VortragEin eiskalter Streber nach Macht

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Karin Trieschnigg stellte in ihrem Vortrag den Menschen Dr. Johannes Möden vor, bekannt als Hexenkommissar von Münstereifel. (Bild: Grömping)

Karin Trieschnigg stellte in ihrem Vortrag den Menschen Dr. Johannes Möden vor, bekannt als Hexenkommissar von Münstereifel. (Bild: Grömping)

Euskirchen/Bad Münstereifel –  Es war die Recherche um einen Hexenprozess, die Karin Trieschnigg bereits 1999 auf die Spuren des Dr. Johannes Möden brachte. Ihre Nachforschungen ergaben, dass der für seine unbarmherzigen Prozesse bekannte Hexenmeister in den Jahren 1637 und 1638 das Amt des Bürgermeisters in Bad Münstereifel bekleidete. „Wer war dieser Mann?“, war die Frage, die Trieschnigg fortan beschäftigte, und sie begab sich in zahlreichen Archiven auf Spurensuche.

Beeindruckende Ergebnisse

Ihre umfangreichen und beeindruckenden Ergebnisse stellte sie nun in ihrem Vortrag „Dr. Johannes Möden – Hexenkommissar und Bürgermeister von Münstereifel“ vor. Rund 70 interessierte Zuhörer konnten im Casino im Rahmen der Vortragsreihe des Geschichtsvereins des Kreises Euskirchen mehr über das Leben des für seine Gräueltaten bekannten Menschen erfahren.

Möden, der aus einer Koblenzer Handwerkerfamilie stammte, war der erste seiner Familie, der die Universität besuchte. Sein Studium schloss er mit dem Doktortitel beider Rechte „iuris utriusque“ ab. Anhand der Umstände seiner Verlobung und späteren Heirat mit Agnes Dunckhass aus Remagen machte Trieschnigg den Anwesenden die Charakterzüge Mödens deutlich. Anna Maria Höpp erhob damals Einspruch gegen die anstehende Vermählung, mit der Begründung, ebenfalls ein Eheversprechen erhalten zu haben. Außerdem schuldete der Herzensbrecher der jungen Frau Geld, da sie ihn während seiner Studienzeit finanziell unterstützt hatte.

Anstatt sich aber der anberaumten Gerichtsverhandlungen zu stellen, machte Möden sich aus dem Staub und war nicht aufzufinden. Seine Verlobte Agnes war zu diesem Zeitpunkt bereits im sechsten Monat schwanger, und mit einem Aufschub der Hochzeit wäre das Kind unehelich geboren worden. Weder das Urteil, 1000 Goldgulden an die Klägerin zu zahlen, noch das Auftauchen einer weiteren Verlobten brachten Möden von seinem Vorhaben ab, und er heiratete allen Widrigkeiten zum Trotz rechtzeitig seine als gute Partie geltende schwangere Braut.

Neben seinen verwandtschaftlichen Verhältnissen und der Zugehörigkeit zur Liebfrauenbruderschaft waren es auch die zahlreiche Patenschaften im Kreise ehrenhafter Leute, die sein Ansehen stärkten. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Möden Maria Wellwartz, die ihm mit einem weiteren Sohn das bereits sechste Kind schenkte.

Der Wunsch, seinen Söhnen eine gute Schulausbildung zu ermöglichen, war mit ein Grund dafür, dass die Familie nach Münstereifel kam. Mit dem Kauf eines Hauses in der Orchheimer Straße und einem feudalen Lebensstil nach der Wahl Mödens zum Bürgermeister wuchs auch der Schuldenberg. „Anhand der Aufzeichnungen über die Ausgaben Mödens konnte ich mir ein Bild über das Ausmaß der Schulden machen“, erklärte Trieschnigg, die in Bonn Geschichte und Englisch studiert hat.

Dr. Thomas Becker von der Universität in Bonn war es auch, der sie immer wieder ermunterte, mit ihren Nachforschungen fortzufahren. Im Laufe der Jahre ist Trieschnigg eine Expertin in Sachen Hexenkommissar geworden, deren Studien bereits auch von der Universität in Trier angefragt wurden. „Ich habe mich bei meinen Recherchen immer neutral verhalten und versucht, in erster Linie nur den Menschen Möden und nicht den skrupellosen Hexenrichter zu sehen“, erklärte Trieschnigg, die zum ersten Mal einen solchen Vortrag hielt.

Dass sie vor der Veranstaltung ziemliches Lampenfieber hatte, konnte man ihr während des Referats, das detailliert auch die kleinen Begebenheiten im Leben Mödens aufzeigte, nicht anmerken. Dr. Johannes Möden, der sich auch gegenüber seinen Gläubigern in Münstereifel aus der Verantwortung stahl, starb am 24. Februar 1663 in Koblenz.

Drei Ehefrauen überlebt

Er hatte alle seine Geschwister, seine insgesamt drei Ehefrauen und eines seiner am Ende sieben Kinder überlebt. „Mit ihm starb der intelligente und redegewandte, hochberühmte Doktor beider Rechte, ein attraktiver Herr, Bürger und Familienvater einerseits – andererseits ein eiskalter Streber nach Macht und Ansehen, immer auf seinen Vorteil bedacht und einer der meistgehassten und skrupellosesten Massenmörder zwischen Rhein und Mosel“, resümierte Trieschnigg, die selbst in Bad Münstereifel lebt, am Ende ihrer Ausarbeitungen.

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