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Analyse zum neuen MobilfunkstandardSo geht es mit dem Aufbau der 5G-Netze voran

3 min
Mobilfunkmast

Mobilfunkmast in Köln

  1. Nachdem im letzten Jahr die ersten Städte ans 5G-Netz angeschlossen wurden, startet der Ausbau jetzt auch in der Fläche – auch in NRW.
  2. Die Netzbetreiber sind unterschiedlich weit mit ihren Plänen und verfolgen sehr unterschiedliche Strategien. Wir erläutern diese.
  3. Ein Experte beantwortet außerdem die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, schön einen 5G-Vertrag zu buchen.

Köln – Vodafone Deutschland startet den Ausbau seines 5G-Netzes in der Fläche. Gleichzeitig kündigt die Deutsche Telekom eine 5G-Offensive an. Was es damit genau auf sich hat, ob es sich bereits jetzt lohnt, 5G-Tarife zu buchen, und wie weit die Netzbetreiber beim Ausbau des neuen Mobilfunkstandards sind – alle wichtigen Fragen und Antworten:

Was genau hat Vodafone angekündigt?

Nachdem Vodafone sein 5G-Netz im Juli des vergangenen Jahres vor allem in Städten in Betrieb genommen hatte, zieht der Düsseldorfer Telekommunikationsanbieter jetzt mit 5G-Antennen auf dem Land nach. Im Hochsauerlandkreis wurde das Netz an fünf Standorten gestartet, an denen bislang nur geringe Geschwindigkeiten verfügbar waren, außerdem in fünf Gemeinden in Baden-Württemberg und Brandenburg.

Die neuen Antennen funken auf einer Frequenz von 700 Megahertz mit einer Maximalgeschwindigkeit von 200 Megabit pro Sekunde und haben eine Reichweite von bis zu acht Kilometern. Bislang lief das 5G-Netz lediglich auf einer Frequenz von 3,5 Gigahertz – dabei sind zwar höhere Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde möglich, die Reichweite beträgt jedoch nur einen Kilometer. Diese Frequenz eignet sich also eher für Städte.

Eine weitere Besonderheit der neuen Antennen ist eine Technik namens „Dynamic Spectrum Sharing“ (DSS), die es ermöglicht, dass Antennen sowohl 4G als auch 5G bedienen, je nachdem welche Tarife in der Nähe befindliche Nutzer gebucht haben. Vodafone will die neue Technik und neue Frequenz nutzen, um von aktuell 300 bis Ende des Jahres auf bundesweit 8000 5G-Antennen zu kommen.

Wie kontert die Deutsche Telekom den Start bei Vodafone?

Beim Start des 5G-Netzes hatte Vodafone vergangenes Jahr bereits die Nase vorn, da wollte die Telekom beim Ausbau in der Fläche wohl nicht erneut schweigend dem Konkurrenten zuschauen. Der Bonner Konzern kündigte zumindest an, 5G noch in diesem Jahr für mehr als die Hälfte der Bevölkerung zur Verfügung stellen zu wollen – und will dafür ebenfalls die DSS-Technik nutzen. Der weitere Ausbau starte „in den kommenden Wochen“, teilte die Telekom mit.

Aktuell betreibt sie 450 Antennen in acht deutschen Städten: Köln, Bonn, Berlin, Darmstadt, Frankfurt, Hamburg, Leipzig und München. 2020 soll der neue Mobilfunkstandard in mehr als 20 Städten verfügbar sein, darunter in den 16 Landeshauptstädten. Die Zahl der Antennen werde bis Ende des Jahres vierstellig sein, heißt es von der Telekom.

Wie steht es um die 5G-Netze der anderen Anbieter?

Telefónica Deutschland (O2) und 1&1 Drillisch liegen deutlich hinter den zwei großen Wettbewerbern zurück. So startet Telefónica sein 5G-Netz erst in diesem Jahr. Den Anfang machen die Städte Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt – diese sollen bis Ende 2021 in großen Teilen versorgt sein.

Der neue Netzanbieter 1&1 Drillisch, der bislang über kein eigenes Mobilfunknetz verfügt hat, ist naturgemäß noch nicht so weit wie die etablierte Konkurrenz. So ist dessen 5G-Netz noch überhaupt nicht in Betrieb: „Wo und wann genau die erste Antenne stehen soll, ist dabei noch nicht final festgelegt“, heißt es auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Welche Vorgaben gelten beim Aufbau der 5G-Netze?

Die Bundesnetzagentur hat den Teilnehmern der 5G-Auktion im vergangenen Jahr Vorgaben für den Netzaufbau gemacht: Dazu gehört etwa, dass bis Ende 2022 mindestens 98 Prozent der Haushalte je Bundesland mit mindestens 100 Megabit pro Sekunde versorgt werden, ebenso alle Bundesautobahnen und Schienenwege mit mehr als 2000 Fahrgästen pro Tag.

Gibt es bereits 5G-Tarife?

Musste die 5G-Option im vergangenen Jahr noch dazugebucht werden, ist sie inzwischen bei einzelnen Tarifen sämtlicher Anbieter inklusive, auch wenn nur zwei von vier ihre Netze gestartet haben. Bei der Telekom, Vodafone und O2 kosten sie ab knapp 40 Euro monatlich, 1&1 ist zehn Euro günstiger.

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Lohnt es sich überhaupt schon, einen 5G-Tarif zu buchen?

Torsten Gerpott, Telekommunikationsexperte und Professor der Universität Duisburg-Essen, hat dazu eine klare Meinung: „5G-Tarife lohnen sich aus meiner Sicht derzeit nur in den allerseltensten Ausnahmefällen, weil 5G-Infrastruktur erst in recht kleinen Pilotregionen in einzelnen Ballungsgebieten verfügbar ist“.