Wie werde ich ... Auktionator?

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„...und zum Dritten” - mit dem Hammer besiegelt der Auktionator am Pult das Geschäft.

„...und zum Dritten” - mit dem Hammer besiegelt der Auktionator am Pult das Geschäft.

Jeden Tag treten in Deutschland Auktionatoren in Aktion. Sie versteigern Waren aller Art: Fische, Rinder, Blumen und Gemüse, aber auch Briefmarken, alte Waffen, Orden, Oldtimer-Autos, Kunstwerke, Schmuck und Immobilien. Alter Hausrat, Fundsachen und Pfandstücke gehören ebenfalls dazu. Mit den Worten"...und zum Dritten" sowie dem leichten Schlag eines Holzhämmerchens besiegeln der Mann oder die Frau am Pult das Geschäft.

"Auktionator ist kein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf, er ist als Erstausbildung auch schwer vorstellbar", erklärt Hella Lüthvom Fachbereich Bildungspolitik des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) in Berlin. Das werde sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern. Eine kaufmännische Grundlage hält aber auch sie für eine sehr gute Voraussetzung.

Wer Auktionator werden will, muss beim zuständigen Ordnungsamt eine Genehmigung nach Paragraph 34 b der Gewerbeordnung beantragen. Diese wird nur erteilt, wenn der Antragsteller bestimmte Voraussetzungen nachweist. Bei Vorstrafen und ungeordneten finanziellen Verhältnissen bemüht sich ein Bewerber vergebens um solch eine Lizenz. Für Auktionen gibt es gesetzliche Vorschriften, die der Versteigerer dann einzuhalten hat.

Die berufliche Steigerung für einen Auktionator ist die öffentliche Bestellung zum Versteigerer durch die zuständige Behörde. Dafür sind mindestens fünf Jahre Berufspraxis notwendig sowie der Nachweis besonderer Sachkunde auf einem der zahlreichen Gebiete, in denen Waren versteigert werden. Immobilien setzen andere Kenntnisse voraus als beispielsweise Lebensmittel. Generalisten, die heute Blumen und morgen Gemälde versteigern, gibt es nicht.

In den Auktionshäusern für Kunst sind Kunsthistoriker mit abgeschlossenem Studium gefragt. Kaufmännisches Verständnis gilt als eine Voraussetzung. Dorothée Rather, promovierte Kunsthistorikerin, arbeitet als Sachverständige und auch Auktionatorin beim Auktionshaus Schopmann in Hamburg, des ältesten derartigen Unternehmens in Deutschland. Hier kommen wertvolle Gemälde ebenso unter den Hammer wie einfache Truhen. Die Stücke müssen zuvor von Fachleuten auf ihren Wert geschätzt werden.

Rather nennt als Beispiel Porzellan. "Das war im 18. Jahrhundert Luxusware und wurde häufig nur in kleinen Stückzahlen hergestellt. Doch die teuren Marken wurden schon von Anfang an kopiert und werden bis heute für echt angeboten oder für echt angesehen." Mit dem Wissender Experten soll eine Versteigerung von Fälschungen verhindert werden. Die Waren müssen geprüft und taxiert werden. Der Einlieferer erwartet auch Beratung, besonders was den zu erwartenden Mindestpreis angeht, zu dem das gute Stück ausgerufen werden soll.

Auktionshäuser schulen ihre Mitarbeiter für Versteigerungen. "Dann muss man sich da oben hinstellen und loslegen", sagt Markus Eisenbeis, Chef des renommierten Kunstauktionshauses VAN HAM in Köln und Vizepräsident des Bundesverbandes deutscher Kunstversteigerer (BDK). In der Vereinigung sind etwa drei Dutzend der führenden Unternehmen organisiert. "Der Kunstauktionshandel befindet sich in einer Boomphase", stellt er fest.

Genaue Angaben über die Zahl der Versteigerer in Deutschland kann Eisenbeis nicht machen. "Etwa 100 werden es sein", schätzt er. Seine Firma bildet qualifiziertes Personal selbst aus und ermöglicht die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und zur Einzelhandelskauffrau im Kunsthandel. "Natürlich ist hier ein großes Interesse für Kunst gefragt", sagt Eisenbeis. Voraussetzung für einen Ausbildungsplatz sind Mittlere Reife oder Abitur sowie Englisch in Wort und Schrift.

Wer als Auktionator erfolgreich sein will, muss verkaufen können. Er soll durch seine Persönlichkeit die Menschen inspirieren und zum Bieten anregen, heißt es bei den Versteigerern. Es gelte auch, die Gebote unter Kontrolle zu haben und den besten Preis zu erzielen. Der Zuschlag mit dem Hämmerchen - von Fachleuten "Gavel" genannt - und die flotten Sprüche der Auktionatoren sind nur die äußeren Zeichen einer Tätigkeit, die viel kaufmännisches Gespür erfordert.

Die Bezahlung für die Arbeit in den Auktionshäusern richtet sich nach der Qualifikation. Volontäre können mit anfangs 400 Euro und nach Einarbeitung mit 800 Euro rechnen. Für einfache Verkaufstätigkeiten und das Zuarbeiten liegt das Gehalt bei etwa 1500 Euro monatlich. Spitzenkräfte erreichen bis zu 6000 Euro. Erfolgreiche Auktionatoren der Spitzengruppe werden nicht selten Geschäftsführer oder gar Firmeninhaber.

Informationen: Bundesverband Deutscher Kunstversteigerer

Internet: www.kunstversteigerer.de

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