CharityDie soziale Seite des Karnevals

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„Lost Sister“-Präsident Boris Becker (li.) und Schatzmeister Ralf Ruppert (re.) überreichen „wir helfen“-Geschäftsführer Karl-Heinz Goßmann (2. von links) und KidS-Direktor Jürgen Haas einen symbolischen Scheck in astronomischer Höhe von 111111, 11 Euro.

„Lost Sister“-Präsident Boris Becker (li.) und Schatzmeister Ralf Ruppert (re.) überreichen „wir helfen“-Geschäftsführer Karl-Heinz Goßmann (2. von links) und KidS-Direktor Jürgen Haas einen symbolischen Scheck in astronomischer Höhe von 111111, 11 Euro.

Wäre der Begriff nicht schon vergeben, wäre man verleitet, sie in die „barmherzigen Schwestern“ umzutaufen. Gut, es geht um 24 Kölner Herren , die zudem weltlich ausfallen und auch ein bisschen schräg und schrill, aber eines haben sie mit den Ordensschwestern gemein: Die „Lost Sisters“ praktizieren Nächstenliebe, nehmen es mit der Güte, einer der vier Kardinaltugenden, sehr ernst. So haben sich die Mitglieder der Karnevalsgesellschaft von Beginn an auf die Fahne geschrieben, mit Gaudi Gutes zu tun – für Kinder und Jugendliche unserer Stadt, die auf Unterstützung angewiesen sind.

Roberto Blanco trat 2012 in der „Jeckenklinik“ auf.

Roberto Blanco trat 2012 in der „Jeckenklinik“ auf.

Jecke Spendensumme

An Weiberfastnacht übertrafen sich die „verlorenen Schwestern“ mit Hilfe ihrer Sponsoren (WVM Immobilien, CG Gruppe AG, Unternehmensgruppe Hagedorn und Andreas Fahl Medizintechnik-Vertrieb GmbH) und ihrer 2800 Gäste selbst – und spendeten insgesamt 301 111,10 Euro für bedürftige Jungen und Mädchen unserer Stadt. Zusätzlich zu den 25 Euro pro verkaufter Karte für ihre Karnevalsparty „Jeckenklinik am Rhing“ gaben die Lost Sisters auch den Reinerlös weiter. 111 111, 11 Euro der Gesamtspendensumme sind für „KidS“, die Kinder- und Jugendpädagogische Einrichtung der Stadt Köln und für „wir helfen“ bestimmt.

Die sozialen Schwestern auf ihrer Intensivstation.

Die sozialen Schwestern auf ihrer Intensivstation.

Soziales Tandem

Mit der Aktion des Kölner Stadt-Anzeiger für Kinder in Not verbindet die „Schwestern“ eine lange Tradition, die zurück geht ins Jahr 2004, als die „Lost Sisters“ mit „Schön schräg und spendabel“ Schlagzeile machen. Es ging um ihre erste Benefiz-Sause „Jeckenklinik am Rhing“ am 19. Februar 2004 – die die Deutzer Rheinterrassen bis heute in eine Intensivstation für Jecken verwandelt.

Party mit Suchtpotenzial

Dort verabreichten die „verlorenen Schwestern“ ihren zu dieser Zeit noch 750 Gästen erstmals einen Medikamenten-Cocktail, der auf keinem ärztlich ausgestellten Rezept zu finden sein wird: Weil er süchtig macht, zum Feiern und zur Fürsorge animiert – bis der Arzt kommt, versteht sich. Der erste Spendenscheck in Höhe von 3000 Euro ging damals schon an „wir helfen“.

Rekordverdächtig

1 358 000 Euro hat der selbst ernannte , gemeinnützige Karnevalsverein „Lost Sisters e.V.“ seit seiner Gründung im Jahr 2003 an Kölner Einrichtungen für benachteiligte Kinder und Jugendliche gespendet (unter anderem: „wir helfen e.V.“ , Kölsche Fründe e.V.“, „Zartbitter e.V.“, „Der Sack e.V.“, „Wir für Pänz e.V.“, „Fips e.V.“, Drogenhilfe Köln, „Villa Kunterbunt“, „Wir helfen Kindern“ (RTL).

Das die Medizin der „Lost Sisters“ hohes Suchtpotenzial birgt, beweist allein die Tatsache, dass die „Jeckenklinik am Rhing“ an diesem Weiberfastnachts-Donnerstag ihre 16. Wiederholung feierte. Auf dem Programm standen ... Eigentlich alle, die auf keiner Kölner Karnevalsparty-Agenda fehlen dürfen – unter anderem: Bläck Fööss, Brings, Die Höhner, Kasalla, Querbeat, Cat Ballou, Klüngelköpp, Björn Heuser, DJ Fishi, Guildo Horn und Quersallou. Und auch das kleine und große Kölner Dreigestirn: Prinz Marc I., Bauer Markus und Jungfrau Catharina marschierten ein.

Werbeplakat der ersten Benefiz-Party im Februar 2004

Werbeplakat der ersten Benefiz-Party im Februar 2004

Junggesellenabschied in Athen

Doch zurück zu den Anfängen – und damit weit in den warmen Süden nach Athen, wo 18 Kölner Unternehmer, Führungskräfte und Manager aus den Bereichen Marketing, Event, Industrie, Immobilien und Medien im November 2000 bei einem Junggesellen-Abschied feststellen, dass sie zweierlei verbindet: Eine positive Karnevals-Hysterie – und ein phänomenales Herz für Kinder in Not.

Festgestellt, getan: Für die kommenden zwei Sessionen erproben die wilden 18 ihre jecken Gene als Krankenschwester-Formation im Küppers Brauhaus – bis sie im Winter 2002 beim alljährlichen Gänse-Essen beschließen, eine eigene Karnevals-Party aus der Taufe zu heben, die beides ist: Närrisch und nächstenliebend.

Die „Lost Sisters“ sind vom ersten Tag an im Einsatz für „wir helfen“

Die „Lost Sisters“ sind vom ersten Tag an im Einsatz für „wir helfen“

Gaudi & Gutes

Die Idee, mit Gaudi Gutes zu tun und damit der gemeinsamen Heimatstadt Köln etwas zurückzugeben, nimmt Fahrt auf und mündet 2003 in der Gründung eines Vereins mit inzwischen 24 Mitgliedern, der innerhalb von wenigen Wochen am 19. Februar 2004 im Obergeschoss der Rheinterrassen seine erste Benefiz-Party über die Bühne bringt – die inzwischen auch dazu beiträgt, dass die „Lost Sisters“ eine aus Köln nicht mehr wegzudenkende soziale Institution geworden sind. Jahr für Jahr, und zwischendrin, helfen deren Mitglieder dabei, benachteiligten Kindern eine lebenswerte Zukunft zu bieten.

Gemeinsam ermöglichen die Lost Sisters und „wir helfen e.V.“ – auf dessen Konto in all der Zeit mehr als 340 000 Euro von den sozialen „Schwestern“ gewandert sind – unter anderem Jungen und Mädchen, die in den Kinder- und Jugendpädagogischen Einrichtungen der Stadt Köln (KidS) leben, regelmäßige Sommerurlaube und andere Freizeitaktivitäten, psychisch kranken Jungen und Mädchen neue (Freizeit)- Angebote in der „Villa Kunterbunt“, und vieles, vieles mehr.

Liost Sisters 2017_Banneyer

2017 überreichen die Lost Sisters 45 000 Euro an "wir helfen"

Seit 2011 sind die Lost Sisters offizieller Partner des RTL-Spendenmarathons („Wir helfen Kindern“) und unterstützen das Projekt „breakfast4kids“, das Kölner Grundschülern kostenlose Pausenbrote ermöglicht.

Lost Sisters 2009_Bause

"Lost Sisters" zu Besuch im DuMont-Verlagshaus in der Amsterdamer Straße

Bleibt zu wünschen, dass die Devise der Lost Sisters „Karneval hilft“ noch vielen tausend Kölnern Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen wird.

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