Wanderroute 283Tippeltour um die Chlodwig-Stele

Lesezeit 7 Minuten
Die gelbe Burg in Langendorf. (Bild: Squentz)

Die gelbe Burg in Langendorf. (Bild: Squentz)

Chlodwig schlachtete mit Sigibert von Köln die Alemannen. Alle Mann. Hier, auf der Wollersheimer Heide, vor den Toren Zülpichs. Das war 496, ein Jahr des Heils. Denn weil er in der Schule die Geschichte Konstantins so gut behalten hatte, stieg Chlodwig noch im selben Jahr bei St. Remigius zu Reims ins Becken und nahm den rechten Glauben an. So wurden die Franken katholisch. Und mit den Franken gleich das ganze Abendland.

Nun lässt sich „apud Tulbiacensium oppidum“ leicht behaupten, aber schwer nur auf der Karte wiederfinden: irgendwo bei Zülpich. Doch seit 1999 steht zum Gedenken an die Schlacht bei Langendorf am Rand der Heide eine Stele aus Granit des Kunstprofessors Ulrich Rückriem, acht Meter hoch und 35 Tonnen schwer. Unverrückbar. So wird der Glauben platterdings Gewissheit und die Flur zu Chlodwigs Schlachtplatte. Denn denken lässt sich immerhin, dass Sigibert dem Hinkenden just hier das Knie beschädigt wurde!

Weindorf Embke

Der Wahrheit der Geschichte kommen wir auf diesem schönen Weg nicht näher, wohl aber der Chlodwig-Stele auf dem Acker. An der Kirche St.-Agatha im alten Weindorf Embken machen wir uns auf den Weg. Von der „Liebergstraße“ folgen wir der „Alten Schulstraße“ nach rechts, vorüber am Gedenkstein für die jüdischen Bewohner des Dorfes. Dann mit der „Frohnhofstraße“ weiter, am Pfarramt vorüber und unten mit der „Neffeltalstraße“ rechts, dem kleinen Mühlenbach entgegen und vorbei „Am Quellchen“ mit dem Ziehbrunnen, gleichfalls im Diminutiv. Im Rechtsknick folgen wir bei „Rita's Taubenparadies“ (Haus 14) dem Fußweg weiterhin dem Wasser und auf dem Brückchen dann hinüber.

Dort geht es mit dem schwarzen Keil des „Wassermühlenwegs“ des Eifelvereins („4 a“) nach links, vorüber an Gleis 1 des alten Sackbahnhofs der Dürener Kreisbahn, einer Kleinbahn, die von 1911 bis 1957 Embken mit der weiten Welt verband, inzwischen ohne Gleis. Es geht am neuen Wasserwerk vorbei, über einen Weg hinweg und weiter bis zur nächsten Brücke. Hier verlässt uns bei Haus 60 (rechts) und der nächsten Brücke der markierte Wanderweg mit dem Keil nach halbrechts. Wir wandern weiter geradeaus am Bach entlang, dann kommen wir im Schwenk nach links über den Neffelbach hinweg und folgen nun dem breiten Weg, vorbei am grünen Strommast („Cremers Mühle“), vorüber an der schmucken Fachwerkmühle von 1760.

Als wir auch das kleine Klärwerk hinter uns gelassen haben, folgen wir dem asphaltierten Querweg geradewegs nach links, über den Mühlenbach hinweg und aufwärts in die freie Flur. An der Wegekreuzung steht bei einer Eiche eine Bank, ganz nach der Sonne ausgerichtet. Hier wenden wir uns rechts und wandern lange schnurgeradeaus. Reiher patrouillieren in den feuchten Feldern. Nach einem Kilometer schwenkt der Weg bei einer Eiche sacht nach rechts und bringt uns an die Kreisstraße heran. Hier wandern wir nun rechts, nach Juntersdorf. Wo rechts die „Embkener Straße“ abzweigt, vereinigen sich zur Linken der Mühlen- und der Neffelbach bei einem Kruzifix und einer Linde.

Wir folgen weiter der „Astreastraße“ in den Ort, die an eine der Braunkohlegruben im Zülpicher Revier erinnert. Schon in der Linksbiegung der Straße geht es vorüber an der alten Burg. Ein Franke namens Gunthar soll sie einst begonnen haben, zumindest hat er seinen Namen hinterlassen. So wie sie dasteht, geht die Burg zurück auf das 17. Jahrhundert und gehörte noch zum Besitz der Freiherren Berghe von Trips, als deren Graf Wolfgang im September 1961 in Monza im Ferrari in den Tod fuhr und 15 Zuschauer gleich mitriss.

Gleich hinter der Burganlage folgen wir dem Fahrweg rechts hinauf, noch ein paar Meter um die Burg herum und auf dem kastaniengesäumten Fahrweg sacht hinauf. Zur Rechten liegt der sogenannte „Seelenacker“, und weil meist Juntersdorf als Ort der Schlacht von Zülpich angenommen wurde, malen wir sie uns vielleicht auf diesen Acker aus. Nach 400 Metern stoßen wir auf einen Querweg und folgen hier nun noch einmal dem Wanderweg „4 a“ nach links. Oben überqueren wir die Straße linksversetzt und wandern weiter mit dem Fahrweg „Düttling“ oberhalb des Ortes weiter. Schön liegt zur Linken St. Gertrudis hoch über dem alten Ort. Wir wandern an der Abzweigung der „Pfarrer-Wachten-Straße“ noch vorüber. Beim letzten Gartengrundstück wenden wir uns rechts und haben nun dem Turm von Langendorf als Ziel.

Links unterhalb, zur Rechten oberhalb steht je ein fernes Kruzifix. Nach einem Dreiviertelkilometer stoßen wir bei einer Schlehenhecke auf einen Querweg. Links steht das türmereiche Zülpich, Tolbiacum, „die Wiege des Christenthums“ nach Gottfried Broix' Frakturschrift „zur vaterländischen Geschichte“ von 1842. Wir gehen rechts, hinweg über die Straße und dann 250 Meter weiter links. So kommen wir nach Langendorf, das an der „Eifelstraße“ seinen alten Namen „Langendorpht“ nicht umständlich begründen muss. Wir überqueren hier die Bundesstraße, gehen links und nehmen gleich darauf die „Schulstraße“ nach rechts. Das alte Schulgebäude von 1877 wurde 100 Jahre nach der Fertigstellung „Bürgerhaus“. Es geht noch an der Feuerwehr vorüber, dann folgen wir am Ortsrand der „Antoniusstraße“ nach rechts und erreichen so zuletzt die Langendorfer Burg mit Streuobstwiesen und Rapunzelturm zum Wasser hin.

Ihr gegenwärtiger Besitzer, ein Unternehmer und Erfinder, hat mit Hebekissen so viel Geld erlöst, dass etliches davon für Kunst und gute Zwecke übrigblieb, nicht nur für den schmucken Zaun um den gewaltigen Besitz und den Erhalt von Haus und Hof. Wir wandern an der Gartenfront entlang, dann rechts herum bis an den Wassergraben an der Vorburg. Linkerhand steht ebenfalls ein Werk des Steinbildhauers Rückriem: „Kubus“, ein kunstvoller Rahmen für den Windpark bei Vlatten.

Stele aus Granit

Wo wir auf das Sträßchen nach Bürvenich stoßen, sehen wir geradewegs vor uns, 400 Meter weit entfernt, die Chlodwig-Stele. Wir gehen rechts und überqueren dann die „Eifelstraße“ vor dem Ortseingangsschild von Langenburg und wandern mit dem Fahrweg gegenüber längs der Lagerhallen. Danach noch längs der Vogelhecke 150 Meter weiter, dann folgen wir dem Feldweg links bis an die Stele, deren galizischer Granit in hellem Rosa in den blauen Himmel ragt.

Bis 1953 war das Gelände, das wir uns als Schlachtfeld denken sollen, noch eben wie ein Pizzaboden. Der flache bewaldete Sockel, der vor uns und dem Horizont den Blick begrenzt, war eigentlich der Aushub aus dem Tagebaubetrieb bei Zülpich, an dessen Stelle jetzt zwei Badeseen blinken. Und die berühmte Schlacht ist hier wohl reichlich zweifelhaft: Die Alemannen lebten zwischen Bodensee und Elsass. Was hätten sie gesucht im Rheinland - außer ihren Tod? Chlodwig schlug sie später noch einmal: bei Straßburg. Vielleicht ist Zülpich gar nicht „Tulbiac“?

Wir gehen rechts, nach 150 Metern wieder links und einen halben Kilometer weit bis an den Sockel der Erhebung. Hier geht es links, nach 150 Metern rechts bis nahe an die Bundesstraße. Nun wenden wir uns rechts, passieren die weißgrüne Schranke und steigen erst danach nach links gemächlich auf den Sockel. Bald folgen wir dem Weg, der nur noch wenig steigt. Nach 800 Metern insgesamt dreht sich unser Weg nach rechts. Dann steigen wir im spitzen Winkel links hinab, auf den Wollersheimer Turm von 1903 zu und erneut durch eine Schranke. Unten dann verfolgen wir den Weg am Rand des alten Waldbestandes, vorbei am Handymast für Wollersheim und Embken und keine 100 Meter weiter geradeaus. Zur Linken liegt ein Fußballplatz, vor uns das Wollersheimer Flurstück „Auf der Heide“ - ein letztes Mal: der Schlachtplatz.

Hier gehen wir nach rechts, vorbei an einer Schranke in den Wald, hinab, bei einer Eiche aus dem Wald hinaus und geradewegs hinab, auf Embken zu mit seinen alten Gutshöfen und Ackerburgen und dem niedlichen Bahnhof zur Linken. So überqueren wir den Neffelbach, weiter geradeaus, im Ort dann links, nacheinander vorüber am „Paländer“ und „Palander Hof“ von „Anno 1337“ und mit der „Frohnhofstraße“ rechts zuletzt zurück zum Ausgangspunkt. Und wenn es nicht der Mantel der Geschichte war, der uns dort oben auf den Kieseläckern frisch umweht hat, stattdessen bloß der Eifelwind, so rührt uns hier in Embken immerhin sein Zipfel: Denn im „Frohnhof“, wo wir parken, wohnte einst Verona Feldbusch. Und hätte sie nicht in San Diego geheiratet, so hieße ihr Sohn vielleicht „Embken“!

KStA abonnieren