VerlagMit Sachlichkeit und Kunstverstand

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Lindlar – Das erste Kunstbuch aus dem vor wenigen Monaten gegründeten Verlag „Die neue Sachlichkeit“ liegt bei Christopher Schroer auf dem Schreibtisch: ein Kleinod mit fein gedruckten seriellen Zeichnungen von der Künstlerin Hiltrud Gauf auf mattem Papier. Es ist das Erstlingswerk des neuen Verlages, der in Lindlar an einem wohl bekannten Ort etabliert ist: im alten Bahnhof. Im Erdgeschoss ist die Spedition Willi Kellershohn, in der ersten Etage ein ehemaliges Rotlicht-Etablissement, und gleich nebenan, mit separatem Eingang, hat sich der Verlag „Die neue Sachlichkeit“ eingerichtet.

Ein schönes altes Holztreppenhaus führt in die hohen Räume mit den lackierten Holzdielen - ein idealer Ort für kreatives Schaffen. „Ja, ich bin froh, dass ich ein solches Ambiente für meine Arbeit gefunden habe“, sagt Christopher Schroer, ein Mann der leisen Töne, den man so gar nicht in der Umgebung der Brummis und Berufsfahrer und einem ehemaligen Bordell gleich nebenan vermutet. Typisch Lindlar, da ist alles möglich.

Als Mediengestalter hatte der 33-Jährige für einen Verlag Bücher von der Planung über die Gestaltung bis zur Produktionsüberwachung begleitet. Als er sich im September 2008 mit einer Agentur für Kommunikation und Gestaltung auf eigene Beine stellte, stand auch der Traum, einen Verlag für Künstler-Publikationen und junge Literatur zu gründen, im Fokus des jungen Mannes. Dieses Ziel hat er in den vergangenen Monaten konkret umgesetzt: Das erste Ergebnis ist das Künstlerbuch über Hiltrud Gauf. Die gerade mal 70 bis 100 Exemplare wurden hergestellt in einem Druckverfahren, das solch kleine Auflagen wirtschaftlich möglich macht. Die erste Auflage ist fast ausverkauft.

Auch eine Künstlerheftreihe wird umgesetzt: kleines Format, ansprechend in Typografie und Druckqualität. „Ich will mit meinem Konzept Künstler ansprechen, die eine Publikation, einen Katalog vorweisen sollten, wenn sie sich bei einer Galerie oder einem Kunstmuseum vorstellen“, erläutert Christopher Schroer das Konzept. Es umfasstauch jeweils einen Internetauftritt, Flyer und alles rund um die Kunstpräsentation.

Bei seinem früheren Arbeitgeber hat er ein Buch über den international renommierten belgischen Künstler Michael Borremans gestaltet und die Produktion begleitet. Von der Betreuung solcher Kunstikonen ist er noch weit entfernt, aber seine Chance liegt, wie er meint, auch in der Betreuung weniger bekannter Kunstschaffender - als Vermittler zwischen Werk und Kunstpublikation.

Buchpräsentation und Vernissage der Ausstellung von Hiltrud Gauf: Samstag, 30. Januar, 13 bis 18 Uhr, Galerie Bossert, Marsilstein 6, Köln.

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