Überteuerte VersandkostenAbzock-Tricks der Internetverkäufer

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Der Versand von Büchern kann teuer werden. (BILD: DPA)

Der Versand von Büchern kann teuer werden. (BILD: DPA)

Ein Kilo Buch? Macht 1,40. Diese Zahl sollten Ebay-Käufer im Blick haben. So viel kostet nämlich der Versand eines ein Kilogramm schweren Buchs mit der Deutschen Post. Das Verschicken eines 500 Gramm schweren Taschenbuchs kostet sogar nur 85 Cent - plus Kosten für die Verpackung. Die Postpreise weiß man nur, wenn man selbst Lesestoff als offene Büchersendung verschickt. Ich habe mich also nicht gewundert, als ich vor Kurzem ein Buch über die Zarenfamilie der Romanows erstanden habe - und für den Wälzer drei Euro Versandkosten zahlen musste. Sind ja 482 Seiten, darf also teuer sein, dachte ich. Teurer darf es aber nur sein, wenn die Ware als Paket verschickt wird.

Wer regelmäßig beim Online-Auktionshaus einkauft, macht allerdings häufiger die unangenehme Erfahrung, dass in Zeiten von Ein-Euro-Erlösen Verkäufer schon mal versuchen, über happige Versandkosten einen zusätzlichen Gewinn hereinzuholen oder ihre Ebay-Gebühren zu decken. „Diese Praxis ist mit höheren Preisen für die Paketdienste nicht zu erklären. Die Preise von DHL & Co. sind in der Vergangenheit eher gefallen“, sagte Eike Böttcher von posttip.de.

Dass es vor allem bei den gewerblichen Ebay-Händlern gewaltige Preisunterschiede beim Porto für Pakete gibt, hat die Verbraucherzentrale NRW in einer stichprobenartigen Untersuchung herausgefunden. Die Verbraucherschützer hatten 100 Produkte aus der Kategorie „Sofort & neu“ unter die Lupe genommen. Jeweils 25 Speicherkarten für Kameras, 25 Kopfhörer, 25 Kaffeemaschinen und 25 LCD-Fernseher - in jeder Warenart jeweils mit dem identischen Gewicht.

Zwischen kostenlos und 50 Euro

Das Ergebnis: Die Vorstellung von angemessenen Versandkosten geht bei Ebay-Händlern weit auseinander. So variierten die Lieferpreise bei den Fernsehern zwischen kostenlos und 50 Euro. Was Anbieter ihren Kunden berechnen dürfen, weiß Verbraucherschützerin Iwona Gromek: die tatsächlichen Portokosten inklusive eventueller Versandversicherungen sowie die Kosten für das Verpackungsmaterial. Zusätzlich dürfe „in angemessen Rahmen“ der Aufwand für die Verpackungsarbeit in Rechnung gestellt werden. Die Betonung liegt auf „angemessen“. Wer 10,50 Euro berechnen will, weil er angeblich eine Stunde lang einen Korkenzieher verpackt haben will, könnte sich auch direkt unter dem Ebay-Namen „Wucher-Willi“ anmelden.

Verboten ist es, so Gromek, Verpackungs- und Versandkosten prozentual anhand des Verkaufspreises zu berechnen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass bei teuren Produkten ein Vielfaches des üblichen Versandpreises aufgeschlagen würde. Gromek rät Kunden, vor dem Bieten einen Versandkostenrechner zu benutzen. Damit bekommt der Kunde einen schnellen Überblick über akzeptable Preise.

Außerdem lohne es sich, bei Ebay die Suchfunktion „Preis inklusive Versandkosten“ zu verwenden. Mit Hilfe des Tools wird das wirklich günstigste Angebot nach oben gelistet. Versandkosten können tatsächlich den Produktpreis bei weitem übertreffen. Das zeigt ein Beispiel aus der Kategorie Kopfhörer: Fünf Euro Versand bei einem Euro Kaufpreis.

Besonders vorsichtig sollten Käufer sein, die gleich zwei oder mehr Produkte bei einem Shop bestellen. Bei zwei Händlern im Test nämlich passten scheinbar nicht mal zwei Minispeicherkarten in eine Warensendung oder Päckchen. Gromek: „Ungerührt forderte das dreiste Duo die doppelten Versandkosten.“ Da mag es trösten, dass Käufer überhöhte Verschickungspreise bei der detaillierten Ebay-Bewertung des Verkäufers vermerken können. Händler die patzen, können hier mit einem statt fünf Sternen abgestraft werden.

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