UmweltEin Aufbruch zu neuen Ufern

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Kurz hinter dem renaturierten Stück wird der Bach über ein Wehr in den Randkanal abgeleitet. (Bild: Eickler)

Kurz hinter dem renaturierten Stück wird der Bach über ein Wehr in den Randkanal abgeleitet. (Bild: Eickler)

Lindenthal – Ein Teilprojekt der Regionale 2010 wird die Renaturierung des Frechener Bachs auf Kölner Stadtgebiet sein, den es heute eigentlich gar nicht mehr gibt. „Der Bach liefert ein eindrucksvolles Beispiel für den rücksichtslosen Umgang mit einem Fließgewässer während der Industrialisierung und Siedlungsausdehnung im 19. und 20. Jahrhundert“, sagt Joachim Bauer, der beim Amt für Landschaftspflege und Grünflächen für Regionale-Projekte zuständig ist, die unter anderem den Ausbau der Grünflächen in der Region Köln und im Erftkreis zum Ziel haben.

Der historische Frechener Bach war einer der wenigen Bachläufe im linksrheinischen Köln. „Seine natürliche Quelle hatte er westlich von Frechen, in Benzelrath“, weiß Volker Schüler vom Frechener Geschichtsverein, der zurzeit die Historie des Bachs aufarbeitet. Der habe für die Bevölkerung einst eine große Bedeutung gehabt, so Schüler: „Schon vor 1000 Jahren lieferte er den Menschen im Einzugsgebiet das gesamte Trinkwasser. Sie tränkten damit ihr Vieh und brauten Bier.“

Der Bach war eine kleine, aber wichtige Lebensader. In der Neuzeit setzte sein Niedergang ein: Er wurde als Kloake benutzt. Und im Laufe der Entwicklung des Braunkohletagebaus und der dafür benötigten Verkehrsadern verlor der Bach sein natürliches Quellgebiet und wurde statt dessen mit abgeleitetem Wasser aus dem Tagebau gespeist. Um 1894 wurde er dann zudem im Zuge des Baus der Dampfstraßenbahn Frechen-Köln verrohrt - die Röhren verliefen unter der Frechener Hauptstraße - und zwischen Haus Vorst und Marsdorf kanalisiert.

Immer hat der Frechener Bach nur wenig Wasser geführt und versickerte bis zu seiner Kanalisierung in einer ehemaligen Rheinrinne, in der Nähe des Militärrings - heute mündet er in den südlichen Randkanal.Der wiederbelebte Frechener Bach soll in wenigen Jahren wieder im Kreuzungsbereich von Militärring und Dürener Straße versickern. Doch wird auch dann das Wasser nicht aus dem Quellgebiet am Fuß des Vorgebirges kommen, wie es ursprünglich einmal war. Inzwischen wird er von der Frechener Kläranlage an der Dürener Straße gespeist, dort entspringt derzeit ein kläglicher Rest von 4,5 Kilometern Länge. In kanalisierter Form fließt er von dort bis zum Haus Vorst, wo er auf einem wenige hundert Meter langen Stück bereits gemächlich durch dichten Uferbewuchs mäandert. „Dieses Stück hat die Stadt Köln Anfang der 90er Jahre entsiegelt und natürlich gestaltet“, erzählt Bauer. Kurz dahinter läuft er wieder im engen Kanalbett, bis er an der Horbeller Straße im südlichen Randkanal verschwindet.

Für Schüler ist die Geschichte des Frechener Baches Mühlengeschichte. „Er trieb auf Frechener Gebiet beispielsweise die Ceelen'sche Getreidemühle an, die gegenüber von St. Servatius stand. Doch der Braunkohletagebau führte zum Wassermangel des Bachlaufs und zur Versumpfung des Mühlenteichs durch Kohlestaub und Tonsedimente. Seit 1895 ist die Mühle nicht mehr in Betrieb“, erzählt er.

Der heute noch 4,5 Kilometer lange „Restbach“ soll nun in wenigen Jahren wieder kontinuierlich den Wassergraben vom Stüttgenhof speisen, von dort aus durch den Äußeren Grüngürtel Richtung Militärring plätschern und kurz vor der Kreuzung Dürener Straße im Erdreich versickern. Bauer verspricht sich davon eine Bereicherung des Ökosystems Äußerer Grüngürtel und eine weitere Aufwertung des Naherholungsgebietes im Westen der Stadt.

Wer den Frechener Geschichtsverein bei seinen Recherchen zum Bach unterstützen möchte, kann im Internet Kontakt aufnehmen.

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