AltersvorsorgeZurich stößt Bestand an Lebensversicherungen ab

Logo der Versicherungsgruppe Zurich Deutschland an einem Gebäude in Köln
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Köln – Der Schweizer Versicherungskonzern Zurich will sich von mehreren Hunderttausend Lebensversicherungsverträgen in Deutschland trennen. Rund 720 000 Verträge der Konzerntochter Deutscher Herold würden an den Abwickler Viridium aus Neu-Isenburg bei Frankfurt übertragen, teilten beide Unternehmen am Freitag mit. Dabei gehe es um klassische Verträge mit Garantiezins und einem verwalteten Vermögen von rund 21 Milliarden Euro. Viridium soll die Verträge bis zum Ablauf fortführen. Die Finanzaufsicht Bafin muss die Übertragung noch genehmigen.
Mit der Entscheidung folgt Zurich dem Weg anderer Lebensversicherer, die bereits klassische Verträge an Viridium und andere sogenannte Run-off-Unternehmen abgestoßen haben. Für das Unternehmen ist es die fünfte Übernahme innerhalb von acht Jahren und die zweitgrößte nach Generali Leben. Der Kaufpreis für das Zurich-Portfolio lag einem Insider zufolge bei etwas weniger als einer halben Milliarde Euro. Die Beteiligten wollten sich dazu nicht äußern.
Lebensversicherung ist Auslaufmodell
Die Versicherer haben angesichts jahrelanger Niedrigzinsen enorme Schwierigkeiten, die in den Altverträgen garantierten hohen Zinsen am Kapitalmarkt zu erwirtschaften. Die klassische Lebensversicherung mit Garantiezins ist damit zum Auslaufmodell geworden. Deshalb haben einige Versicherer die Bestände bereits abgestoßen, was bei vielen Kunden für Verunsicherung gesorgt hatte. Stattdessen konzentrieren sie sich bei Lebens- und Rentenversicherungen auf fondsgebundene Verträge und andere Produkte mit abgespeckten Garantien.
Was heißt das für Kunden?
Dass solche Modelle für die Kunden zwangsläufig Nachteile mit sich bringen müssen, sehen Verbraucherschützer nicht. Denn im Falle eines Verkaufs muss eine neue Gesellschaft mit Sitz in Deutschland gegründet werden, in die die Policen überführt werden. Damit unterliegt das Unternehmen nicht nur deutschem Recht, sondern auch der Finanzaufsicht Bafin, die darauf achtet, dass die Interessen der Verbraucher in vollem Umfang gewahrt werden. Im Falle einer Insolvenz würde zudem die private Auffanggesellschaft der Lebensversicherungsbranche Protektor einspringen.
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Die Versicherer argumentieren, dass die Verträge bei externen Verwaltern mit deutlich geringeren Kosten als bislang betrieben werden können. An den Kosten-Überschüssen müssen die Plattformen ihre Kunden dann beteiligen. Ob dies immer in vollem Umfang geschieht, ist umstritten. Eher vermuten Verbraucherschützer, dass in einigen Fällen nur noch die Garantiezinsen gezahlt würden.
Akuten Handlungsbedarf für die Kundinnen und Kunden gibt es in der Regel nicht. Anstatt gut verzinste Verträge überstürzt zu kündigen, sollten sich Verbraucher zunächst unabhängig beraten lassen. (mit dpa)