Bei Glyphosat, Personalabbau, VorstandBayer-Konzern steht jetzt an einem Scheideweg

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Bayer Konzern Symbolbild

Das Bayer-Logo (Symbolbild)

  • Bayer steht vor einem Vergleich mit Glyphosat-Klägern, der die Zukunft des Unternehmens mitbestimmt.
  • Welche Auswirkungen der Ausgang der Verhandlungen haben könnte, zeigt unser Autor in seinem Kommentar auf.
  • Er fordert von Bayer, sich den eigenen Ansprüchen gemäß zu verhalten.

Leverkusen – 2020 wird für Bayer zu einem Jahr der wegweisenden Entscheidungen, das hat die Pressekonferenz zur Bilanz des vergangenen Jahres eindrücklich gezeigt. Am stärksten drängt sich die Frage nach einem Vergleich mit Zehntausenden US-Klägern auf, die Bayers Unkrautvernichter Glyphosat für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen: Bayers Anwälte müssen eine wirtschaftlich tragfähige Lösung aushandeln, damit Bayers Schuldenberg dem Konzern nicht über den Kopf wächst, gleichzeitig mit einer Milliarden-Zahlung aber auch für einen möglichst endgültigen Abschluss des Rechtskomplexes rund um das Pflanzengift sorgen.

Vom Gelingen der Rechtsanwälte hängt wiederum die Zukunft Werner Baumanns ab. Der Bayer-Chef und Architekt des 57 Milliarden Euro teuren Monsanto-Kaufs ist nur dann dauerhaft haltbar, wenn ein Vergleich den Konzern nicht über viele Jahre dermaßen finanziell belastet, dass dessen Handlungsfähigkeit eingeschränkt wird.

Was Bayer schlecht stünde

Es stünde Bayer schlecht, wenn Infrastruktur in großem Stil verkauft und noch mehr Personal als bislang sowieso schon abgebaut werden müsste. Wenn schließlich noch wichtige Investitionen aufgeschoben werden müssten, um den Glyphosat-Vergleich zu finanzieren, könnte Baumann noch so intensiv die langfristige Logik der Monsanto-Übernahme betonen – die Luft würde für ihn immer dünner. Zumal Baumanns enger Vertrauter Werner Wenning Ende April den Vorsitz im Aufsichtsrat abgibt und seine schützende Hand dann nicht mehr über den Protegé halten kann, wie er es nach der desaströsen Hauptversammlung 2019 noch getan hat.

Darüber hinaus entscheidet sich in diesem und den kommenden Jahren, ob es Bayer gelingt, sein ramponiertes Image aufzupolieren. An den deutschen Standorten, allem voran in Leverkusen, hat es Bayer bei der Art des Stellenabbaus in der Hand. Wenn der Konzern sein Versprechen hält, nicht mehr benötigtes Personal entweder mit großzügigen Abfindungen in die vorzeitige Rente zu schicken oder tatsächlich in anderen angesehenen Unternehmen nahe des Wohnorts unterzubringen, wird das Vertrauen in den Arbeitgeber und die Marke gestärkt. Die Leverkusener dürfen bei ihren Bemühungen um Trennung auf faire „Bayer-Art“ nicht nachlassen.

Vorstandsgehälter an Nachhaltigkeit gekoppelt

Ebenso wenig wie bei der Verfolgung der Nachhaltigkeitsziele. Dass die Vorstandsgehälter nun an deren Erreichung gekoppelt werden, ist ein wichtiger Schritt, um Verbrauchern, Kunden und Investoren zu vermitteln, wie wichtig Bayer nachhaltiges Wirtschaften tatsächlich ist. Nun muss der Konzern aber auch konkrete Projekte vorlegen, nicht nur hehre Ziele verkünden.

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Bayer hat es in der Hand, die Probleme rund um Glyphosat weitgehend hinter sich zu lassen sowie als trotz aller Kapriolen vertrauenswürdiger Arbeitgeber und auch sozial wertvolles Unternehmen wahrgenommen zu werden. Treffen die Leverkusener in diesem Jahr die richtigen Entscheidungen, tritt Bayer gestärkt aus der Konzernkrise hervor. Unterlaufen der Führung um Werner Baumann aber neuerliche Fehler, verkommt Bayer zu einem Unternehmen, das zwar stets höchste Ansprüche formuliert, ihnen aber nur selten gerecht werden kann.

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