Verfall verhindertMühle wird zum Magneten

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Ein Blick von aussen: Das Schaufelrad der Gymnicher Mühle - Zu Pfingsten lädt die Mühle zum Aktionstag im Rahmen des Mühlentags ein. Der Innenhof und seine Nebengebäude sind aber jetzt schon ein beliebter Treffpunkt.

Ein Blick von aussen: Das Schaufelrad der Gymnicher Mühle - Zu Pfingsten lädt die Mühle zum Aktionstag im Rahmen des Mühlentags ein. Der Innenhof und seine Nebengebäude sind aber jetzt schon ein beliebter Treffpunkt.

Erftstadt-Gymnich – Fuchs und Hase sagten sich vor einigen Jahren an der Gymnicher Mühle noch Gute Nacht. Niemand brauchte das Mahlwerk der Mühle, niemand wollte im alten Wohnhaus leben. Das Gelände zwischen Kerpen und Erftstadt, umgeben von Feldern, verfiel immer mehr. Das hat sich gründlich geändert. Zu einem wahren Magneten für Naturliebhaber aus der ganzen Region mauserte sich die Mühle samt Nebengebäuden. Mühle und Müllerhaus, Scheune und Kuhstall bieten nun Besuchern den historischen Rahmen, um sich künftig in einer Fachbibliothek über die Geschichte der Mühlen im Rheinland einzulesen, einen originalgetreu nachgebildeten Bauerngarten kennenzulernen, Produkte von Landwirten aus der Umgebung zu kosten oder aber im Hof oder auf dem Gelände mit Ausblick auf einen Seitenarm der Erft zu entspannen. Wer die Mühle kennenlernen möchte, kann dazu den 18. Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag (13. Juni) nutzen. An diesem Tag lädt auch die Gymnicher Mühle von 10 bis 17 Uhr zu einem Aktionstag ein.

Mehr als ein Vereinsheim

Der Mühlenverband Rhein-Erft-Rur hatte vor Jahren einen Vereinssitz gesucht und war auf die Immobile des Barons von Holzschuher gestoßen, dem einst auch das dazugehörige Schloss Gymnich (jetzt im Besitz der Kelly-Familie) gehörte. „Schnell war aber klar, dass so eine große Mühle zu mehr taugte, als bloß zur Versammlungsstätte eines Vereins“, berichtet Frank Feil, Geschäftsführer des Naturparkzentrums Gymnicher Mühle und Mitglied des Vereins „Förder- und Gönnerkreis Gymnicher Mühle“. Rasch war klar, dass ein umfangreiches Konzept benötigt wurde, um aus der Mühle einen Magneten für Geschichtsinteressierte und Naturfreunde gleichermaßen zu schaffen. Das konnte nur gelingen, indem viele Verbände, Gönner, Stiftungen mithalfen. Viel Überzeugungsarbeit musste bei den Spendern geleistet werden. „Da mussten richtig dicke Bretter gebohrt werden“, erinnert sich Werner Stump, Vorsitzender des Mühlenverbands und Landrat des Rhein-Erft-Kreises. So weit sei das Projekt des Naturparkzentrums fortgeschritten, dass man sich schon auf der Zielgeraden befinde, freut Stump sich.

Gymnicher Mühle, Bauerngarten, Hofladen, eine Backstube für Kinder, Greifvogelzentrum – das alles werde später Teil eines noch größeren Projektes. Der Park bildet später das Eingangstor in den Erlebnisraum Erftaue“. Im Rahmen des Regionale-2010-Projektes werde die Erftaue mit umfangreichen Pflanzungen zu einer Art drittem Grüngürtel um Köln“, kündigt Stump an. Dann werden die Schlösser von Türnich und Gymnich durch Alleen und Parklandschaft verbunden. Auch hier soll den Besuchern eine Mischung aus Spaß und Spannung geboten werden. Dabei dreht sich vieles um die Mühlen, vor allem aber geht es um eines der Grundelemente der Natur – das Wasser. „Dieses Element wird die Menschheit die nächsten hundert Jahre beschäftigen“, ist der Gymnicher Projekt-Koordinator Frank Feil überzeugt. Passend dazu werden in einem Nebengebäude der Mühle ein Infozentrum eingerichtet und einige Meter weiter ein 13 000 Quadratmeter großer Wassererlebnispark geschaffen. Wann genau, steht aber noch nicht fest. Koordinator Feil: „Wir rechnen in den nächsten ein, zwei Jahren damit.“

Im Wasserpark können Besucher auf einem Rundkurs spielerisch erfahren, was in der Region mit Wasser in Verbindung steht, seien es Schlösser, die Tagebaue oder Mühlenkultur. Mittels Pumpen, Schautafeln und vielem mehr soll Wissenswertes vermittelt werden. Auf einem See wird eine überdimensionale Lupe montiert – Besucher dürfen gucken und staunen. Ferner geplant ist ein grünes Klassenzimmer, Schüler sollen unter freiem Himmel Bio und Physik, Geschichte und Chemie lernen. Ein Aussichtsturm mit Blick über die Erftaue darf nicht fehlen.

Viel Idealismus

„Viel Geld, aber auch Idealismus wurden in den Naturpark investiert“, sagt Feil. Und in die Zukunft von Menschen wurde investiert. Das Projekt „Helios“ vermittelt Kenntnisse im Bauhandwerk, die Arbeitslosen-Selbsthilfe „Sprungbrett“ leitete junge Menschen im Gartenbau an. WelfOhnesorge ist schon im 14. Monat dabei, kümmert sich mit Hingabe um die Rosen im Bauerngarten. „Hier lernt man viel. Ich habe die Zeit, meine Aufgabe ordentlich zu erledigen“, sagt der 50-Jährige. Die Mühle soll sich zusehends auch als Zentrum für Kultur etablieren. Noch sind Ausstellungen eher selten. Das aber werde sich ändern, ist Feil überzeugt. Der Kunstverein Rhein-Erft organisierte schon Ausstellungen. Armin Müller Stahl war schon da, im September stellt hier Günter Grass Skulpturen und Bilder aus.

www.naturparkzentrum-gymnichermuehle.de

Mehr Bilder im Internet unterwww.ksta.de/region

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