

Flucht aus dem Frankenturm

Zusammen mit dem Köln-Literatur-Preisträger rekonstruiert Helmut Frangenberg bei „True Crime Köln“ das Leben eines Berufsverbrechers, der in den ersten Jahren seiner Räuberkarriere auch davon profitierte, dass es in einem in Kleinstaaten zersplitterten Rheinland unter einer zunächst schwachen französischen Verwaltung leicht war, immer wieder den Ermittlern zu entkommen. Weber war nicht nur ein cleverer und geschickter Räuber. Ihm gelang es auch, immer wieder aus Gefängnissen wie dem Kölner Frankenturm zu fliehen.

Der Autor Tilman Röhrig sitzt im Podcast-Studio des "Kölner Stadt-Anzeiger" im Gespräch mit Redakteur Helmut Frangenberg

Tilman Röhrig (r.) im Podcast-Studio des "Kölner Stadt-Anzeiger" bei der Aufzeichnung der Folge für "True Crime Köln" zum Räuberhauptmann Mathias Weber im Gespräch mit Helmut Frangenberg

Erst Anfang 1801 beschlossen die verschiedenen Behörden, besser zusammenzuarbeiten. In Köln wurde der Spezialermittler Anton Keil eingesetzt, der mit neuen Fahndungsmethoden auf Verbrecherjagd ging. Er erfand den Steckbrief, legte Ermittlungsakten an und gründete das erste Untersuchungsgefängnis. Er ist es, der Mathias Weber schließlich fangen kann. Mit einer eigenen Verhörtechnik, die auf Gewalt und Folter bewusst verzichtete, gelang es ihm zudem, den jungen Mann zu Geständnissen zu bringen, wie Röhrig berichtet. Die Konfrontation des Ermittlers mit dem Räuberhauptmann ist noch einmal in seinen Roman „Die Könige von Köln“ über „Helden und Heilige im Köln der Franzosenzeit“ eingeflossen.

Logo True Crime.Köln

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Die neue Folge von „True Crime Köln“ berichtet von den spektakulärsten Verbrechen und Ausbrüchen des „Fetzers“ und begibt sich auf die Spur der Räuberbanden, die eine um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert für Angst und Schrecken, aber immer auch ein bisschen Bewunderung sorgten. „True Crime Köln“ hört man überall, wo es Podcasts gibt, und über die Homepage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

www.ksta.de/true-crime-koeln

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