NRW-Firmen im Betreuungs-CheckWelche Unternehmen Kita-Plätze haben – und welche nicht

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  • Wir haben bei 57 Unternehmen aus dem Rheinland nachgefragt, ob sie ihre Mitarbeiter bei der Kinderbetreuung unterstützen.
  • Manche der Firmen sind sehr gut aufgestellt, andere bieten überhaupt nichts an.
  • Wir verraten, welche Arbeitgeber familienfreundlicher sind als andere.

Köln – Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nimmt bei vielen Arbeitgebern im Rheinland eine immer größere Rolle ein. In einer Umfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ unter 57 Unternehmen aus der Region gaben nun 35 Firmen an, entweder eine eigene Kindertagesstätte zu betreiben oder in anderer Form Eltern bei der Kinderbetreuung zu unterstützen. 16 Unternehmen gaben an, keine Form der Kinderbetreuung anzubieten. Sechs Unternehmen machten keine Angaben. Die Ergebnisse sind zwar nicht repräsentativ, bieten aber einen guten Überblick über die verschiedenen Angebote, die Firmen ihren Angestellten machen können.

Dass diese Angebote gemacht werden müssen, bestätigt Jasna Rezo-Flanze, Leiterin der Fachkräftesicherung der Industrie- und Handelskammer Köln: „Wir stellen in der Fachkräfteberatung zunehmend fest, dass die junge Generation sehr viel Wert darauf legt, flexibel arbeiten zu können.“ Dazu gehöre auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sagt Rezo-Flanze: „Wenn Unternehmen nach Fachkräften suchen, sollten sie nicht nur über die Höhe des Gehalts nachdenken, sondern auch darüber, wie familienfreundlich sie sind.“

17 Betriebe mit eigenen Kindertagesstätten

Eigene Kindertagesstätten gibt es bei 17 der befragten rheinischen Unternehmen. Dazu gehört beispielsweise Bayer mit fünf Einrichtungen im Leverkusener Stadtgebiet mit insgesamt 285 Betreuungsplätzen und 70 weiteren Plätzen in einer Kita in Monheim, wo die Zentrale der Pflanzenschutzsparte ihren Sitz hat.

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Wer bietet was?

Eigene Betreuung: Metro, Ströer, Tüv Rheinland, Vodafone, Rhein-Energie, Rewe-Gruppe, Fond Of, Henkel, Uni Köln, Lanxess, Vaillant, Axa, Dt. Telekom, Dt. Bahn, Deutz, Bayer

Kooperation mit externen Kita-Betreibern: Ford, Gothaer, DLR, Dt. Post, DEVK, RWE, DEG, DSHS

Unterstützung bei der Suche: GAG, Kölnmesse, Studitemps, Netcologne, Covestro, KVB, Ineos, Carglass

Andere Angebote, z.B. Eltern-Kind-Zimmer, Home Office: Yello, Pixum, Berner Group, Trusted Shops, Congstar

Keine Betreuung: Eurowings, AWB, EA, Toyota, Pfeifer & Langen, Ceconomy, Butlers, HRS, Flughafen Köln/Bonn, Stadt Köln, Klosterfrau, Dorint, Vapiano

Keine Angabe: Microsoft, Obi, Bastei Lübbe, Indus, Matratzen Concord, QSC

Aus den Antworten der Unternehmen lässt sich unterdessen ableiten, dass die Wahrscheinlichkeit eigener Kitas steigt, je größer ein Betrieb ist. In Köln zählen zu den Arbeitgebern mit eigener Einrichtung Ströer, Tüv Rheinland, Rhein-Energie, die Unternehmen der Rewe-Gruppe, Fond Of, die Kölner Universität, Lanxess und Axa. In Düsseldorf betreiben Metro, Vodafone und Henkel eigene Kitas, in Bonn die Deutsche Telekom.

„Hoppelhasen“, „Glühwürmchen“ und „Paramecium“

Ein weiteres regionales Unternehmen mit Betriebskindergarten ist der Heiztechnik-Hersteller Vaillant aus Remscheid. Vaillant betreut täglich von 7 bis 17 Uhr die Kinder seiner Mitarbeiter und der Anwohner aus dem Stadtteil im Alter von null bis sechs Jahren – auch in der Ferienzeit. Mit dem an das Firmenlogo angelehnten Namen der Kita, „Hoppelhasen“, gehört die Remscheider Firma auch zu jenen Arbeitgebern, die die Betreuungseinrichtung an den Namen, das Maskottchen oder das Geschäft des Konzerns anlehnen. Lanxess betreibt eine Kita namens „Xkids“, die Rhein-Energie nennt ihre Kita „Glühwürmchen“, die Rewe-Gruppe „Rewelinos“, der Tüv „Tüvtel Kids“, die Uni Köln „Paramecium“ – der wissenschaftliche Name des Einzellers Pantoffeltierchen.

In ihrem Angebot unterscheiden sich die befragten Unternehmen: Häufig liegt der Fokus auf der Betreuung von Unter-Dreijährigen. Das trifft beispielsweise auf die Rhein-Energie und den Kölner Motorenbauer Deutz zu. Letzter hat zwar keine eigene Betriebskindertagesstätte, stellt jedoch zwei Tagesmütter an, die bis zu neun Kinder betreuen. Der Düsseldorfer Handelskonzern Metro betreut 240 Kinder ab vier Monaten sowohl in deutscher als auch englischer Sprache, da auch internationale Mitarbeiter das Angebot nutzen. Der Tüv Rheinland hat zwei Gruppen für Kinder unter drei Jahren und eine Gruppe für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Zusätzlich bucht das Unternehmen Belegplätze in anderen Kindertagesstätten, da das hauseigene Angebot nicht den gesamten Bedarf deckt.

Eine lange Tradition hat der Betriebskindergarten des Kosmetik- und Waschmittel-Herstellers Henkel in Düsseldorf. Dieser sei bereits 1940 eröffnet worden, teilt ein Henkel-Sprecher auf Anfrage mit. Heute bietet das Unternehmen 240 Betreuungsplätze für Kinder im Alter von vier Monaten bis zum Schuleintritt an.

Ford schloss 2018 die Kita

Unternehmen ohne eigene Kitas bieten zumeist Unterstützung bei der Suche nach Betreuungsplätzen an oder halten in externen Einrichtungen Plätze vor. So entschlossen sich die Ford-Werke im Jahr 2016, ihre Betriebs-Kita „Ford Pänz“ auf dem Firmengelände zu schließen. Die meisten Beschäftigten hätten einen Kindergartenplatz in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft bevorzugt, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Seitdem kooperiert Ford mit einem externen Anbieter von Kita-Plätzen, bei dem ein festes Kontingent gebucht wurde.

Ähnliche Kooperationen sind auch die Gothaer Versicherung, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Deutsche Post, DEVK, Covestro, Deutsche Bahn, RWE, die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) sowie die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) eingegangen.

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Andere Unternehmen bieten zwar weder externe noch eigene Betreuungsplätze, sind aber bei der Gestaltung der Arbeit flexibel, beispielsweise durch die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten. Andere Firmen haben sogenannte Eltern-Kind-Zimmer – voll eingerichtete Arbeitsplätze, die zusätzlich ausgestattet sind mit Spielzeugen, Büchern, Kinder-DVDs oder Malstiften. Diese Räume können meist spontan genutzt werden, etwa wenn Kitas geschlossen bleiben, wie zuletzt während des Sturmtiefs „Sabine“. Das Immobilienunternehmen GAG bietet beispielsweise ein solches Zimmer, ebenso die Rewe-Gruppe, die Kölner Messe, Trusted Shops, KVB, DEG und Congstar.

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