2024 warnten Geheimdienste vor einem Anschlag auf Armin Papperger. Linke Demonstranten wollen jetzt vor seiner Villa demonstrieren.
Demo vor Privathaus geplantDer Rheinmetall-Chef wird geschützt wie der Bundeskanzler

Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, bei einem Besuch des Rheinmetall-Werks in Unterlüß.
Copyright: Michael Matthey/dpa
Der Personenschutz für Rheinmetall-Chef Armin Papperger gleicht jenem für den Bundeskanzler. Seit Geheimdienste vor Attentatsplänen durch russische Geheimdienstkreise auf den 62-jährigen Vorsitzenden des größten deutschen Rüstungskonzerns im Sommer 2024 warnten, gilt an seinem Privathaus in der Nähe von Düsseldorf ein hoher Sicherheitsgrad. Wenn der Manager auf Reisen geht, begleiten ihn nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ Personenschützer der Polizei und Mitarbeiter aus seiner Sicherheitsabteilung.
Seit dem Überfall der russischen Föderation auf die Ukraine vor dreieinhalb Jahren hat die deutsche Rüstungsschmiede die Zusammenarbeit mit Kiew sukzessive ausgebaut. Rheinmetall liefert militärisches Gerät wie Panzer und Munition an die Ukraine.
Papperger lebt seit Jahren mit Anschlagsgefahr
Die hiesigen Geheimdienste und das Nato-Verteidigungsbündnis haben den Konzern-Chef zu einer der Hauptzielpersonen des russischen Autokraten Wladimir Putin eingestuft. Zu Jahresbeginn hatte ein hochrangiger Nato-Beamter bestätigt, dass Russland Papperger töten wollte. Dieser Plan fügte sich demnach in eine Strategie ein, wichtige Persönlichkeiten der Verteidigungsindustrie in Europa auszuschalten.
Alles zum Thema Polizei Köln
- Verwahrlosung Mehrere neue Standorte für Drogenkonsumräume in Köln in der Diskussion
- Dank Zeugen Polizei Köln stellt mutmaßlichen Autohehler
- „Phönix-Projekt“ Wie die Kölner Lichter nach sechs Jahren Pause zurückkehren
- Fall am Kölner Landgericht Kunde sprach von K.o.-Tropfen und Raub: Freispruch für Prostituierte
- „Wir hassen den 1. FC Köln“ Unbekannte überkleben mehr als 60 Wahlplakate von Grünen und CDU
- Nächster „Drogenkrieg“-Prozess Geiselnahme in Lagerhalle – Anwälte sehen nur geringen Tatbeitrag
- „Kölner Drogenkrieg“ Das Vorstrafenregister von „Schlüsselfigur“ Sermet A. – Sicherungsverwahrung droht
Deutsche und amerikanische Geheimdienste konnten einen Mordanschlag auf Papperger verhindern. Seither aber steht der Vorsitzende von Rheinmetall unter ständiger Bewachung. Seit Jahren lebt Papperger mit der Anschlagsgefahr. Als der Manager am 10. Juni 2024 in der Westukraine mit Industrieminister Oleksandr Kamyschin ein Reparatur-Zentrum für Leopard- und Marder-Panzer eröffnete, posierte er mit einer Schussweste.
Nach und nach baut der Rheinmetall-Lenker die Unternehmensgruppe zu einem der Global Player im Rüstungsgeschäft aus. Von den jährlich geplanten Ausgaben der Bundesregierung für die Verteidigung in Höhe von 155 Milliarden Euro will er sich einen großen Kuchen abschneiden.
Am Mittwoch wird Rheinmetall in Unterlüß in der Lüneburger Heide das größte Munitionswerk mit Politprominenz eröffnen. Unter anderem haben sich Verteidigungsminister Boris Pistorius und Vizekanzler Lars Klingbeil (beide SPD) angesagt. In Zeiten der Bedrohung durch Russland geht es darum, die nationale Sicherheitsvorsorge zu stärken. 200.000 Schuss Artilleriemunition pro Jahr sollen hier gefertigt werden sowie 1900 Tonnen Sprengstoff, Raketenantriebe und Gefechtsköpfe. Binnen eines Jahres stellte Rheinmetall das Werk mit 500 Mitarbeitern auf die Beine. Kosten: 400 Millionen Euro.
Spätestens seit dem Ukraine-Krieg rückt die deutsche Rüstungsindustrie aus ihrem Schattendasein heraus, allen voran Rheinmetall. Im Konzern heißt es: „Wir erleben immer mehr Zuspruch, die Proteste gegen unser Unternehmen gehen deutlich zurück“.
Doch es gibt sie. Das Protestbündnis „Rheinmetall Entwaffnen“ macht mobil. Am 28. August wollen linke Aktivisten vor dem Haus des Konzern-Chefs demonstrieren. Seine Privat-Adresse wurde bereits im Netz veröffentlicht. Schließlich trage der Vorstandschef persönliche Verantwortung für unzählige tote Zivilisten, die durch Rheinmetall-Waffen sterben, lautet der Vorwurf.
Protestcamp in Köln verboten
Nun ist es umstritten, ob das Versammlungsrecht eine Demo vor einem privaten Anwesen erlaubt. Ein Konzernsprecher von Rheinmetall kritisierte gegenüber dieser Zeitung das Vorgehen der Protestler scharf: „Die Meinungs- und die Versammlungsfreiheit sind wichtige Grundrechte in unserer Demokratie. Mit Produkten für die Sicherheitsvorsorge leistet Rheinmetall in Deutschland einen relevanten Beitrag dazu, eben diese freiheitlich demokratische Grundordnung zu schützen“, so seine Erklärung. „Zudem leisten wir wichtige Beiträge für die Ausrüstung der Streitkräfte in Europa und zur Selbstverteidigung der Ukraine. Wir respektieren das Recht zur freien Meinungsäußerung und lassen auch kritische Positionen Andersdenkender gelten. Keinerlei Verständnis hingegen haben wir dafür, wenn dazu aufgerufen wird, Menschen in ihrem privaten Umfeld aufzusuchen, um sie beispielsweise zu nötigen oder zu bedrängen.“
Ob es dazu kommen wird, ist noch nicht entschieden. In Köln war ein Protestcamp des Protestbündnisses „Rheinmetall Entwaffnen“ im Grüngürtel vom 26. bis zum 30. August durch die Polizei und das Verwaltungsgericht verboten worden. Offenbar rechnet man mit ähnlicher Randale wie bei Kundgebungen in Kassel 2022 und in Kiel 2024. Inzwischen hat das Oberverwaltungsgericht Münster nach Angaben einer Justizsprecherin in letzter Instanz das Camp mit etwa 500 Teilnehmern nahe dem Colonius dann doch zugelassen. Das Verbot des Protestcamps erweist sich als rechtswidrig, weil es die Versammlungsfreiheit des Antragstellers verletzt, lautet die Begründung.
Offen ist derzeit noch, ob der angedachte Aufzug am 28. August vor der Villa des Rheinmetall-Vorsitzenden stattfinden darf. „Aufgrund themengleicher Versammlungen“ im Grüngürtel und am Wohnort des Konzernchefs steuert die Kölner Polizei die Einsätze. Der Antrag auf einen Protestzug vor das Anwesen Pappergers werde nun „durch die Versammlungsbehörde der Polizei Köln geprüft“, berichtete ein Polizeisprecher.
Nur selten spricht Armin Papperger selbst über die Risikolage. Auf der Bilanzpressekonferenz im Frühjahr 2025 betonte er kurz und knapp: „Die Bundesrepublik Deutschland sorgt dafür, dass ich gut geschützt bin, und ich fühle mich auch wohl.“